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Wer bin ich_Ludwig Mellitzer (1)

Wer bin ich_Ludwig Mellitzer (1)

Wer war Ludwig Mellitzer? Der Antwort, dieser vor zwei Wochen gestellten und bislang noch unbeantworteten Frage möchte ich mich heute annähern. Annähern deshalb, weil sie eigentlich nur von der Person selbst und dem unmittelbaren Umfeld beantwortet hätte werden können. Wenn man sich so eine Frage stellt, wo und wie beginnt man am besten?

Meine Suche beginnt meist in den Historischen Adressbüchern der Stadt Innsbruck (innsbruckerinnen.at). Sie zeigen, dass Dr. Ludwig Mellitzer von 1921 bis 1947 durchgehend in der Amraser Straße 15 wohnte. Und Sie zeichnen seine Karriere grob nach: Bis 1927 ist der Beruf als „Schriftsteller“ angegeben, ab 1928 zusätzlich als „Lehrer in aushilfsw. Verwendung“. Die Stelle wurde wohl 1930 permanent, in der Folge hieß es zuerst Lehrer, dann Hauptlehrer und dann Professor an der Bundes-Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, währen das Schriftstellerdasein verschwand. Ab 1940 firmierte Mellitzer als Studienrat.

Die Suche nach „Mellitzer“ in der „Amraser Straße“ liefert darüber hinaus einige Familienzusammenhänge. Ab 1953 findet sich dort Maria geb. Voidl, deren Beruf meist als „Pensionistin“, einmal jedoch als „Professorswitwe“ angegeben ist. Auch weitere Personen, wohl die Söhne und deren Ehefrauen sowie Kinder scheinen bis zum Ende der Adressbücher 1976 dort auf.

Die Schriftstellerkarriere liegt hingegen im Dunkeln. Sucht man Ludwig Mellitzer im Katalog der ULB (oder auch im Verbundkatalog), findet sich lediglich ein relevanter Treffer, nämlich seine Dissertation: Der Vokalismus der Mundart von St. Veit in Defreggen, handschriftlich verfasst und 1918 an der Universität Innsbruck eingereicht. Daraus kann man nun ableiten, dass Mellitzer sich davor entweder im Umland aufhielt oder aber (wahrscheinlicher) in einem Studentenheim oder zur Untermiete wohnte, und deshalb nicht in den Adressbüchern aufschien. Durch die Verfasserangaben im Katalog sind nun aber zumindest die Lebensdaten bekannt: 1890 bis 1948.

Nächster Schritt: Das Zeitungsarchiv der ÖNB. Auch hier bringt die Suche nach „Ludwig Mellitzer“ lediglich magere 5 Treffer. Die Linzer Tagespost notierte 1919, dass am 5. Februar in St. Peter in Salzburg die Trauung von Dr. Ludwig Mellitzer aus Innsbruck mit Fräulein Mizzi Voidl aus Wels stattfinden würde. Eine wichtige Notiz, denn dadurch ist nun erstmals ein konkreter Anknüpfungspunkt zu den Matriken gegeben. Ludwigs Sterbedatum kann durch eine Notiz in den Salzburger Nachrichten vom 29. Dezember 1948 auf das Jahresende präzisiert werden.

Drei Treffer aus den Innsbrucker Zeitungen der 1920er-Jahre deuten darauf hin, dass Mellitzer (wohl eher erfolglos) versuchte, in der Wirtschaft Fuß zu fassen. Am 23. März 1923 wurde die Löschung seiner Prokura beim Holz-Engros Import-Export von Karl Weber in der Maria-Theresien-Straße 49 bekanntgegeben. Zwei Jahre später, im Juni 1925 trat er in den „Silvikrinvertrieb Dr. Weidner und Comp.“ als Gesellschafter ein, verabschiedete sich jedoch nach eineinhalb Jahren, im Jänner 1927, wieder von dem in Mühlau ansässigen Kosmetikvertrieb, der insbesondere sein spezielles Silvikrin-Shampoo an den Mann bzw. die Frau zu bringen suchte.

