Von der „Nobelruine“ zum Wohngebäude
Über mehrere Jahrzehnte hinweg zählte das Hotel Mariabrunn auf der Hungerburg zu einer der ersten Adressen Innsbrucks. Hier wurden Staatsgäste bewirtet, Empfänge gegeben und rauschende Feste gefeiert. Dementsprechend lang war die Liste an illustren Gästen: der Schwergewichts-Boxweltmeister Max Schmeling, die Bundespräsidenten Theodor Körner und Adol Schärf, der Außenminister und spätere Bundeskanzler Bruno Kreisky, der Generalsekretär des Europarates Peter Smithers, der Schah von Persien, König Carl XVI. Gustaf von Schweden, der französchische General Jean de Lattre de Tassigny, etc. pp.

Zu Anfang der 1980er-Jahre war von diesem Glanz jedoch nicht mehr viel übrig. So überschrieb etwa 1982 der Restaurantkritiker der Lokalzeitung Tipp seinen Testbericht mit „Mariabrunn auf der Hungerburg: Innsbruck als beste Beilage“ (das bezog sich auf den herrlichen Ausblick) und bewertete die Küche nur mit 2 ¾ (von 5 möglichen) Punkten. Zu diesem Zeitpunkt zirkulierten bereits Gerüchte um eine mögliche Schließung des Betriebes, die dann tatsächlich auch nur wenig später erfolgen sollte.

In den folgenden Jahren sorgte die ungewisse Zukunft des Mariabrunn, das immerhin zu den Wahrzeichen unserer Stadt gehört, immer wieder für Schlagzeilen. Hier eine kleine Auswahl:
„Mariabrunn wird ein Therapiehotel“ (TT v. 2. August 1983)
„Mariabrunn verfällt immer mehr“ ( TT v. 3. April 1984)
„Renomierhotel ist ewige Baustelle. Maribrunn wird saniert und saniert“ (Kurier v. 8. August 1984)
„Mariabrunn: Niemand kann der ‚Nobelruine‘ helfen“ (Kurier v. 21. Juli 1985)
„Aus dem Hungerburger Mariabrunn wird ein Hotel-Apartment-Projekt“ (TT v. 18. April 1986)
„Nobelruine hat jetzt wieder neue Besitzer“ ( TT v. 27. Juni 1986)

Obwohl das nach den Plänen von Siegfried Mazagg (1902-1932) errichtete Hotel zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt worden war, schritt sein Verfall rasch voran – sehr zum Unmut der Bevölkerung.

Nur wenige Tage nachdem der oben abgebildete Zeitungsbericht erschienen war, berichtete die Tiroler Tageszeitung schließlich „Endlich die Zukunft für Mariabrunn gesichert: Es entstehen Wohnungen“ (TT v. 31.10/1.11.1987). 1988 begannen schließlich die Umbauarbeiten und damit die Verwandlung der „Nobelruine“ in ein Wohngebäude. Im Jahr darauf zogen die ersten Bewohner ein.
(StAI, Archiv der NTZ, Foto Erich Bierbaumer)