The Horrors of Innsbruck
Auf der Flappe der aktuellen Ausgabe des New Yorker kommt, vermutlich zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte des vor knapp 100 Jahren gegründeten und immer noch einzigartigen Magazins The New Yorker, die Stadt Innsbruck vor. Nicht ganz so wie sich das der Tourismusverband wünschen würde, sondern in Referenz auf den langen Artikel der angesehenen Journalistin und Staff writerin der Zeitschrift, Margaret Talbot. Der Artikel ist auch online, man kann ihn ohne Bezahlschranke lesen. Natürlich in englischer Sprache, aber eine ausdrückliche Leseempfehlung an alle, die sich mit der Geschichte von Jugendpsychiatrie und Kinderheimen im Westen Österreichs auseinandersetzen wollen. Es ist definitiv ein Horror, was viele junge Menschen in der gewalttätigen Welt der Maria Nowak-Vogl durchmachen mussten. Der Artikel folgt in schmerzhafter Offenheit der Lebensgeschichte der heute als erfolgreiche Fotografin in Washington arbeitenden Evy Mages. Es ist gerade eine Generation her und doch klingt vieles davon unvorstellbar. In diesem Bereich wird heute zum Glück ganz anders gearbeitet.
Was sich auch geändert hat: Die Fakten liegen auf dem Tisch, die Betroffenen sind zu Wort gekommen, die Täter*innen wurden genannt. Eine ganze Reihe von Wissenschaftler*innen haben Forschungsprojekte zum Themenkomplexen Heimerziehung initiiert, die lückenhaften Akten beforscht und einiges dazu publiziert. Viel davon wird im Artikel auch genannt. Über die Kooperationsbereitschaft der katholischen Kirche, ihren Anteil an diesen Abgründen aufzuarbeiten, gibt es geteilte Meinungen. Und bei allem Lob der Forschung: Die Traumata der Opfer bleiben natürlich bestehen.
Auch in unserem Archiv liegen die Akten der städtischen Jugendfürsorge. Seit einigen Jahren gelten für den Zugriff der betroffenen Personen (in Stadt und Land) klare Regeln: Alle haben Anrecht auf alle Unterlagen zu ihrer eigenen Geschichte, dies soll einerseits unkompliziert gehen und doch ist die Freigabe Chefsache. Die Stadt ist sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst und unternimmt alles, in ihrer Jugend im Zuständigkeitsbereich des Magistrats traumatisierte Menschen nicht mit behördlichen Hürden der 2020er Jahre zu re-traumatisieren. Ganz am Ende der bereits so gut wie fertigen Recherchen haben sich Evy Mages und Margaret Talbot Ende 2022 dann auch ans Stadtarchiv gewandt, und neben einem wichtigen Akt in den kürzlich erschlossenen Dokumenten der Innsbrucker Kriminalpolizei fanden sich auch Unterlagen zur Familiengeschichte, speziell zu den Großeltern von Evy Mages.
siehe auch:
https://innsbruck-erinnert.at/eine-unscheinbare-villa/
Ein 1947 geborener Knabe kam – mit 1 Jahr Verspätung – in die 1. Klasse Leopoldschule zum Lehrer Franz Eller.
Leider kam dieser Lehrer weg – und der Direktor Gottfried K. übernahm diese Klasse. Im Gegensatz zum vorigen Lehrer – und ganz „auf der Höhe der Zeit“ hielt er nichts, aber schon gar nichts, von Inklusion oder Integration – und schickte die Mutter mit dem Buben in diese Villa hinauf. Der Mutter wurde (sehr!) „anders2, als sie sah, daß alle Fensterklinken in diesem Haus abmontiert waren…
Nach ausführlichen Testereien – zum Glück nur „ambulant“ kam der Bub im nächsten Schuljahr an die Sonderschule – damals noch im „Juchhe“ – oberster Stock! – der Gilmschule. Später dann an die Siebererschule.
Jedenfalls sagte die Mutter – nach diesen Testereien und Gesprächen – von der Frau Doktor in dieser Villa:
„De hoaßt nit lei VOGL – de hat aa oan – und zwar an haushochn!“
Ergänzung:
…und wenn ich mich recht erinnere, waren auch die Türen ohne „Schnallen“.
Was wäre bei einem Brand gewesen?