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Lasterhaftigkeit In Innsbruck?

Lasterhaftigkeit in Innsbruck?

Im Juni des Jahres 1962 feierte der österreichische Film „Lulu“ vom Regisseur Rolf Thiele in Frankfurt seine Premiere. Der Film beruht auf einer Zusammenfassung der Stücke „Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“ von Frank Wedekind. Die Hauptrolle bekleidete die österreichische Schauspielerin Nadja Tiller, die in den 1950er und 1960er Jahren zu den bekanntesten Stars im deutschsprachigen Raum gehörte. In den weiteren Rollen finden sich mit O.E. Hasse, Hildegard Knef und Mario Adorf ebenfalls berühmte Namen des deutschsprachigen Kinos wieder.

Trotz dieser Starbesetzung hat der Film keine allzu schmeichelhaften Kritiken erhalten. Das Lexikon des internationalen Films bezeichnete „Lulu“ als eine „mißlungene… Kinoversion“ des Wedekindschen Stoffes: „Lustgestöhn, Schweißausbrüche und eine schleimige Plüsch-Atmosphäre sorgen für jene ‚Lasterhaftigkeit‘, die im deutschen Film der frühen sechziger Jahre als ‚gewagt‘ galt.

Etwas gewagt scheint auf alle Fälle das Plakat, das die Aufführung in den Zentral-Lichtspielen in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße bewarb. Auf knalligem roten Hintergrund findet man die Hauptdarstellerin Nadja Tiller im knappen Outfit und aufreizender Pose wieder. Wie der Film vom Innsbrucker Publikum aufgenommen wurde, ist mir leider nicht bekannt, und auch ich selbst hab ihn leider nicht gesehen. Kann jemand unter unseren Leser*innen von den eigenen Eindrücken berichten?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 04.05.04_05 80)

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Nein, diesen Film habe ich nicht gesehen.
    Aber als ich – endlich! – das erforderliche Alter erreicht hatte, kamen „Boccaccios Liebesnächte“ ins Kino.
    Es war sicher als Kompliment für mein jugendliches Aussehen gedacht, daß der Buuz sich meinen Ausweis zeigen ließ – und sich bei Rückgabe desselben höflichst entschuldigte.
    Was soll ich zum Film sagen?
    Am übernächsten Tag war er auf „über 14“ herabgestuft worden…

  2. …aber weil wir gerade über Film und „Laster in Innsbruck reden:
    Hat jemand zufällig noch Erinnerungen an die „Filmgilde Tirol“ und jenen Univ.Prof. Dr Alfons Plankensteiner, der hinter dieser Aktion stand?
    …..und an dieses Aushangkastl an der Mauer des Servitenklosters, gleich links vom Kirchturm, mit den postkartengroßen maschingeschriebenen Angaben über die derzeit laufenden Filme und deren entsprechende Klassifizierung, die von einem „Für alle“ über „Für Jugendliche“ und „Für Erwachsene“ bis „Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt“ über „Abzuraten!“
    schließlich bei der sechsten Stufe „Abzulehnen“ endete…???
    Da Kann ich ein G’schichtl dazu erzählen.
    Der damalige Kooperator von Wattens bekam jeweils diese Klassifizierungen zugesandt, vervielfältigte sie (damals mühsam!) und bestückte gewissenhaft alle Aushängekästen damit.
    Eines Tages hatte er im Wattental drin zu tun, im Lager Walchen, beim dortigen Leiter.
    Während dieses Gesprächs klopfts, ein „Untergebener“ kommt herein und bittet, ob er ausnahmsweise heute nqchmittags frei haben könnte.
    Nun, er wollte ins Kino gehn! Wie der Film heiße, wußte er nicht –
    „- aber er muaß guat sein!!! Es is nämlich a „Sechser“ (also „Abzulehnen)..“!“
    Und erst da wurde dem Kooperator klar, daß sein Schaukasten geradezu die beste Reklame für den Besuch dieser Filme war.
    Von da an hat er’s bleiben lassen.

