Sonderbare Sonderfahrt
Im Jahr 1995 brach die Straßenbahnlinie 1 zu ihrem beSONDERen Einsatz auf. Festlich geschmückt mit hellgrünen Luftballons und dunkelgrüner Dekoration bahnt sich die Linie Nummer 1 auf unserem Bild gerade ihren Weg durch den Burggraben und in weiterer Folge auch durch den Marktgraben, vorbei an den Zuschauern auf den Gehsteigen links und rechts. Wer wohl an diesem Tag die Ehre hatte im Führerhäusl der Straßenbahn zu sitzen?
Die Sonderfahrt fand anlässlich der Eröffnung des neuen IVB Terminals am Marktplatz statt, welches mittlerweile einen der Hauptverkehrsknotenpunkte in Innsbruck bildet, und an diesem Tag vermutlich die Zielhaltestelle für unsere charmante Tram gewesen war. Um die Neueröffnung auch anständig zu feiern wurde zudem am Marktplatz auch ein Straßenfest veranstaltet. Im Bildausschnitt außerdem zu sehen: Die bunten Häuschen am Burggraben, mit diversen Geschäften und der Hörtnagl-Passage im Hintergrund.
Die Nummer 1 wurde der Linie jedoch nicht durch Zufall verliehen. Wie erfahrene Innsbrucker*innen wissen dürften, war die sogenannte „Saggen-Linie“ oder zu Beginn auch „Stadtbahn“ die erste elektrische Straßenbahn der Stadt. Straßenbahnliebhaber haben dazu wohl noch mehr Informationen parat?
Außerdem darf ich in diesem Zusammenhang auch auf das bei uns erhältliche Buch „Straßenbahnen, Busse und Seilbahnen von Innsbruck“ von Walter Kreutz hinweisen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-26198)
Eva Haslinger
An diesem Foto sieht man gut wie 2 alte Traditionsgeschäfte – Foto Seka und der Händler Einselen – durch den technischen Fortschritt obsolet geworden und inzwischen verschwunden sind.
Der Tarfusser am Sparkassenplatz und der Einselen am Burggraben – „zu meiner Zeit“ die beiden einzigen Plattenläden in Innsbruck. Wenn man eine Platte kaufte, konnte man die davor anhören. Beim Tarfusser steckten am Verkaustresen Paare von Kopfhörern, also für jedes Öhr einer, die man sich mit beiden Händen an die Öhren halten musste. Der Einselen war etwas moderner, der hatte Kabinen, da konnte man drinnen sitzen und die Scheiben anhören. Ein Plattenkauf war damals ein Erlebnis und dauerte (bei mir zumindest) ca. 1 Stunde. Na ja, war halt echt entschleunigt damals…
Die Firma Einselen hat leider zu früh die sogenannte Flinte ins Korn geworfen. Er war damals einer der Wenigen, der den klassischen Sektor der Musik in Innsbruck abgedeckt hat. Und das vorallem mit Vinyl. Das Verschwinden dieses Geschäftes hat mich damals schwer getroffen, denn allen Unkenrufen zum Trotz und des „eisernen Willens“ der Puristen (DJs, Bands, Sammler), hat die Musikindustrie das „alte“ Medium Schallplatte wiederendeckt und der Markt blüht. Natürlich hat eine CD ihre Berechtigung. Klein und handlich. Jedoch habe ich noch alle Schallplatten, welche ich je gekauft habe (die erste in den 70er Jahren). Bei den CDs sieht es anders aus, denn dieses Medium hat leider ein physisches Ablaufdatum. Da kann ich leider viele nicht mehr benutzen.
Als frisch eingestellter, sehr junger Redakteur für ein heute vergessenes Lokalmedium, den damals mangels Privatfernseh-Lizenz noch aus Standbildern bestehenden Vorläufer von Tirol TV der Kabelgesellschaft „Telesystem“, habe ich damals, am 30. November 1995, im „Kabeltext“ über dieses Ereignis berichtet und war deshalb dienstlich vor Ort. Es war meine zweite Reportage überhaupt.
Für die Innsbrucker Straßenbahn war das ein sehr wichtiger Tag, wurde doch nach 30 Jahren der Stagnation und Kürzung die erste Neubaustrecke eröffnet. Das markierte den entscheidenden Turnaround und mit etwa 10-jähriger Verzögerung den Beginn der damals europaweiten, heute weltweiten Renaissance der Straßenbahn auch in Innsbruck. Bis dahin hätte sich kaum jemand gedacht, dass das Straßenbahnnetz eines Tages wieder wachsen würde, was es aber bis heute tut, und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht, mehrere Netzerweiterungen stehen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten an.
Ein kleiner Konvoi von herausgeputzten Schienenfahrzeugen, angeführt von dem abgebildeten Triebwagen (entweder Nr. 51, 52, oder 53), bewegte sich damals unter großem Interesse der Bevölkerung über das neu gebaute Nordgleis durch die Museumstraße Richtung Innrain. Während dieses Gleis vom Landesmuseum bis zum Marktplatz bereits früher existiert hatte (allerdings bei der Maria-Theresien-Straße nie durchgängig), sahen der Innrain und die nördliche Bürgerstraße zum ersten Mal Straßenbahnen.
Mit der neuen Tramstrecke ging die weitestgehende Sperre von Museumstraße, Burg- und Marktgraben für den privaten Auto- und Motoradverkehr einher, eine entscheidende Maßnahme im „Verkehrskonzept 1989“. Es war aber auch der Grundstein für den Erhalt und späteren Ausbau der Straßenbahn und die entscheidenden politischen Beschlüsse 2003 und 2007.