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Schätze Aus Dem Monopol-Archiv (5)

Schätze aus dem Monopol-Archiv (5)

Natürlich darf sie im Sortiment eines Innsbrucker Ansichtskartenverlages nicht fehlen – die Maria-Theresien-Straße. Allerdings handelt es sich in diesem Fall nicht um die übliche 08/15-Ansicht, sondern um einen Schnappschuss aus dem Alltagsleben. Fußgänger eilen ihres Weges, ein Radler blickt etwas unentschlossen in unsere Richtung, vor dem Petera warten Kutscher auf Fahrgäste, Fuhrwerke liefern Waren aus, rechts im Bild beobachtet ein Dienstmann (er gehört wohl zum Hotel Maria Theresia) das Treiben und als wäre das nicht genug, fährt auch noch ein Lastwagen durchs Bild.

Ein Blick in die Zulassungskartei zeigt dabei, dass es sich nicht um irgendeinen LKW handelt, sondern um ein Fabrikat der Österreichischen Saurerwerke, das am 17. Mai 1935 in Innsbruck auf das Landesgendarmeriekommando für Tirol zugelassen worden war und wohl in Kitzbühel im Dienst stand.

Karteikarte zum LKW mit dem Kennzeichen E 426. Quelle: Historisches Archiv der LPD Tirol.

Ob es sich beim Fahrer um einen Gendarmen in Räuberzivil handelt oder um einen zivilen Fahrer, der im Dienst der Gendarmerie stand, wäre allerdings noch zu klären …

PS: Herzlichen Dank an die Kollegen vom Fachzirkel für Exekutivgeschichte für die ausgezeichnete Zusammenarbeit!

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)

Dieser Beitrag hat 15 Kommentare
  1. Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag, lieber Herr Egger! Sehr interessant ist auch, der Lieferwagen mit 1 Pferdestärke und der Aufschrift „Bürgerliches Brauhaus Innsbruck“.

  2. Wegen des LKW aus dem Jahr 1935 hab ich so meine Zweifel, auch wenn das Auto zu diesem Zeitpunkt schon älter gewesen sein kann. Aber die Gendarmerie mit sowas zum Personentransport zugelassenem herumfahren? . Der ist ganz altertümlich. Er hat z.B. noch Vollgummibereifung. Mit so was ist die k.u.k. Armee herumgefahren. Kann es sein, daß die Anlaßkurbel eine Ziffer verdeckt?

    1. Ich kann Ihre Zweifel gut verstehen, lieber Herr Hirsch.
      Grundsätzlich war aber auf den Nummertafeln zwischen dem E und den Ziffern ein – offenbar recht großer – Leerraum. So verdeckte etwa die Anlaßkurbel beim Rüstwagen der Berufsfeuerwehr (Kennzeichen E 520) keine Ziffer (siehe Foto oben im Beitrag)… allerdings stammte dieses Fahrzeug tatsächlich aus Restbeständen der k. u. k. Armee.

      1. Und daß das Kennzeichen nach Verschrottung der alten Militärkraxe später ein zweites Mal an den Gendarmerie Saurer vergeben worden ist und das Foto 10 Jahre älter, wie es auch im Gesamteindruck auf mich wirkt, kann das nicht möglich sein? Ich kann im Internet auch keinen antiken Saurer finden, der optisch passen könnte. Der Typ 1 CRW ist leider nicht im Internet zu finden, was zwar absolut nichts zu sagen hat, aber vielleicht ein Foto vom echten Saurer gebracht hätte.

      2. Es gibt weiter hinten auch noch ein deutlich lesebares Firmenschild „Sagel“, wenn auch die Branche zu undeutlich ist. In den Adressbüchern findet man in der M.Theresienstraße diesen Namen nur in den Zwanzigerjahren, in den Dreißigern ist die zugehörige Geschäftsfrau Cäcilia Sagel in die Museumsstraße umgezogen.
        Womöglich hab ich mich auch verrannt 🙂

  3. Die einzigen möglichen Kennzeichen-Varianten betreffend fehlende/überdeckte Nummer im Kennzeichen wären E 1426 und E 7426, die anderen Kombinationen E 2426, 3426, etc. existieren laut den historischen Verzeichnissen nicht.

