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Unscharf, aber gut. Besonderes aus der Sammlung Kreutz – II

Diesmal verderben wir uns die Augen an einem Foto von Karl Dornach. Nicht, dass dieser Profi-Fotograf und Betreiber des „Atelier Reform“ in der Welsergasse eine unscharfe Aufnahme gemacht hätte, sondern es liegt wieder an der Reproduktion von Walter Kreutz.

Es gibt relativ wenige Aufnahmen von der „aktiven“ Seite des Bahnhofs. Eigentlich ist dies verwunderlich, weil die frühen, privaten Fotografen ja eigentlich an Technik interessiert sein sollten. Aber es gibt fast nix. Vor allem nicht aus dem 19. Jahrhundert.

Das Eisenbahnerische kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich hoffe hier auf Hilfe aus dem Fachpublikum.

Eine der offenen Fragen ist, wo befindet sich der Fotograf bei der Aufnahme? Aus dem Führerstand einer Lok ist es wohl nicht. Auf dem Dach eines Nebengebäudes? Hoffentlich kommt er nicht gleich in den Stromkreis.

Auf wann ist denn die Aufnahme zu datieren?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare
  1. Ich fange als Grobschätzung mit „1920er-Jahre“ an. Auf jeden Fall reichlich alt. Es lässt sich aber sicher noch genauer einkreisen. Während ich meine Augen entderbe, darf jemand anderes die nächste, präzisere Schätzung abgeben.

    Das Fotografieren von Eisenbahnen und Bahnanlagen war und ist aus militärstrategischen oder heute auch einfach nur sicherheitstechnischen Gründen nicht immer und überall erlaubt und unauffällige Street Photography war mit den damaligen Kameras, so vermute ich, kaum möglich. Daher gibt es weniger solcher Fotos.

    Um zu wissen, von wo das Bild aufgenommen wurde, müsste man wissen, was dort damals gewesen ist, wo sich die Kamera befindet. Da muss ich leider passen. Es war damals jedenfalls alles anders als am heutigen Hauptbahnhof, Gebäude wie auch Gleise, da ist nichts so geblieben wie es damals war.

    1. Die 1060er im Vordergrund war ab 1912 auf der Mittenwaldbahn im Einsatz, nach dem Krieg dann nicht mehr soo lang. Die übrigen Eisenbahnstrecken in Tirol wurden 1923 elektrifiziert, hier dürfte der frisch elektrifizierte Teil fotografiert worden sein. Ich müsste nachschauen, wann die 1060er den Scherenbügel bekam.

  2. Der Aufnahmezeitpunkt lässt sich recht grob eingrenzen:
    Elektrifierung der Arlbergbahn erfolgte ab 1923, das „Krokodil“ der Reihe 1100 (hintere Lok im Bild) wurde ebenfalls ab 1923 gebaut.
    Die Reihe 1060 war ab 1912 bis ca. 1940 im Einsatz, ein Einsatz als Vorspannlok vor einem höherwertigen Zug ist aber ab ca. 1934 eher unwahrscheinlich.
    Lichtsignale in der abgebildeten Form wurden ab ca.1926 verbaut, auch das Layout der Ansichtskarte lässt mE die 1920er vermuten.

    Bleibt als Aufnahmezeitraum also der Bereich von 1926 bis ca. 1930 zu vermuten.

  3. Der Vermerk unterm Bild lässt vermuten dass die Elektrifizierung der Hauptstrecken noch recht frisch war, also bald nach 1923.
    Fehlt nicht der Uhrturm am rechten Bildrand? Den gibt es seit 1931.

    1. Frühe Bilder vom Bahnhofsplatz zeigen, dass das Uhrturmgebäude doch etwas südlicher stand und deshalb nicht mehr am Bild aufscheint.

  4. Mein Vater war BBBed. Kann das sein, daß die vordere Lok mit den abgeschrägten Ecken zwischen 1945 und 1950 für kleinere Verschubarbeiten noch in Verwendung stand? Der Papa (NÖ!) nannte sie „die Aanasechzga“
    Und die dahinter – Sie sagten „Krokodil“ – hieß bei ihm „die Siemadachzga“ und zog endlose Lastenzüge.
    Oder haben die „61“ und die „87“ ganz anders ausgesehen?

  5. kleine Korrektur zu den Lokomotiven, die vordere Lok muss eine 1280.2 mit dem Baujahr zwischen 1927 bis 1930. Diese Lok war recht selten im Streckendienst in Tirol im Einsatz. Beide Loks, die 1280 und die 1089 dürften gerade den Wagensatz im Hintergrund vom Arlberg nach Innsbruck gebracht haben, Bemerkenswert die Stromabnehmer, welche für den Arlbergtunnel mit seinem geringerem Lichtraum eine schmälere Wippe besitzen, der breitere wird dann eingezogen.
    Ja, der Uhrturm befindet sich etwas weiter nördlich.
    Die Aufnahme muss also 1930 bis 1935 entstanden sein.

  6. Der Beitrag von Werner Schröter ist im Grunde zutreffend. Die Lok im Vordergrund ist eine 1280, die mit dieser Kastenform bis 1929 gebaut worden ist. Von der 22 Stück umfassenden Reihe waren die letzten fünf Lokomotiven mit einer geänderten Front gebaut worden, diese wurden 1930 geliefert. Das „Krokodil“ im Hintergrund hieß damals 1100, es waren sieben Stück vorhanden, welche 1923 und 1924 geliefert worden sind. Die 1280 war sehr wohl im Streckendienst mit Güterzügen anzutreffen, für Personen- oder Schnellzüge war sie mit 40 km/h allerdings schon damals zu langsam. Der Innsbrucker Hauptbahnhof war ab Jänner 1927 elektrifiziert, die erste 1280 war ab März 1928 im Dienst. Deshalb würde ich das Foto ab diesem Zeitpunkt einordnen.

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