Wenn’s Mailüft’l wahnt…
Mit großer Wehmut müssen bereits zum zweiten Mal seit Pandemiebeginn viele MusikantInnen im ganzen Land hinnehmen, dass auch heuer kein Maiblasen möglich ist (zumindest nicht in der üblichen Form). Denn zugegeben – für’s Musikantenherz ist der 1. Mai wohl der schönste Tag im Jahr. Normalerweise machen sich die Musikkapellen an diesem Tag in aller Herrgottsfrühe auf den Weg, um das Frühjahr auf musikalischem Wege zu begrüßen. In manchen Gemeinden läutet eine kleine Abordnung, ähnlich wie auf unserem Titelbild, das Maiblasen vom (Kirch-)turm aus ein, oft bereits um 05:00 oder 06:00 Uhr in der Früh. Anschließend dreht meist die gesamte Musikkapelle eine Runde im Dorf und spielt für die wichtigsten Gönner- und FreundInnen der Kapelle, Angehörige und ehemalige Mitglieder ein kleines „Stand’l“. Zum Dank erhält die Kapelle eine kleine Spende.
Über die historische Entwicklung des Maiblasens ist relativ wenig bekannt. Das Österreichische Musiklexikon gibt folgende Auskunft:
„Dass der Brauch ältere Wurzeln hat, zeigt der Formenschatz beim „Moidnpfeifn“ (= Maienpfeifen) in Kastelruth/Südtirol, wo die Musikanten mit Eiern entlohnt werden, die der „Aufheber“ mit vielen „Vergelt’s Gott“ und guten Wünschen für Haus, Stall und Feld entgegennimmt.„
Traditionellerweise wird neben Marschmusik eine Strophe des „Mailüft’l“ gespielt (und von sangesfreudigen Zuhörer- und KapellmeisterInnen mitgesungen). Der Text wurde von Anton Freiherr von Klesheim im Jahr 1846 ursprünglich als Gedicht verfasst und später vertont. Das Lied erfreute sich einst im gesamten süddeutschen Sprachraum großer Beliebtheit – je nach Region und Dialekt variiert der gesungene Text leicht:
„Wenn’s Mailüft’l wahnt geaht im Wåld draus da Schnee,
da hebn die blauen Veigerln ihre Kepfln in die Höh‘
und d’Vegaln, die gschlåfn habn, die gånze Winterszeit
de wean wieder munter und singen voll Freid.“
Zu guter letzt darf neben dem Musikalischen natürlich Verpflegung, „a gmiatliche Hoangascht“ und das ein oder andere Schnaps’l und Bierd’l auch nicht fehlen. Zum Ausklang begibt man sich auf ein Maifest oder ins Gasthaus, und so dauert das Maiblasen, obwohl bereits in den frühen Morgenstunden begonnen, so manches Mal wieder bis in die nächsten Morgenstunden hinein…
(Künstler: Fritz Bergen, 1898; Stadtarchiv Innsbruck, Bi-k-1804)
Textquelle: https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_M/Maiblasen.xml
Ganz profane Frage: Das Gerät, welches seitlich an der Kuppel angebracht ist und aussieht wie ein alter Traktorauspuff, war das eine Alarmvorrichtung für den als Feuerwache angestellten Turmwächter oder schlicht und ergreifend ein Abzug für den Ofen der Türmerstube?