„Viele Bussi, Euer Hugo“
Beinahe auf den Tag genau vier Jahre bevor Hugo Klabuschnig diese Feldpostkarte an seine Eltern in Bozen schrieb, hatte sein Laufbahn als Berufsoffizier begonnen. Am 18. August 1910 wurde er aus der Infanterie-Kadettenschule Innsbruck zum 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger ausgemustert. Mit 1. Mai 1913 erfolgte seine Beförderung zum Leutnant und im Dezember jenes Jahres seine Transferierung zum 3. Kaiserjägerregiment, bei dem auch sein Bruder Alfred als Offizier diente.
Am 8. August 1914 trat Klabuschnig mit der ersten Staffel seines Regiments die Fahrt von Trient nach Galizien an. Fünf Tage später trafen er in Lemberg ein. Sein Regiment gehörte zur 96. Infanteriebrigade und verblieb vorerst im Aufmarschraum. Erst in den frühen Morgenstunden des 19. August begann der Vormarsch. An eben jenem Tag wurde Klabuschnigs Karte beim k. u. k. Feldpostamt 83 gestempelt. Die Karte trägt lediglich den Stempel der „7. Feldkompagnie“, aber keinen Stempel des Truppenkörpers. Immerhin wurde sie aber bereits von einem Vorgesetzten (?) zensuriert, denn links findet sich der handschriftliche Vermerk: „Zur Weiterbeförderung geeignet“ und eine unleserliche Paraphe.
Der kurze Text der Karte lautet:
Liebste Eltern!
Wahrscheinlich hab Ihr noch keine Karten erhalten, weil kein Komp[anie] Stempel oben war. Mir geht es famos – Mantel hoffentlich erhalten. Viele Bussi Euer Hugo.
Schreibts einmal!
Tatsächlich handelt es sich hier um eine frühe Feldpostkarte. Zwar hätte der „Feldpostverkehr“ am russichen Kriegsschauplatz eigentlich mit dem 11. August 1914 anlaufen sollen, allerdings ist es „bisher nicht gelungen, den 11.8.1914 durch ein Belegstück mit Stempel eines Feldpostamtes nachzuweisen. Die beiden ältesten bekannten Stücke stammen vom 16.8.1914 und zeigen die Stempel der Feldpostämter 15 und 18, beide in Galizien“, so Alfred Clement in seinem Handbuch der Feld- und Militärpost in Österreich. Es lassen sich vereinzelt allerdings auch noch frühere Belege finden. So ist etwa im letzten Rundbrief der ARGE Feldpost Österreich-Ungarn (2025/1) eine Feldpostkarte abgebildet, die am 15. August 1914 vom k. u. k. Feldpostamt 39 abgestempelt wurde.

Die entsprechenden Feldpostkarten wurden „an alle Militär- und Zivilpersonen der Armee im Felde, der Kriegsbesatzung befestigter Orte und der Flotte bei allen Feldpostämtern und militärischen Kommandos (Behörden, Anstalten) unentgeltlich ausgegeben. Ueberdies werden die Militärpersonen in der Mobilisierungsstation mit Feldpost-Korrespondenzkarten beteilt. Bei den Staatspostämtern werden Feldpost Korrespondenzkarten an jedermann zum Preise von 1 Heller pro Stück ausgegeben.“ (ATA v. 29. Juli 1914, S. 7)
(Slg. Kurt Klieber, Privatbesitz)