Von Burg zu Festung zu Steinbruch – Die Burg Ehrenberg damals und heute
Ein weiterer kleiner Exkurs zum Thema Burgen in Tirol. Südlich der Stadt Reutte im Außerfern liegt weithin sichtbar auf 1100 Meter Seehöhe die Ruine der einst stolzen Burg Ehrenberg. Auf unserem Bild sieht man die Reproduktion eines Stiches, die wohl um 1925 angefertigt wurde. Das Original dürfte aus dem frühen 17. Jahrhundert stammen. Eben aus jener Zeit, in welcher die mittelalterliche Burg aufgrund ihrer Grenzlage zu Bayern, zu einer Festung umgebaut wurde. Zu sehen ist auf der linken Seite die noch spätmittelalterliche Version der Burg, rechts davon einen Entwurf zur frühneuzeitlichen Umgestaltung. Zum Beispiel erkennt man eine verstärkte Außenmauer, ausgestattet mit einer Bastei.
Die Burganlage an sich bestand vermutlich schon in den Tagen der staufischen Könige und Kaiser. War doch das Außerfern bis zum Ende der Dynastie Mitte des 13. Jahrhunderts Teil ihrer Domäne.
Als der berühmte Tiroler Landesfürst Graf Meinhard II. von Görz-Tirol, Kraft seiner Hochzeit mit der Witwe des letzten Stauferkönigs Elisabeth, die Burg ererbt hatte, ließ er sie um 1290 neu errichten. Schon im Jahr 1293 ist mit Heinrich von Starkenberg der erste landesfürstliche Burghauptmann (Capitaneus ad Ernberch) bezeugt.
Durch die Wirrnisse bzw. militärischen Konflikte im Zuge der konfessionellen Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten, musste die alte Burg bereits im 16. Jahrhundert laufend modifiziert. Große Umbaumaßnahmen wurden erst zwischen 1607 und 1609 vorgenommen, am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges. Unser Stich im Titelbild legt Zeugnis über diese Baumaßnahmen ab. In der kleinen Inschrift darunter wird erwähnt: „Abriss wie Ernberg sich ietzt von vornen befindt und wie dasselbe dem situ nach gerfortifiziert werden solle.“
Die nunmehrige Festung Ehrenberg mit zugehöriger Klause wurde noch einmal im Jahre 1632, auf dem blutigem Höhepunkt des Dreißigjährigen Krieges und noch einmal zwischen 1726 und 1741 erweitert. Aber sie sollte nach den letzten Umbauarbeiten nie wieder eine ernsthafte Rolle bei der Landesverteidigung spielen.
Die Festung wurde im Jahre 1782 aufgelassen und danach einige Zeit lang als Steinbruch genutzt. Die heutigen ruinösen, aber nach wie vor eindrucksvollen Überbleibsel sind weitum bekannt für die saisonalen Ritterspiele, welche dort ausgetragen werden.
Titelbild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck KR-PL-3573
Autor: Andreas Czermak