    Laut dem KFZ-Verzeichnis von 1936 sind aber beide Varianten definitiv auszuschließen, weil E 1426 auf einen Personenkraftwagen und E 7426 auf ein Motorrad zugelassen waren.

    Das zweite Bild ist sehr interessant, vielen Dank!

  4. Ja, Herr Auer, diesen Nummerntest hab ich auch schon durchgeführt und dann gesehen, daß Herr Herbst die Kurbeltheorie inzwischen ohnehin gnadenlos mit Fotobeweis in Stücke gerissen hat.

    Ich hab mir die Zulassung noch einmal angeschaut. Das Datum der Typenbescheinigung lautet 11.12,34, also ein damals modernes Auto. Wenn man nach der Fahrgestellnummer geht und das R in der Typenbezeichnung 1 CWR wegläßt, dann findet sich ein Saurer LKW auf einer Wehrmachtsfan Homepage (nicht „rechtslastig“) http://www.kfzderwehrmacht.de/Hauptseite_deutsch/Kraftfahrzeuge/Osterreich/Saurer/saurer.html
    Auch der Typ aus dem Jahr 27 sieht schon aus wie ein damals modernerer LKW und hat Pneus statt Vollgummi.

    Ich geh nicht davon ab: Die Zulassung für die Gendarmerie hat nichts mit dem Foto zu tun.
    Des Kennzeichen muß es schon einmal früher gegeben haben.

    Die online Datenbanken des Technischen Museums Wien sind zwar sehr reich an Daten, aber nicht vollständig. Derzeit sind drei Datenbanken online:
    Österreich 1935–1938
    Österreich 1950–1953
    NS-KFZ-Raub

    Dazu kommt noch, daß es die „E“ Nummern für Tirol schon seit 1905 gegeben hat.

    Da ist ein Frächter mit einem Vehikel zu sehen, welches er womöglich sogar gratis aus dem reichen Fundus der nach Kriegsende einfach stehengelassenen Armeefahrzeugen requirieren durfte.

    Im Prinzip sind aber ältere Fotos für uns keine Enttäuschung.

  5. Ja, wie Herr Hirsch plausibel erläutert, ist die Datierung des Bildes ein Knackpunkt.

    Wir sind sicher nach 1924, weil die pittoreske Litfasssäulen-Uhr am Stockereck nicht mehr vorhanden ist. Diese wurde 1924 als Verkehrshindernis entfernt.

    Wenn man Herrn Hirsch folgt, wäre das Bild zwischen 1924 und 1934/35.
    Nach der Meinung von Herrn Egger wäre das Bild nach 1935.
    Eine sehr spannende Fachdiskussion!

    1. Wir sind definitiv vor 1931, weil am 1.7.1930 die Kennzeichen in weißer Schrift auf schwarzem Grund eingeführt wurden.

      Nachdem zu diesem Stichtag auch die Nummersystematik geändert wurde dürfte sich die Karteikarte auf ein anderes Fahrzeug als auf das abgebldete beziehen.

  6. Vielen Dank an die Expertenrunde für die, wie immer, fundierten Anmerkungen und das kritische Auge! Ich habe inzwischen die einschlägigen Verzeichnisse des Automobilklubs von Tirol konsultiert. Wenn wir davon ausgehen, dass die Kurbel zwar keine Ziffer, aber ein „I“ verdeckt, dann könnte es sich um den LKW mit dem Kennzeichen EI 426 handeln, der auf den Frächter Wilhelm Nikolaus Kathrein, Pradlerstraße 2a, zugelassen war. Das Fahrzeug scheint bereits 1925 auf (Verzeichnis der Mitglieder des Klubs und der in Tirol amtlich eingetragenen Kraftfahrzeuge, Juli 1925, S. 48).

  7. Nachtrag zur Datierung: Im Internet habe ich gerade ein gelaufenes Exemplar dieser Ansichtskarte gesehen. Die Ansichtskarte trägt den Poststempel vom 18. Juni 1929 und wurde am Postamt Mühlau mit dem Ziel Nürnberg aufgegeben.
    Die Karte ist somit in Anbetracht der Indizien ganz sicher nach 1924 und spätestens 1929 aufgenommen worden.

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