Wieder einmal …
… ein Foto, bei dem man nicht recht weiß, ist’s ein ganzes oder doch nur ein halbes Rätsel … in jedem Fall ist es aber eine interessante Aufnahme. Wir sehen einige Arbeiter, die mit vereinten Kräften eine mächtige Holzkonstruktion anheben (oder geht es darum, sie vorsichtig herabzulassen?). Daneben stehen schon ein, zwei ähnliche Holzteile auf der Straße… auch ein LKW mit Zwillingsbereifung ist zu erkennen. Aber wo wird hier gebaut? Weit und breit sind keine Anzeichen für eine (Groß)Baustelle zu sehen. Allerdings fehlt uns der „Gegenschuss“, denn es könnte ja in unserem Rücken gebaut werden… Vielleicht hilft uns aber auch die Frage nach dem Aufnahmeort weiter? Ihr Fall, liebe Rätselfreunde!
Gratulation an Herrn Auer, der dieses Rätsel blitzschnell gelöst hat!
(StAI, Pressereferat ohne Sig.)
So einen wunderbaren Blick auf die Fassade der Stadtsäle hat man selten, vielen Dank!
Es handelt sich jedenfalls um Dachbinder. Da im ‚Rücken‘, also Alte Universität / Volkskunstmuseum, keine gravierenden Bombenschäden waren, wohl aber am Stadtsaalgebäude, werden sie dafür bestimmt gewesen sein. Heutzutage wäre das Hinaufheben kein Problem, aber damals!! Die Zwischenlagerung in der Angerzellgasse wäre jetzt auch nicht notwendig und schon gar nicht die vielen Arbeiter.
Interessant ist auch, was die Figure auf dem Dach der Stadtsäle bedeuten.
Die Aufstellung der Figuren erfolgte im Juni 1890.
Die linke Statue symbolisiert den Tanz, die rechte Statue die Musik. Über beiden erhebt sich in der Mitte eine Lyra. Darunter befindet sich über dem Balkonportal mit dem Erbauungsjahr in römischen Ziffern. Der Entwurf für die Statuen stammt von Professor Fuß, die Ausführung erfolgte durch den Steinbildhauer Schranz aus Ried im Oberinntal.
Links und rechts wird die Figurengruppe von 2 Paaren Putti flankiert, von den auf dem Foto nur das linke Paar zu sehen ist.
Diese Putti wurden vom Südtiroler Bildhauer Emanuel Pendl ausgeführt, dem Schöpfer der berühmten Justitia-Figur im Wiener Justizpalast.
Quelle:
https://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Zeitungsarchiv/Seite/Zeitung/62964/1/04.06.1890/264467/3
Korrektur: „über dem Balkonportal eine Kartusche mit dem Erbauungsjahr in römischen Ziffern“
Da hat es mir versehentlich 2 Wörter geschluckt. Der Satz ist sonst nicht ganz deutsch.
Guten Morgen Herr Auer,
vielen Dank für die Informationen zu den Figuren und ihren Schöpfern – sehr interessant. Vermutlich dürfte mit Prof. Fuß der Lehrer für Bildhauerei an der Staatsgewerbeschule in Innsbruck, Heinrich Fuß (1845-1913) gemeint sein. https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_F/Fuss_Heinrich_1845_1913.xml
Beste Grüße,
Matthias Egger