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Skandal Erwünscht

Skandal erwünscht

Unsere treuen Leser*innen werden sich sicher an das kürzlich präsentierte Thien’sche Foto der Palmers-Werbung erinnern. In Jörg Thiens Sammlung bin ich unlängst noch auf ein weiteres Fundstück gestoßen, das durchaus Skandalpotenzial birgt. Das abgebildete Motiv: ein Werbeplakat aus dem Jahr 1957, gestaltet vom bekannten Vorarlberger Grafiker Otmar Motter. Beworben wird darin die Marke Elastisana, ein Produkt des Textilunternehmens Benedikt Mäser. Darauf zu sehen ist eine junge Frau, die lediglich eine Hose des beworbenen Labels trägt. Auf ihrer Pobacke prangt ein schwarzer Handabdruck, wohl von einem Kaminkehrer, wie die daneben abgebildeten Requisiten vermuten lassen.

Dass man(n) mit dieser provokanten Darstellung bewusst die Grenzen des guten Geschmacks austesten wollte, liegt nahe. Schließlich bot das seit 1950 geltende „Schmutz- und Schundgesetz“, offiziell das Gesetz über die Bekämpfung unzüchtiger Veröffentlichungen, der öffentlichen Hand eine rechtliche Grundlage zur Zensur. Genau das aber war in Werbekreisen jener Zeit ein probates Mittel zur Steigerung der Aufmerksamkeit, ein kleiner Skandal zur Steigerung der Bekanntheit.

Ob das Plakat damals auch in Innsbruck für Empörung sorgte, lässt sich heute leider nicht mehr nachvollziehen. Sicher ist nur: Es war auffällig genug, dass Jörg es für uns festhielt und damit auch ein kleines Stück Innsbrucker Werbegeschichte dokumentierte.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 04.05.04-727)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Ja, an dieses Plakat kann ich mich erinnern. Und daß Mitte der 50-er Jahre von einer besorgten relig.Frauengruppe Palmers- und andere Wäscheplakate mit einer Walze „Denkt an…unsere Kinder…Denkt an…unsere Kinder…Denkt an..“usw. in einer Nacht- und Nebelaktion verschönert wurden, weiß ich auch noch – ob auch dieses mit der Kaminkehrerhand an exponierter Stelle, das kann ich freilich nicht beschwören.
    Ebensowenig weiß ich, ob wegen dieses mit der Walze aufgetragenen Protestes damals eine Anzeige wegen boshafter Sachbeschädigung erfolgt ist – und wenn ja, wie diese ausgegangen ist. Möglicherweise wie das „Hornberger Schießen“

  2. Schuhe hat sie auch an. Logischerweise als letztes angezogen. Man erkennt die Absicht, wenn man will .
    Und was macht der Kaminkehrer? Steigt – weg da, i muaß arbeiten – auf die Leiter und flirtet mit Santa Claus. Shocking!

  3. Dunkle Zeiten waren das noch für den Feminismus. Das Problem ist, dass solche Sujets sexuell übergriffiges männliches Verhalten als normal, ja geradezu locker-lässig-lustig darstellten. Schon klar, als erwachsener Mann muss man gegen den Einfluss auch sexuell provokanter Werbung eigentlich resistent sein, aber ich bin mir sicher, dass das nicht immer gelang,, und dass sich vor allem so manche heranwachsende männliche Hormonfabrik im Teenageralter in seinen testosteroninduzierten Impulsen bestätigt sah und auf Kosten der jungen Frauen dementsprechend nachstellte, was hier so lustig gemalt affichiert war. Gut, dass diese Zeiten vorbei sind und Frauen sich heute meist zu wehren wissen – aber auch gar nicht gut, dass sie sich immer noch gegen sowas wehren müssen, weil viele Männer immer noch übergriffig sind.

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