Wer kommt denn da?
Am 29. August 1909 ging in Innsbruck die Tiroler Jahrhundertfeier 1809–1909 in Anwesenheit des Kaisers, des Erzherzog-Thronfolgers, zahlreicher weiter Mitglieder der Dynastie, sowie hochrangiger Vertreter aus Politik, Verwaltung und Armee über die Bühne. Bereits gegen halb 8 Uhr in der Früh fuhren die Festgäste in offenen Kutschen von der Hofburg auf den Bergisel. „Die Stadt war reich beflaggt. Am oberen Ende der Maria-Theresienstrasse begann das Spalier der Schützen, das dicht geschlossen bis zum Berg Isel reichte. Eine unvergessliche Fahrt. Diese Tausenden von prächtigen Gestalten in ihren bunten malerischen Trachten, die Hunderten von Fahnen die sich beim Herannahen des Kaisers ehrfurchtsvoll senkten, die rauschenden Hochrufe der begeisterten Schützen, die Musikbanden, die nacheinander das ‚Gott erhalte‘ intonierten, dazu der herrliche Sommermorgen. Es war ein hinreißendes Bild“, so der k. k. Statthalter in Tirol und Vorarlberg, Markus Freiherr von Spiegelfeld (1858–1943), der die Fahrt in der zweiten Kutsche mitmachte.
Am Bergisel begrüßten Adrian Zacher als Abt von Wilten und Oberst Friedrich Kruis, Kommandant des 1. Regiments der Tiroler Kaiserjäger, den Monarchen (siehe Titelbild). Sodann zelebrierte der Abt beim Urichhaus eine Feldmesse. Schließlich legte Franz Joseph noch beim Andreas Hofer-Denkmal einen Kranz nieder.
Indessen trug sich eine Episode zu, die es nicht in die offizielle Berichterstattung schaffte, aber von Markus Spiegelfeld in seinen Erinnerungen festgehalten wurde. Noch während der Messe hatte seine Gattin Albertine von einem Mitglied des kaiserlichen Gefolges erfahren, dass Franz Joseph „ihr gleich nach seiner Rückkehr in die Burg einen Besuch machen [werde], wie er dies bei den Frauen seiner Statthalter immer zu tun pflege.“ Um die nötigen Vorbereitungen zu treffen, bestieg Albertine „ohne das Ende des Festes am Bergisel abzuwarten“ – gemeinsam mit der Gattin des österreichischen Ministerpräsidenten – wahllos eine Kutsche „und fuhr eilends heim, um bei Erscheinen des Kaisers bereit zu sein. Nun intonierte beim Erscheinen dieses Wagens, des ersten der heimfuhr, offenbar in der Meinung es kämen zwei Erzherzoginnen, die Musikkapellen […] die Volkshymne, die Fahnen senkten sich nieder und den beiden verlegenen Damen blieb nichts anderes übrig, als sich nach allen Seiten hin huldvoll zu verneigen.“
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-A-15463 / Ph-A-24590)