Hinweise auf schriftstellerische oder journalistische Tätigkeit bleiben auch auf anno eine Fehlanzeige. Entweder zeichnete Mellitzer gar nicht, oder nur mit seinem Nachnamen oder unter einem Pseudonym… Oder er publizierte in anderen, noch nicht digitalisierten Medien. Oder seine Tätigkeit erstreckte sich eher auf den Bereich des Werbetextens? Hier bleiben viele Fragen offen…

Erstes Fazit: Ein grobes Gerüst ist da. Aber eine reine Online-Recherche reicht nicht aus. Fortsetzung folgt.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Zur schriftstellerischen Tätigkeit von Dr. Mellitzer lässt sich sagen, dass unter „L. Mellitzer“ am 22. Feber 1917 eine Rezension für das Buch „Der heilige Kampf – Neue Kriegslieder von Bruder Willram“ im Allgemeinen Tiroler Anzeiger auf Seite 7 erschienen ist.
    Laut einem weiteren Bericht war er wohl Leiter der literarischen Abteilung der Tyrolia.
    Am 14. Juli 1919 war ein Dr. Mellitzer nämlich in einen Unfall mit den italienischen Besatzern verwickelt, was in der Lokalberichterstattung seinen Niederschlag gefunden hat. So berichtet der Allgemeine Tiroler Anzeiger an diesem Tag:

    „Gefährdung der Sicherheit durch die Italiener.
    Samstag abends 10 Uhr wurde Dr. Mellitzer,
    der Leiter der literarischen Abteilung der Verlags-
    anstalt Tyrolia, von einem italienischen Lastenauto
    angefahren. Dr. Mellitzer ging auf dem Personen-
    gehsteig in der Nähe der Triumphpforte, als ein
    auf der Straße dahersausendes Auto plötzlich eine
    scharfe Biegung machte und auf den Fußsteig
    hinaufraste, bevor sich Dr. Mellitzer noch zur Seite
    retten konnte. Der Angefahrene erlitt Verletzungen
    am Kopf und Körper, so daß er mit dem Rettungs­-
    auto in die chirurgische Klinik gebracht werden
    mußte. Wie durch ein Wunder ist jedoch glücklicher­-
    weise keine lebensgefährliche Verletzung vorgekom­-
    men. Der Passanten und Beobachter der Un­-
    falles bemächtigte sich begreiflicherweise helle Ent­-
    rüstung. Es wird nun bald höchste Zeit, daß den
    Herren Italienern begreiflich gemacht wird, daß
    die Straßen Innsbrucks kein Wildwest-Tummel­-
    platz sind und daß die Bewohner deutscher Städte
    das Anrecht auf ihre bürgerliche Sicherheit auch
    heute noch für sich in Anspruch nehmen.“

  2. Weiters gab es in der Neuen Tiroler Zeitung (vormals Tiroler Nachrichten), Jahrgang 1978, Ausgabe Nr. 296 auf S. 48 den Bericht: „Vor 30 Jahren starb Dr. Ludwig Mellitzer“. In diesem Nachruf sind wohl bestimmt nähere Einzelheiten zum Lebenslauf von Dr. Mellitzer enthalten…

  3. Anbei ergänzend noch der Eintrag im Taufbuch:

    https://matriken.tirol.gv.at/Bilder/Pfarren%20P-Z/Pfarren%20St/St.%20Veit%20in%20Defereggen/Taufbuch/Taufbuch%201846-1917%20mit%20Index%20_MF%201050-1/_MF%201050-01_St.%20Veit%20i.%20D.%20-%20TB%208%20+%20Index_1846-_1917_0121.jpg

    Weitere dankbare Quellen hauptsächlich zur Ahnenforschung:
    https://www.sterbebilder.schwemberger.at/
    Hier zwar jede Menge Verwandte (z.B. Bruder Johann M. Außerstemmering Bauer), aber kein Bild vom Gesuchten. Irgendjemand in der Familie M. hatte wohl eine Strohhutfabrik.

    Ehrenbücher Tirol alle Gefallenen 1.Weltkrieg
    https://www.m-box-online.at/M-BOX%20TLM%20Ehrenb%C3%BCcher/index.m-box?setmgrname=mboxobj&idxhint=first&m-box_phpsessid=ichu90sfv7ophe7h8e5kg56nv4
    Hier ebenfalls keine direkten Verwandten.

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