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Denkmäler Aus Gummi – Ein Aprilscherz?

Denkmäler aus Gummi – ein Aprilscherz?

Am 31. März 1951 erschien in der Tiroler Tageszeitung ein Artikel, in dem die Leserinnen und Leser darüber informiert wurden, dass Innsbruck bald eine neue Attraktion erhalten würde. Die Stadt, die laut Zeitungsbericht recht arm an Denkmälern sei, solle „neuartige Denkmäler aus Gummi erhalten. Weiter im Text konnte man nachlesen, was die Innsbruckerinnen und Innsbrucker zu erwarten hätten und wie die Herstellung der Denkmäler erfolgen würde. Die Technik wurde angeblich erstmals in Dakar angewendet, allerdings nicht bei der Herstellung von Denkmälern sondern beim Bau von Häusern. „Als kürzlich in den großen illustrierten Zeitungen eigenartige Bilder von Gummihäusern zu sehen waren, die zum ersten Male in Dakar in Westafrika errichtet worden sind, konnte niemand ahnen, daß auch Innsbruck sehr bald mit dieser sensationellen Erfindung in Berührung kommen werde. Es handelt sich dabei um Ballonhüllen aus Gummi, die aufgeblasen und mit einem Betonbezug überstrichen wurden. Wenn der Überzug erstarrt ist, wird dem aufgeblasenen Haus die Luft entzogen, der Ballon entfernt, und eine primitive, aber sehr haltbare Behausung ist in wenigen Stunden fertig. Diese Schnellbauweise hat sich im heißen Afrika sehr bewährt.“

Die Tiroler Tageszeitung berichtete weiter, dass ein Reporter den ersten Mitarbeiter des Konstrukteurs der Gummihäuser in Dakar, Herrn Ingenieur St. Upido, in seiner Werkstatt im Osten Innsbrucks einen Besuch abgestattet habe. Bei einem Gespräch mit dem Reporter meinte der Künstler: „Ich entwerfe hier das erste Gummimonument, das in Europa aufgestellt wird. Ich freue mich, daß Innsbruck als fortschrittliche Stadt die Bedeutung unserer Erfindung so rasch erkannt hat und mich damit beauftragte, für Herzog Friedrich mit der leeren Tasche ein Denkmal zu schaffen.“ Ein Gipsmodell der überlebensgroßen Plastik war bereits fertiggestellt. Herr Upido erklärte die weitere Vorgangsweise: „Diese dreidimensionale Plastik übertrage ich nun mit Hilfe einer Spezialmethode in die zweidimensionale Ebene der roten Gummihaut. Dabei entstehen mehrere Einzelteile, die später zusammenvulkanisiert werden. Ist dies geschehen, wird Luft in die schlaffe Haut gepumpt, und der Herzog erwacht zu plastischem Leben. Ist sein Inneres prall mit Luft gefüllt, wird die ganze Figur mit einer besonderen Zementmasse dünn überstrichen. Nach der Erstarrung wird darüber grüne Farbe gespritzt, um die Patina der Jahrhunderte vorzutäuschen. Die Gummihaut wird im Gegensatz zur Methode von Dakar nicht entfernt. Die neuen Gummidenkmäler haben nur einen Nachteil: sie vertragen keine Schneelast. Es sind ausgesprochene Sommerdenkmäler. Zu Beginn der kalten Jahreszeit wird einfach das Ventil geöffnet und das Denkmal demontiert. Im Frühjahr stellt man es wieder auf.“

Die Tiroler Tageszeitung berichtete weiter, dass drei Gummidenkmäler bereits fertiggestellt werden konnten und dass am 1. April die Herzog-Friedrich-Skulptur auf einem zwei Meter hohen Steinsockel hinter dem Haupteingang des Hofgartens öffentlich aufgeblasen, bestrichen und patiniert werden würde. Zwei weitere Denkmäler würden auf die beiden Brunnen, die auf der rechten und linken Seite des Landesmuseums platziert waren, aufgesetzt werden. Bei diesen zwei Skulpturen würde es sich um die Darstellung eines „Dotzenhackers“ und eines „Höttinger Vogelfängers“ handeln.

Es wäre interessant zu wissen, wie viele Innsbruckerinnen und Innsbrucker am 1. April 1951 in den Hofgarten eilten, um bei der „Errichtung“ des Herzog-Friedrich-Denkmals zuzuschauen.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-A-24372)

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