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Schaufensterbummel – V

Schaufensterbummel – V

Es wird wieder Zeit einen Schaufensterbummel zu unternehmen. Diesmal gleich einen doppelten. Zum Tapezierer Anton Grasl und zur Hof-Bäckerei des Louis Erhart. Beide Schilder sind Erzeugnisse des Fotografen Lambert Albrecht in der Leopoldstraße 2.

Bei einem Blick in die Adressbücher scheint der Tapezierer und Decorateur Anton Grasl, der auch eine Vorhang Appretur betrieb, nicht oft auf. Aber einen Moment: Kein Mensch – vielleicht nicht einmal Frau Steppanek – kennt heute noch den Begriff der Appretur. Kurz gesagt handelt es sich um ein Veredelungsverfahren von Stoffen. Wenn Sie es genauer wissen wollen, wenden Sie sich bitte an die kompetente Seite der „Stoff-Meile“: https://www.stoffmeile.de/stoff-wissen/appretur/.

Zurück zu Anton Grasl. Im Adressbuch 1897 scheint er in der Fallmerayerstraße 9 auf. Im nächsten Adressbuch, 1901, scheint ein S.-B.-Akkordant in der Innstraße 63, 1902 und 1904 in der Innstraße 79 auf. Ob es sich dabei um die gleiche Person handelt, kann ich auf die Schnelle nicht sagen. Ich dachte eigentlich, dass ein Akkordant irgendwas mit Buchhaltung – Sie wissen schon Ärmelschoner und Löschblattwippe – zu tun hat, aber das stimmt so offenbar nicht: https://de.wikipedia.org/wiki/Akkordant Der Zirkel und die Buchstaben F und B sind ungeklärt. Am Ende bleibt die Nachforschung etwas unbefriedigend.

Die K. und K. Hof-Bäckerei des Louis Erhart macht es uns etwas leichter. Louis ist kein Bäcker-Künstlername, der Mann hieß wirklich so. Und wir sehen eine beeindruckende Laufbahn: Von 1897 bis 1899 firmiert er in der Museumstraße 10 als Bäcker. 1900 und 1901 in gleicher Adresse als Bäckermeister und Hausbesitzer. Ab 1902 bis 1908 als Bäckermeister, Hausbesitzer und Gemeinderat. Danach gibt es keine Einträge mehr.

So erinnern uns solche Schilder an Menschen, die in Innsbruck gelebt haben, die eigentlich schon längst vergessen sind. Und trotzdem nehmen wir wieder ein bisschen an ihrem Schicksal Anteil.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Oh, doch, dieser Begriff ist mir immer noch geläufig! Wenn die Verkäuferin im Stoffgeschäft – Vom Proxauf übern Hepperger bis zum Egger-Schaufler unterm Goldenen Dachl od3r dem Bunten Laden in der Andreas Hofer Straße – so einige Stoffballen aus dem Regal heruntergewuchtet hatte und der Kundin die Frage stellte „Wieviel brauchertens denn?“,
    so sahen diese Stoffe wunderschön glatt, leicht glänzend und kostbar aus. „Nahen Sie’s selber? Ja? Da miaßatnS aber pro Metta a Handbroat mehra nemmen – weil des solltens „überbrühen“ – bevor Sie’s zuaschneidn – weil sonst gehts Iahnen beim ersten Waschen ein…!“
    Also – auf dem gespannten Gewebe aufgetragen – schöner Glanz…
    Ab 1953 gabs eine ganz spezielle Abart: Diese „Everglace“-Baumwoll- Sommerkleiderstoffe hatten eine durch Appretur dauerhaft gemachte wabenartige Prägung (mich erinnern diese durchsichtigen Luftpolsterfolien daran, welche von den Kindern mit viel Vergnügen – Wabe für Wabe – zum Platzen gebracht werden…) Der Stoff galt als „knitterfrei“ und war es auch einige Zeit lang – aber was ist schon ewig? Trotzdem – für die damaligen „Kreis-“ und „Halbkreis“-Röcke wie geschaffen – säumen Sie einmal so ein gutes Stück per Hand – ja, ja, der „New Look“ – die Mode der Nachkriegszeit.
    Und als brutaler Gegenschlag kam dann die S A C K M O D E !
    Aber die Appretur der Gewebe – und das „Eingehen wie a böhmische Leinwand“ blieb natürlich.

  2. In die Fallmerayerstraße 9 – „Knittlhaus“ – übersiedelte Herr Grasl im August 1894, vorher befand sich sein Geschäft in der Andreas-Hofer-Straße 11 „vis-a-vis der Jenewein’schen Samenfabrik“. Diese Geschäftsverlegung teilte er seinem „P.T. Publicum, hohen Herrschaften und Hoteliers“ in den IN vom 18. August 1894 (S 43) mit.

    Beim „S.-B.-Akkordant“ handelt es sich um einen Mitarbeiter der k. k. Südbahn, da bin ich mir sicher. In der Innstraße wurden die Hausnummern zumindest einmal geändert. Im AB von 1896 findet sich auf Seite 80 (dig.) ein händischer Eintrag vom 5. 10. 1934: „Innstrasse, wurden die Hausnummern im Jahre 1910 geändert abgeändert. Von 1910 bis 1934 sind die gleichen geblieben.“ https://www.innsbruckerinnen.at/bild.php?buch=1896&seite=80

    HNr. 63 (KatasterNr. 448) wurde lt. diesem Eintrag und lt. Peter Helfers Häusermeer zur HNr. 55. Die HNr. 71 (KatasterNr. 451 u. 451 ½) wurde zu HNr. 63 und die HNr. 79 (KatasterNr. 455) wurde zu HNr. 71. Der Herr Südbahn-Akkordant würde somit nach heutigen Adressen in der Innstraße 55 (1901) bzw. Innstraße 71 (1902 und 1904) gewohnt haben.

    Blättert man auf der Karte von innsbruckerinnen.at die HNr. 55 rückwärts, so scheint er auch im Jahr 1901 als einer der Bewohner auf. Von 1911 – 13 ist dort ebenfalls ein Herr Grasl genannt, der hieß allerdings Josef und war Hafner. Selbes Procedere Adresse HNr. 71: Hier taucht der S.-B.-Akkordant Grasl weder 1902 noch 1904 auf. Blättert man HNr. 63 (vor 1910 = HNr. 71) zurück, lässt er sich auch dort nicht finden, dafür aber von 1914 – 1917 wieder der Hafner Josef Gratl und von 1924 – 1944 dessen Witwe Susanne.

    Eigenartig, diese im Vgl. zu Herrn Morscher z. T. unterschiedlichen Suchergebnisse. Bis jetzt bin ich noch nicht auf die Ursache gekommen, aber vielleicht löst sich ja noch der Knopf in meinem Kopf und die vielen Haus-, Helfer- und Katasternummern ordnen sich zu einem einleuchtenden Ganzen in Form eines klassischen AHA-Erlebnisses 😉

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