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Von Münzen und verlorenen Ansprüchen – Als Kaiser Franz noch König von Jerusalem war

Das heutige Beitragsbild zeigt einen Kronentaler aus den Österreichischen Niederlanden, geprägt im Jahre 1792. Zu sehen ist im Profil der damals frisch gekürte Römisch-deutsche Kaiser Franz II., welcher unter anderem in der Nachwelt dafür berühmt werden sollte, als einziger Doppelkaiser der Geschichte zu gelten. Bedingt durch die endgültige Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Zuge der militärischen Niederlagen und politischen Umwälzungen der Napoleonischen Kriege, übertrug Franz II. von Habsburg-Lothringen die Kaiserwürde in einem streitbaren Rechtsakt kurzerhand auf seine Erbländer. So wurde im Jahr 1804 das Kaisertum Österreich geboren. Zwei Jahre später legte Franz II., nun auch als Franz I. Kaiser von Österreich, die Reichskrone nieder, womit das Römisch-deutsche König- und Kaisertum nach beinahe einem Jahrtausend zu Ende ging.

Auf unserer Münze werden nun einige Titel des Habsburgers aufgelistet: FRANC. II. D. G. R. I. S .A. GER. HIE. HVN. BOH. REX („Franz II. von Gottes Gnaden Kaiser der Römer, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, deutscher König, König von Jerusalem, Ungarn und Böhmen“).

Was hier vielleicht manchen befremdlich erscheinen mag, ist der Umstand, dass sich Kaiser Franz als König von Jerusalem bezeichnen ließ (das HIE. steht für Hierosolymae, was wiederum eine lateinische Bezeichnung für Jerusalem ist). Waren die einstigen Kreuzfahrerstaaten doch schon vor vielen Jahrhunderten verloren gegangen. An diesem Beispiel erkennt man zum einen den Anspruch auf einen Titel, der seit langer Zeit nicht mehr durchzusetzen war, zum anderen ein Relikt aus dem Hochmittelalter: Als Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen im Jahre 1229 seinen berühmten friedlichen Kreuzzug nach Jerusalem beendet hatte, durfte er sich „König von Jerusalem“ nennen. Dieser symbolische Titel ging auf seine Nachfolger auf dem römisch-deutschen Thron über, in weiterer Folge also auch auf die habsburgischen Herrscher. Auch die österreichischen Kaiser nannten sich von 1804 bis zum Ende der Donaumonarchie 1918 noch „Könige von Jerusalem“.

Der letzte Monarch, der noch diesen Titel trug, war Kaiser Karl I. von Habsburg-Lothringen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Münze-73)

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