… und der Jüngste.
Kenner des Ersten Weltkriegs werden das heutige Titelbild natürlich sofort wiedererkennen. Es handelt sich um ein Motiv aus einer Serie von Kriegsbildern von Albin Egger-Lienz, die 1915 zugunsten der sogenannten „Offiziellen Kriegsfürsorge“ (Rotes Kreuz, Kriegsfürsorgeamt und Kriegshilfsbüro) und den Tiroler Standschützen erschien. Die Karte vereint damit die deklarierten Ziele der offiziellen Kriegsfürsorge, neben dem Spendensammeln auch „den patriotischen Gedanken möglichst zu fördern und dem künstlerischen Empfinden tunlichst gerecht zu werden“, wie es Eduard Prinz Liechtenstein, der Leiter des Kriegshilfsbüros, einmal zusammenfasste.
Das Motiv vom Ältesten und dem Jüngsten fand während des Ersten Weltkriegs weite Verbreitung, in Tirol und der k. u. k. Monarchie insbesondere ab 1915, als im Zuge des italienischen Kriegseintritts die Standschützen mobilisiert wurden. Auf Postkarten und in illustrierten Zeitungen wurden in zahlreichen Ausführungen der jeweils älteste und jüngste Kämpfer einer Einheit oder einer Stellung dargestellt. Diese Gegenüberstellung versinnbildlichte auf einfache Weise den unerschütterlichen Patriotismus und Verteidigungswillen der gesamten (männlichen) Bevölkerung vom Kind bis zum Greis – und appellierte damit auch an all jene, die nicht an der Front waren, das ihre zu den Kriegsanstrengungen beizutragen.
Es wäre ein interessantes Projekt, einmal die verschiedenen „Ältesten und Jüngsten“ zu recherchieren, zu versuchen, ihre Namen zu erheben und was aus ihnen wurde. Insbesondere was die Jüngsten betrifft, stellt sich abseits der propagandistischen Verklärung natürlich die Frage, wie sich die furchtbaren Kriegsereignisse auf die weitere Entwicklung und ihr Leben auswirkte.
Mit dem Thema von Kindersoldaten aus historischer Perspektive befasst sich Jürgen Becker, der am kommenden Donnerstag in Innsbruck zu Gast sein wird und im Rahmen seines Vortrags auch einen kleinen Blick auf Tirol werfen wird:
Was: Jürgen Becker, Vortrag „Voran der Trommelbube – Kindersoldaten früher“
Wann: 19. Mai 2022 um 18:00 Uhr
Wo: Bürgersaal, Historisches Rathaus, Herzog-Friedrich-Straße 21, 2. Stock
Eine kleine Serie über Postkarten der Kriegsfürsorge im 1. Weltkrieg wäre interessant.
Vorsicht, was Sie sich wünschen, Herr Auer. Sowohl Matthias Egger als auch ich haben unsere Dissertationen zu diesem Bereich geschrieben und Bildmaterial gäbe es im Stadtarchiv auch genug. Das könnte also leicht eine 100-teilige Serie werden – den Innsbruck-Bezug müsste man halt sehr angestrengt suchen. 🙂