Von der Konzert-Kurve und der Grassmayr-Kreuzung
Jedem (Autofahrer) in Innsbruck ist die sog. Grassmayr-Kreuzung ein Begriff. Viele Jahre lang war sie die meist befahrene Straßenkreuzung in Westösterreich. Vielleicht ist sie es auch heute noch. Es gab und gibt immer wieder Vorschläge und Planungen, wie diesem Nadelöhr des Innsbrucker Südrings beizukommen wäre. Ober drüber oder unten durch. Oder am besten gar nicht.
Dabei hat diese traditionsreiche Ecke der Stadt schon ganz andere Dinge gesehen. Bis zum Bau der sog. Konzert-Kurve und der Verlegung der Arlbergbahn verlief auch eine der wichtigsten Eisenbahnstrecken mitten durch den damals noch schwachen Verkehr. Dennoch musste ein Schrankenwärter häufig seines Amtes walten und die Schranken auf und nieder kurbeln. In der Zeitung wurde mehrere Jahre lang ein besonders müßiger Vertreter seiner Zunft kritisiert, der die Schranken während zweier Züge einfach unten ließ und so den Verkehrsteilnehmern viel Freude und Wartezeit bescherte. Im Jahr 1955 beispielsweise war der Schranken in Summe etwa sieben Stunden pro Tag für 122 Züge geschlossen.
Der Bau der sog. Konzert-Kurve begann – nach etwa 50 Jahren Planung – am 3. November 1953. Die Fertigstellung erfolgte Ende April 1956. Der Name der Kurve war der ehem. Stadtbaudirektor Dipl. Ing. Fritz Konzert. Dessen erstes Projekt für die Verlegung der Bahn „„“unter die Erde“ geht bereits auf das Jahr 1906 (!) zurück.
Die ursprüngliche Linie überquerte mit der Karmelitergasse, der Leopoldstraße und der Neuhauserstraße drei Straßen, die nur von Schranken gesichert waren. Die ersten Baumaßnahmen zu Beginn des Ersten Weltkriegs förderten bereits römische Relikte zutage.
Die Bauarbeiten waren von archäologischen Ausgrabungen (ein bisschen) begleitet und so konnten die Bauarbeiten dieses zentralen Bauprojektes binnen dreier Jahre abgeschlossen werden. Damit wurde auch unter anderem der bekannte Straßenbahnviadukt beim Westbahnhof obsolet.
Heute ist es nicht mehr vorstellbar, wie bescheiden die damaligen Verkehrsverhältnisse in Wilten bis vor wenigen Jahrzehnten waren.
PS: Herzliche Grüße an Familie Haag, die auf diese Bilder wahrscheinlich schon wartet.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Kr/Ne-8179 und Kr/Ni-1196)
Mit diesem Foto, das bereits am 27.3.2020 auf „innsbruck-erinnert“ zu sehen war, kam ich das erste Mal mit dieser tollen Einrichtung des Stadtarchivs in Berührung. Nur: Ich getraute mich nicht zu schreiben, obwohl ich schnell wusste, wo das war!
Jetzt erst bin ich draufgekommen, dass es bis jetzt dazu noch gar keine Kommentare gibt. Warum eigentlich auch, schließlich hat Lukas Morscher die Lösung damals schnell mitgeliefert!
Danke, Herr Morscher, für Ihre heutige ausführliche Beschreibung!