Ein Weg in den Süden
Als Bibliothekar komme ich mehr als 100 Jahre nach Eröffnung der Brennerbahn (24. August 1867) nicht umher, in der Bibliothek des Stadtarchivs folgendes, mehr als 100 Jahre altes, Büchlein näher zu betrachten: „Über den Brenner nach Italien. Eine Skizze der Brenner-Bahn für Eisenbahnreisende von Dr. A. Volpi“. Die Publikation beinhaltet eine Reisebeschreibung von München nach Verona mit Details zu den Reiselokalitäten, Verköstigung und den Zollformalitäten aus dem Jahre 1868. Technische Konstruktionsdetails der Brennerbahn werden mit der Semmeringbahn verglichen. Die Reisebeschreibung ist reich an örtlichen Schilderungen und interessant für jeden Topographen.
Dazu passend die Grafik „Bergisel mit Brennerbahn“ von Eduard Theodor Compton, einem britischen Alpenmaler und Bergsteiger, der zahlreiche Erstbesteigungen durchführte, die deutsche Staatsbürgerschaft annahm und bei München wohnhaft wurde. Besonders interessant ist der gezeigte Blick auf den Bergisel und darüber hinaus, da sich die Ansicht auch durch den Neubau des Tirol Panoramas mit Kaiserjägermuseum in mehr als 100 Jahren nicht allzu viel verändert zu haben scheint. Besonders zu beachten ist die Darstellung der Dampflokomotive der Brennerbahn, die wohl der aktuellen, dampfbetriebenen Zillertalbahn ähneln dürfte.
Die karge Landschaftsdarstellung des Grisailleaquarells im Vordergrund erinnert an chinesische Tuschemalerei, die Compton wohl bekannt war. Das Aquarell bildet daher eine auch in der genannten Publikation erwähnte Verbindung der Brennerbahn zwischen dem Norden und dem Süden ab, die bis in die Türkei und den Orient reicht und am Brenner seit Kreuzfahrertagen besteht. Doch zurück in die Gegenwart: Jetzt im Sommer in der Hochreisesaison und nicht nur im Winter ist und bleiben Innsbruck und Tirol besonders in globalisierten Zeiten ein beliebtes Urlaubs- und Reiseziel!
Verfasser: Bernhard Andergassen
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck BI-K-148)