„Verbesserungen und Verschönerungen in Innsbruck“
Bei dieser Überschrift denkt man nicht gerade an einen neuen Parkplatz oder die Verbauung eines Baches, oder? Und doch berichteten die Innsbrucker Nachrichten am 9. Juni 1939 unter eben diesem Titel über die Fertigstellung des NKB-Parkplatzes auf der Hungerburg und die Verbauung des Fallbaches. Wörtlich heißt es da:
In den letzten Wochen wurde auf der Hungerburg, rückwarts anschließend an die Talstation der Nordkettenbahn, ein großer Parkplatz errichtet, der einem dringenden Verkehrsbedürfnis entspricht und die besonders an Sonntagen stark in Erscheinung getretenen Schwierigkeiten der Unterbringung parkender Kraftfahrzeuge beseitigt. Das Gelande hinter der Talstation mußte erst geebnet und Aufschüttungen vorgenommen werden. Auf diese Weise ist ein großer Parkplatz entstanden, der über hundert Meter im Geviert mißt und mehreren hundert Kraftfahrzeugen Platz bietet. Der Parkplatz wurde in den letzten Tagen fertiggestellt und dem Verkehr übergeben.
IN v. 9.6.1939, 5.
Noch vor kurzem mußten Kraftfahrzeuge die schwierigen und meist verstellten Zufahrtswege benutzen und zwischen Felsblöcken parken. Besonders gefahrvoll wurde die Aufstellung von Kraftfahrzeugen an der Straße unterhalb der Bahnstation und bei der Einmündung der Höhenstrahe. Die Polizei mußte an besonders verkehrsstarken Sonntagen verkehrsregelnd auf der Hungerburg eingreifen. Durch parkende Fahrzeuge an der Höhenstrahe wurde auch der Fußgängerverehr stark gefährdet. Diesen Uebelständen ist nun abgeholfen und zugleich ist ein Parkplatz geschaffen, der auch dem starksten Ansturm gewachsen ist.
Gegenwärtig wird rings um den Platz eine Abflußrinne für das Regenwasser geschaffen und damit die Gefahr beseitigt, daß die von den Hängen abfließenden Wasser den Parkplatz unbenutzbar machen könnten.
Der Text ist bis hierher – zumindest auf den ersten Blick – unscheinbar. Zwischen den Zeilen (und dann auch offen) zeigt sich aber, wie das NS-Regime selbst die Fertigstellung eines Parkplatzes bzw. die Verbauung eines Baches für seine Zwecke instrumentalisierte. So ist diesem Artikel der Slogan „Ueberall wird geschafft!“ vorangestellt. Im Text, der sich nach der Fertigstellung des NKB-Parlplatzes der Verbauung des Fallbaches zuwendet, ließt man dann: „Bekanntlich hat sich die Lage in früheren Jahren bei starken Regengüssen mehrmals äußerst gefahrvoll gestaltet. Immer wieder mußten die Bewohner des Oelberges selbst eingreifen, wenn der Fallbach stark anschwoll und das ganze, mit Geröll gefüllte Bachbett einem reißenden Strom glich. Trotz wiederholter Vorstellungen hat die Systemverwaltung [d.i. der autoritäre „Ständestaat“] es niemals der Mühe wert gefunden, hier Abhilfe zu schaffen, obwohl von Sachverständigen darauf hingewiesen wurde, daß bei Hochwasser auch für die tiefergelegenen Teile von Hötting und St. Nikolaus die Gefahr einer Katastrophe bestand, deren Ausmaße nicht abzusehen waren.“
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, NK-Ph-A-4)
Wenn man bedenkt, wohin uns die Bodenversieglung gebracht hat, konnte es sich damals nur um eine „Verböserung“ handeln. Und der Fallbach wurd dadurch auch nicht gezähmt. Ich erinnere mich an ein Sommergewitter, seit dem ich weiß, warum die gegen Koatlacke genannt wird.
Max Peintner hat einmal zur Versiegelung ein gutes Bild gezeichnet:
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Max-Peintner+o-T-Ausstellungsplakat-Galerie-Gr%C3%BCnangergasse-Offsetdruck-schwarz-wei%C3%9F/id/A02tMfyn01ZZa?zid=iq2hb3nh80e4mtcs0foucjc9ut
Wenn der Parkplatz nicht wesentlich größer war als heute, ist „… der […] mehreren hundert Kraftfahrzeugen Platz bietet“ aber leicht übertrieben, oder?
Na ja, Motorradln halt! Dann geht sichs aus.