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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Täglich Grüßt Das Murmeltier (II.)

Täglich grüßt das Murmeltier (II.)

Die Debatte rund um die Mieten, damals meist noch Mietzins genannt, war auch eng verknüpft mit den Diskussionen um die „Kriegsgewinnler“. Das „Attentat“ auf den Mieterschutz, wie die die Volks-Zeitung die Reformvorschläge der Regierung beharrlich nannte, würde dazu führen, dass die Hausbesitzer sich auf Kosten der Sparer bereichern. Natürlich waren viele Häuser vor dem Krieg mit Krediten finanziert worden. Durch die massive Geldentwertung konnten diese mit „Papierfetzen“ zurückgezahlt werden, während all jene, die ihr Geld in Sparbüchern geparkt hatten (mit denen besagte Kredite ermöglicht worden waren), nun mit leeren Händen dastanden. Wenn die Beschränkungen der Mieten nun aufgehoben würden, so müssten die kleinen Sparer gewissermaßen auf doppeltem Wege die Zeche zahlen.

Die christlich-soziale Presse hielt dagegen, dass das Mietengesetz de facto eine Enteignung darstellte, weil es Hausbesitzer zwang, ihren Besitz deutlich unter dem Marktwerk zu vermieten.  Neben der moralischen Fragwürdigkeit dieses Zwangs zerstöre er auch den Anreiz, neuen Wohnraum zu schaffen. Ebenso wurde auf ein Gutachten des Völkerbundes verwiesen, welches das Gesetz als unwirtschaftlich beurteilte.

Über die unfairen Auswirkungen der absurd hohen Inflation ließ sich natürlich streiten, aber das Argument des mangelnden Anreizes für neuen Wohnraum war nicht von der Hand zu weisen. Letztlich leiden Kontrollen der Mietpreise unter demselben Problem wie alle Preiskontrollen; sie führen auf kurz oder lang zu mangelndem Angebot, sinkender Qualität, Korruption und Schwarzhandel.

Mitte des Jahres 1925 hatte der Nationalrat bereits eine Gesetzesnovelle verabschiedet, mit der neu vermietete Wohnungen von den Preisbeschränkungen ausgenommen wurden. Damit sollte erreicht werden, das leerstehende Wohnungen wieder auf den Markt kamen.

(Mietervereinigung Oesterreichs, Lokalorganisation Innsbruck. 10. Jahres-Hauptversammlung, Signatur Pt-316)

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