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Sozialistische Jugend?

Sozialistische Jugend?

Achtung, jetzt wird es kurz politisch: heute entführe ich Sie nämlich in das Rote Wien zum zweiten Internationalen Sozialistischen Jugendtreffen, das vom 12. bis zum 14. Juli 1929 stattfand. Es war das größte Jugendtreffen in der Geschichte der sozialistischen Bewegung. Über 50.000 Teilnehmer:innen aus 18 verschiedenen Ländern versammelten sich für drei Tage in der österreichischen Hauptstadt. Es gab Vorträge und Führungen, Konzerte und Theater, eine „Revolutionsfeier“ und ein großes Sportfest. Am Samstagabend fand ein Fackelzug zum Rathaus statt, am Sonntag ein Festumzug über die Ringstraße.

Der Ort war nicht zufällig gewählt. Das sozialdemokratisch regierte Wien war in den 1920er Jahren vor allem bekannt für seine revolutionäre Wohnbaupolitik, hatte aber auch in der kommunalen Kinder- und Jugendfürsorge neue Maßstäbe gesetzt. Ein Netzwerk von städtischen Einrichtungen wie Beratungsstellen, Kindergärten und Jugendheimen zielte darauf ab, die Lebensverhältnisse von Arbeiterfamilien zu verbessern. Vorher lag die Kinder- und Jugendfürsorge allein in der Hand der Kirche und privater Organisationen.

Aber wo, so werden Sie sich jetzt wahrscheinlich fragen, bleibt der Innsbruck-Bezug? Nun, das Titelbild hat zusammen mit weiteren Aufnahmen vom Jugendtreffen und einer Karte für die Wiener Straßenbahnen im Nachlass eines Innsbruckers den Weg ins Stadtarchiv gefunden. Die Vermutung liegt nahe, dass er selbst oder jemand aus seiner Familie daran teilgenommen hat. Auf dem Gruppenfoto, das stilecht vor einem Wiener Gemeindebau aufgenommen wurde, lassen sich einige kleinere und größere Lederhosenträger erkennen. Ich will behaupten, dass es sich hier um eine Innsbrucker – oder zumindest um eine Tiroler – Delegation handelt, die für das Jugendtreffen nach Wien gereist war.

Besonders glücklich sehen die meisten Kinder auf dem Bild nicht aus, wie ich finde. Vielleicht waren sie für das Sportfest auf der Hohen Warte mehr zu begeistern als für eine Führung zu den Wiener Gemeindebauten. Wie viel sie von der Ideologie hinter der Veranstaltung mitbekommen haben und sich damit identifizieren konnten sei dahingestellt.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 06.100.04-24)

Elisa Wasserer

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Ich vermute eher die Besichtigung eines Kindergartens, die Kinder sind zwangsvergatterte Wiener Buam und Madln. Einen von ihnen hat man sogar glückstrahlend aus dem Plantschbecken gezerrt.

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