  3. Mei, ganz vergessen, die Rezensionen der Katholischen Filmrundschau. Das mit Gilde und Plankensteiner wußte ich garnicht. Nur die in der Art unserer Schularbeitentexte mit Spiritusmatrizen vervielfältigten Zettelchen weiß ich noch. Eines Tages blieben die Schaukästen leer und man sah die Farbe des originalen Untergrunds als frische Rechtecke auf dem verschossenen Stoff.
    Ich kann mich an mindestens drei weitere Aushangkästen dieser Sorte erinnern: Beim Lehrlingsheim am Innrain gegenüber der Shell Tankstelle und an der Ecke Maximilianstraße/Bürgerstraße. Der dritte mir erinnerliche war an der Ecke Egger Lienzstraße/Neuhauserstraße angebracht.
    Diese Schaukästen existieren übrigens alle noch, wenn auch anderen Inhalts.

    Natürlich zogen uns Knaben diese Zettelchen magisch an, besonders natürlich die Filme mit dem Prädikat Abzulehnen. Eine der gängigen Worthülsen lautete zB. „Die an sich spannende Handlung wird leider durch unnötige Nacktszenen völlig entwertet“. Oder „der Film gibt vor, die Problematik des Frauenhandels beleuchten zu wollen, dient aber lediglich der Zurschaustellung üppiger Frauenkörper… usw usw.“

    „Knaben, wirr von Träumen“ dichtete Trakl. Ja, genau so.

    Auf eines war jedoch Verlaß: Wenn die Besprechung ein „Langweilig“ oder „sehr langweilig“ verteilte, dann hatte sie recht.

    1. Ja, das mit dieser Katholischen „Filmgilde“ habe ich so in Erinnerung, als habe es da einen bescheidenen „Mitgliedsbeitrag“ gegeben (den ich mir als Halbwaise nach einem 41-jährig an Krebs verstorbenen Bahnbeamten………..), für den man dann in den Genuß „wertvoller“ Filme (mit vor- und nachheriger Erläuterung!) kam.
      Und nicht so einen „seichten“ Lustspielfilm mit ein paar Wiener Komikern namens Moser, Hörbiger oder was weiß ich. Oder gar einen Alexander – Phillipp – Klamauk…
      Was die „wertvollen“ Filme anbelangt:
      Der Anna-Magnani-Film „Die tätowierte Rose“ wurde damals als das Non-plus-ultra des GUTEN WERTVOLLEN Films angepriesen – und so hat sich meine Mama, immer noch traumatisiert durch alles, was in der Kriegs- und Nachkriegs-
      zeit und durch den frühen Tod des Gatten über sie hereingebrochen war, den Luxus dieses Filmbesuchs gegönnt –
      – um wieder depressiv zu werden –
      – Was gottseidank nach einer Woche wieder abklang.
      Ach ja, die katholische Filmkritik! Da wurde genauestens darauf geachtet, daß der Pfarrer in diesem Stückl ja nicht als komische Figur herüberkam! Wehe, er war im Film in einer Szene so vor einer Wand plaziert, daß das dort hängende Hir
      schgeweih (pardon!) aus seinem Kahlkopf zu sprießen schien! („Der tolle Bomberg“ mit Hans Albers) Da wurden gleich „ernste Bedenken“ angemeldet wegen dieser „Herabwürdigung“ Und so weiter, und so weiter…

      1. Ergänzung:
        „Univ.Prof. Dr.Alfons Plankensteiner (unser Bild) starb,
        eben 57jährig geworden, am 26.Februar in Innsbruck.
        1912 in Innsbruck geboren, war er seit 1936 als Mittel-
        schulprofessor und nach dem Kriege auch als akademischer
        Lehrer tätig. Über Österreich hinaus bekannt und ge-
        schätzt war er als Fachmann der katholischen Filmarbeit.
        Jahrelang durch ein schweres Leiden gehindert, arbeitete
        er unverdrossen führend in der Durchdringung der moder-
        nen Massenmedien mit christlichem Geist.
        (Kirchenblatt für Tirol, Nr.10 Sonntag, 9.März 1969 Preis: 1.- Schilling)

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