Rot und emanzipiert….
…sind die ersten Worte, die einem zum Maria Ducia einfallen könnten. Sie war nicht nur die erste Sozialdemokratin im Tiroler Landtag, sondern auch eine Mitbegründerin der sozialdemokratischen Frauenbewegung in Tirol. 2020 wäre sie 145 Jahre alt geworden.
Maria Ducia wird als Maria Peychär im April 1875 in Innsbruck geboren. Laut Recherche schienen die Lebensumstände der Familie schwierig gewesen zu sein, weshalb sie bereits mit 16 Jahren die Familie verließ, um unter anderem in Südtirol und in Bayern zu arbeiten. 1903 heiratete sie den Lokführer Anton Ducia, mit dem sie insgesamt sechs Kinder hatte, zwei davon brachte sie in die Ehe mit.
Während ihrer Zeit in Lienz im Jahr 1910 kam sie erstmals mit sozialistischem Gedankengut in Kontakt und begann sich von da an politisch zu engagieren. Sie wirkte bei der Gründung eines Frauenaktionskomitees der Freien politischen Frauenorganisation mit. Am internationalen Frauentag in Lienz im Jahr 1911 forderte sie in ihrer Rede das aktive und passive Wahlrecht für Frauen. Von da an war Maria Ducia eine Stammgästin bei den Frauenreichskonferenzen und sie pflegte ebenso Kontakte mit anderen politisch aktiven Frauen, wie etwa der Sozialistin Adelheid Popp (1869-1939).
1912 beteiligte sich Ducia am Aufbau der ersten Landesfrauenkonferenz und nach dem Ende der Habsburgermonarchie war sie mehrmals Vorsitzende des Frauenlandeskomitees Tirol. Als die Familie 1919 nach Innsbruck zurückkehrte wurde sie sozialdemokratische Abgeordnete im Tiroler Landtag, dieses Amt behielt sie bis 1934 inne. Sie setzte sich für die Befreiung der Frau und gegen die klerikale Bevormundung ein, forderte die Gleichstellung beider Geschlechter und verlangte eine stärkere Vertretung der Frauen in allen Gremien. Die Befreiung der Arbeiterklasse lag ihr ebenso am Herzen. Nachdem die sozialdemokratische Partei ab 1934 verboten worden war, zog sie sich aus dem politischen Alltag zurück. Bis zu ihrem Tod 1959 wohnte die Aktivistin in der Müllerstraße 18, sie wurde anschließend auf dem Pradler Friedhof beigesetzt.
Verlief etwas in Ducias Augen auf ungerechte Art und Weise, so hatte sie keine Scheu sich zur Wehr zu setzen, das zeigt etwa der nachfolgende Bericht aus dem Tiroler Anzeiger vom April 1925. Ich bin mir sicher, dass man(n) diese Frau definitiv nicht zum Feind haben wollte:
„Gestern, etwa 5 Uhr nachmittags, erschien die sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Maria Ducia in Begleitung ihres Rechtsbeistandes Dr. Torggler in unserer Redaktion und ersuchte einen unserer Redakteure um die Aufnahme einer Berichtigung der in der Freitagsnummer erschienenen Notiz: „Was geht in der sozialdemokratischen Kindererziehung vor?“ […] er [Dr. Torggler] verlangte auch weitere Aufklärung über diese Notiz. Der Redakteur erklärte, diese nicht geben zu können […] und wies Dr. Torggler an den Chefredakteur der ihm die gewünschten Aufklärungen wohl geben werde. Nach dieser Unterredung […] trat plötzlich Frau Ducia […] einen Schritt vor und versetzte dem Redakteur einen Schlag ins Gesicht mit den Worten: „So nehmen’s das dafür!“ […] Die Anzeige wegen tätlicher Ehrenbeleidigung wird erstattet werden. Die Abgeordnete Ducia hat damit wohl einen neuerlichen Beweis erbracht, welch seine Sitten ihr eigen sind.“ (Tiroler Anzeiger, 21.April 1925, Nr.90, S.4)
Buchempfehlung zum Thema: Andrea Mayr-Kaufmann, Maria Ducia (1875-1959), Mitbegründerin der sozialdemokratischen Frauenbewegung Tirols und Abgeordnete zum Tiroler Landtag, in: Horst Schreiber, Sozialdemokratie in Tirol. Die Anfänge, Innsbruck 2003, S.135-145.
(Foto: Sozialdemokratie in Tirol. Die Anfänge, S.137)
(Verena Kaiser)