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Theresienkirche Auf Der Hungerburg (III)

Theresienkirche auf der Hungerburg (III)

Im Jahr 1947 konnte Max Weiler seinen Freskenzyklus fortsetzen und das „Herz-Jesu-Sonne“-Bild entstand. Eingebettet in eine Zillertaler Landschaft (Gerlos?) beten Tiroler zum Herzen Jesu, das von sechs kreisenden Cherubinen in bunten Ornaten getragen wird. Weil diese an Priester erinnern, bekam es im Volksmund bald den Spitznamen „Pfaffenkarussell“.

Zum Skandal wurde das Bild „Lanzenstich“. Weiler verlegte die Szenerie nämlich nach Tirol. Wir sehen Jesus neben einem Schächer am Kreuz. Ein berittener Tiroler gibt seinem Landsmann den Befehl zum Durchbohren des Herzens Jesu. Ein dritter hält eine Fahne mit dem Tiroler Adler hoch. Unter dem Kreuz unterhalten sich Tiroler gleichgültig, einer davon mit seinem schwarzen Schnurrbärtchen könnte auf Adolf Hitler hinweisen. Am unteren Bildrand trauern Frauen und Kinder, ein Mädchen mit grünem Gesicht kämpft wohl mit Übelkeit.

Diese Kreuzigungsszene führte zum größten Kunstskandal der Nachkriegszeit und sollte zehn Jahre dauern. Unter anderem strebte ein Unterinntaler Bauer (letztlich erfolglos) sogar einen Prozess an, weil er durch die Darstellung eine Herabwürdigung des Tiroler Bauernstandes sowie eine Religionsstörung sah.

Als hochrangige Bauernvertreter bei Bischof Paulus Rusch vehement eine Änderung des Freskos verlangten und mit „Selbsthilfe“ drohten, wurde einige Zeit der Gendarmerieposten auf der Hungerburg verstärkt. Nachdem der Widerstand – angeführt vom Priester Karl Felch – bis Rom ging, musste Bischof Rusch Stellung beziehen. Er verhielt sich überraschend neutral, verbot aber vorsichtshalber die Weiterarbeit an den noch ausstehenden Fresken. Erst im Jahr 1950 kam aus Rom ein Antwortschreiben, in dem die Bemalung stark bemängelt wurde. Als Kompromiss ließ Bischof Rusch die Fresken kurzerhand verhängen.

Jahre später wurden die stark verschmutzten Tücher recht unspektakulär abgenommen, es gab keine Aufregungen mehr, hatte Weiler doch in der Zwischenzeit Karriere gemacht!

Weiler konnte oder wollte die restlichen Fresken nicht mehr malen, vielleicht fehlte auch das nötige Geld oder Interesse. Somit bleibt der Innenraum ein weiteres Mal „Stückwerk“.

(Fotos: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Div-1337)

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