So viel mehr als die „Geierwally“: Anna Stainer-Knittel
Die „Geierwally“ ist auch heute noch ein weithin bekannter, mit „Bergheimat“ verknüpfter Begriff in Literatur, Film und Theater. Die Autorin Wilhelmine von Hillern verarbeitete die Geschichte eines Mädchens, welches sich todesmutig an einem Seil mit einem Messer bewaffnet über die Felswand abseilt und das Nest eines Geiers ausräumt, in einen Roman, der 1873 erschien. Der Stoff fand in Folge Eingang in zahlreiche Film- und Theaterproduktionen. Als Vorlage für die Hillerns Figur der „Geierwally“ diente dabei eine Episode aus dem Leben Anna Stainer-Knittels. Diese war in Elbingenalp aufgewachsen und hatte im Alter von 17 Jahren einen Adlerhorst ausgeräumt – als Schutz der Schafherden vor Rissen durch Adler eine durchaus übliche Vorgehensweise, allerdings wurde diese Tätigkeit in der Regel von Männern ausgeführt. Da aber im Vorfeld von Annas Einsatz einige Unglücke in Bezug auf das Horst-Ausräumen passiert waren, erschien die Tat sicher noch heldenhafter – der Grundstein für den dramatisch zugespitzten Roman-Stoff war gelegt.
Doch Anna Stainer-Knittel war so viel mehr als die Grundlage für die „Geierwally“, für die sie wohl die meiste Berühmtheit erlangte und eine äußerst spannende Person. Sie wurde 1841 in Elbingenalp geboren und zeigte schon als junges Mädchen künstlerische Begabung und begann 1859 ein Studium an der Kunstakademie in München. Einer ihrer Förderer zu dieser Zeit war der Lithograph Johann Anton Falger, der ihr Talent schon früh erkannte. Später lebte sie in Innsbruck, wo sie sich durch Aufträge in der Portraitmalerei finanzieren konnte. Sie erlangte jedoch auch Bekanntheit für ihre Blumen- und Alpenmotive.
Auch nach der Hochzeit mit Engelbert Stainer im Jahr 1867 war sie berufstätig, wenige Jahre später gründete sie eine „Zeichen- und Malschule für Damen“. Diese leitete Sie bis ins Hohe Alter. Ihre drei Kinder Karl, Leo und Rosa förderte sie ebenfalls in besonderer Weise: So weiß man etwa von Leo Stainer, dass er aufgrund der Bemühungen seiner Mutter neben seiner Muttersprache auch Französisch, Englisch und Italienisch sprach. Das Titelbild entstammt einer Sammlung von Bildern zur „echten Geierwally“ aus dem Bestand von Günter Sommer. Die Bilder der Sammlung wurden allesamt in den Jahre 1905 – 1912 aufgenommen. Anna Stainer-Knittel verstarb im Jahr 1915 in Wattens.
(Stadtarchiv Innsbruck, Sommer-35-05)
Wahrscheinlich bin ich wieder allzu vorschnell mit diesem Kommentar – dieser Erinnerung.
Aaaaber – mit 85…. (da darf man so frei sein, oder?)
Ja, also:
Im Frühjahr 1948 ging die zweite Klasse der Volksschule Fritzens (4.-8.Schulstufe!) zur „Schuluntersuchung“ hinüber nach Wattens – in den Hof des ersten Hauses an der Bundesstraße westlich der Bahnhofstraße, durch welche wir gekommen waren, zum „Sprengelarzt“ Dr. Karl Stainer.
Wir stellten uns auf – und Dr.Stainer erzählte uns, wie er schon mit 16 Jahren damals „mit dem Kasseroller“ nicht nur die Fritzener, sondern auch die Funde am Wattener Himmelreich gemacht habe – und welche Schätze möglicherweise bei weiteren Forschungen und Grabungen noch auftauchen könnten. Dabei zeigte er uns alle möglichen alten Tiegel, Töpfe und Scherben, die so schiach waren, daß jeder andere sie längst weggehaut hätte – meine Nonna auf alle Fälle! Und das sollte etwas Besonderes sein?
Besser gefiel mir schon der kleine Anbau, den er – ebenfalls noch im jugendlichen Alter! – wie aus lauter Bach- und Kieselsteinen an seine Villa angebaut hatte (in meiner Erinnerung so eine Art offene Kapelle mit Türmchen / das war das Erste, das seine Nachkommen offenbar für so schrecklich, scheußlich und schauderhaft gehalten hatten, daß sie es entfernten – oder entfernen ließen – unverzeihlich…)
Ja, und nach diesem Exkurs in die Gefilde der Fritzener-San Zeno-Kultur mußten wir uns alle in einer Reihe aufstellen – der Herr Doktor ging von einem zum anderen und diktierte dem Herrn Lehrer Peer „Silddrüse 1 (oder 2 oder 3)“ und etwaige Besonderheiten, wie „gut genährt“, wenn jemand nicht – oder nicht mehr, denn 1948 wars ja schon ein bissl besser – aus „Haut & Knochen“ bestand…
Unvergeßlich!
Der ältere Sohn einer adlernestaushebenden und (später) in der Theaterloge strumpfstrickenden ungewöhnlichen Frau,
der „Geier-Wally“ Anna Stainer-Knittel….
„Besser gefiel mir schon der kleine Anbau….“ habe ich oben geschrieben –
– und – zu meiner ü b e r g r o ß e n Freude findet sich in der heutigen TT (auf Seite 22, „Lokales“ ein kleines Foto dieses Anbaus in gotischer Ritterromantik, so wie ich es in lieber Erinnerung habe. Allerdings nur „fast“, denn von so vielen schönen Rosen überwuchert war es damals noch nicht, sondern stand „unbedeckt“ da, daß man die Unterschiedlichkeiten der vielen Steine in Farbe und Form erkennen konnte.
Wenn ich mich recht erinnere, hat Herr Dr.Stainer damals erzählt, er habe das alles mit 16(?) Jahren als Gymnasiast in den großen Ferien gebaut – oder verwechsle ich da jetzt etwas?
Auf dem Sterbebildchen von Anna Stainer-Knittel stehen die wunderbaren Zeilen:
Frisch gelebt und frisch gestrebt,
Adlermut im Künstlerblut,
Im letzten Atemzug den letzten Geistesflug:
„Alle recht schön grüßen.“
Selbst eine Blume der Berge, kündete sie in Tausenden von Bildern Innsbrucks und der Alpenblumen Schönheit – der ganzen Welt!