Wer (er)kennt … – ein Potpourri aus den Stadtteilen_Teil 43
Der Maler Josef Gröber (1817 – 1902) lädt uns mit dieser Bleistiftzeichnung auf eine Zeitreise in die Vergangenheit von Innsbruck ein. So könnte ein Sonntag in der Stadt ausgesehen haben.
Treppen führen zu einem Wachhäuschen, vor dem ein Polizist seinen Dienst versieht. Die erhöhte Position verschafft einen besseren Überblick und schützt wahrscheinlich direkt an der unbefestigten Straße zu stehen. Ein Baum spendet zusätzlich Schatten, den Männer für einen Plausch nutzen.
Das Bürgertum flaniert durch die Straßen. Die Männer tragen Zylinder und der Gehstock ist ein wichtiges Accessoire. Gemeinsam mit ihren elegant gekleideten Frauen werfen sie einen Blick in die Schaufenster.
Auch die ländliche Bevölkerung war in der Festtagstracht unterwegs. Genehmigt sich der Bauer ein Bier?
Welchen Ort in Innsbruck hat Josef Gröber künstlerisch festgehalten?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Bi-128)
Adamhaus am Eingang zur Herzog-Friedrich-Straße mit Blick auf den Marktgraben und die Ladenvorbauten. Den hier noch sichtbaren Pylon hatte das Haus bis 1912 (Abbruch nach dem Verkauf an die Donau-Versicherung). Nachdem Josef Gröber 1902 verstarb, musste die Zeichnung einige Jahre vor diesem 1912-er-Bau angefertigt worden sein.
Das Wachhäuschen stand vor dem Heller’schen Haus (ab ca. 1870 Czichnahaus), in dem sich auch die Hauptwache befand.
Ich erinnere mich vage, hier einmal gelesen zu haben, dass J. Gröber im Auftrag der Stadt einige Gebäude bildlich festgehalten hat, denen ein Abriss bevorstand. Vielleicht war das hier auch der Fall. Oder umgekehrt: Der Grund war kein bevorstehender Abriss, sondern eine gelungene Renovierung nach dem schweren Brand im Jahre 1862. Ginge sich mit den Lebensdaten des Malers jedenfalls auch aus.
Es ist anzunehmen, dass die Zeichnung datiert ist. Deshalb hoffe ich sehr auf eine Auflösung durch Frau Ursprunger.
Die starke Militärpräsenz incl. Kanone könnte auch auf das Revolutionsjahr 1848 verweisen.