Walther, spiel uns ein Ständchen!
Das Burgfräulein sieht schon ganz verzaubert aus und auch die ritterlichen Herrschaften scheinen ganz gebannt den Klängen des Minnesängers zu lauschen.
Sehr prachtvoll sieht er aus, der Umzugswagen mit seinen Girlanden und Fähnchen aber auch die Kostüme der Teilnehmer:innen sind nicht außer Acht zu lassen. Egal ob Kutscher, Adelspaar oder unser Minnesänger Walther von der Vogelweide selbst – wie sie alle in ihren langen Gewändern an diesem sonnigen Sommertag vor Hitze nicht vergehen, ist mir persönlich ein Rätsel.
Der Ort des Spektakels ist natürlich nicht schwer zu erraten und die Menschenmassen an den Straßenseiten des Rennwegs lassen darauf schließen, dass es sich um eine sehr gelungene Veranstaltung handelt.
In unserer Datenbank sind die Aufnahmen allerdings nur kryptisch mit „Sängerfestzug 1952“ datiert. Auch im Zuge meiner Recherche konnte ich keine näheren Informationen zu eben diesem Umzug finden.
Deshalb hoffe ich auf den Spürsinn und das umfangreiche Wissen unserer Leserschaft, denn vielleicht weiß ja jemand von Ihnen Genaueres zu berichten?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-442, Ph-443, Ph-444)
Autorin: Romana Leitner
Ja, vielen Dank für diesen Beitrag, dieser schöne Festzug fand anlässlich des großen Tiroler Landessängerfests im Juni 1952 statt. Ein wahres Großereignis!
Sänger aus vier Staaten trafen sich in Innsbruck – so schreiben es die Salzburger Nachrichten vom 16. Juni 1952:
„In Innsbruck fand Samstag und
Sonntag das erste Tiroler Landes-
sängerfest statt, an dem sich Chöre
aus Deutschland, Österreich, Frank-
reich, der Schweiz und dam Saarge-
biet beteiligten. Besonders stark war
die Beteiligung aus Deutschland mit
22 Chören und 2000 aktiven Sängern.
Tirol war mit 50 Chören vertreten.
Das Sängertreffen wurde Samstag-
abend in der Ausstellungshalle ein
geleitet, wobei über 1000 Personen
starke Massenchöre vor rund 5000
Zuhörern sangen. Nach einem von
der Landesregierung und Stadt Inns-
bruck veranstalteten Empfang in der
Hofburg wurde auf dem Rennweg
ein Feuerwerk abgebrannt, dem
etwa 25.000 bis 30.000 Personen bei-
wohnten. Am Sonntag wurde u. a.
auf dem Rennweg eine vaterlän-
dische Kundgebung abgehalten.
Während einer Gedenkfeier für die
Gefallenen und verstorbenen Sän
ger ertönten sämtliche Glocken der
Stadt. Dann bewegte sich der Fest-
zug durch die festlich geschmückten
Straßen der Innenstadt, in dem die
in- und ausländischen Gesangsver-
eine, zehn Musikkapellen in Tracht,
Fahnenabordnungen und Sänger-
schaften der einzelnen Bundeslän-
der teilnahmen. Zehntausende Zu-
schauer säumten die Straßen. Den
Abschluß des Sängertreffens bildeten
Sonderkonzerte der besten Chöre im
Landestheater, im Innenhof der Hof
burg und im Musikvereinssaal. Es
konzertierten u. a. die Schneidersche
Chorvereinigung Stuttgart, der Saar
knappenchor Saarbrücken und der
französische Chor Sainte Anne (Paris).“
Die Tiroler Nachrichten berichten von einem Monsterkonzert in der Ausstellungshalle anläßlich dieses ersten Tiroler Landessängertreffens (T.N.1952/138, während die T.T in ihrer Nummer 52/100 das Ereignis als Olympia der Sänger betitelt. Quelle die Stadtarchiv eigene Veröffentlichung „Bibliographie zur Stadtkunde Innsbrucks“ von Wilhelm Eppacher. Nächstes Digitalisierungsprojekt?