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„Richtig, Wirtschaftlich Denkende Hausfrauen“

„Richtig, wirtschaftlich denkende Hausfrauen“

Vor einiger Zeit habe ich bereits über die Österreichische Frauenpartei und ihrer Kandidatur bei den Gemeinderatswahlen 1931 berichtet. Heute möchte ich noch etwas in Detail gehen. Passend dazu, sehen Sie hier einen Wahlaufruf an die weibliche Wählerschaft, abgedruckt am Wahltag in der Zeitschrift „Das Wort der Frau“.

Die Innsbrucker Frauenpartei wurde, im Gegensatz zu ihrem Pendant in Wien, erst 1931 gegründet und beschloss sogar im selben Jahr noch politisch aktiv zu werden. Unter Ottilie Stainer, die Sie vermutlich als Vorstandsmitglied des Roten Kreuzes kennen, begann die Partei zwei Wochen vor der Wahl mit ihrer Wahlwerbung. In der Maria-Theresien-Straße wurden Flugzettel verteilt und zusätzlich soll auch ein Auto mit Lautsprecher durch die Straßen gefahren sein, womit die Forderungen der Partei kurz und prägnant an die Wählerschaft vermittelt wurden: „Achtung! Achtung! Wählet am 17. Mai nichts anderes als die Liste der Frauenpartei! Wir wollen Fleisch ohne Skandal, Brot ohne Steuer, Wohnungen ohne Wucher! […] Frauen wollen wir, die die Wirtschaft in Ordnung bringen! […]“ Unterstützung erhielt die Innsbrucker Frauenpartei von ihren politischen Gleichgesinnten in Wien. Interessant ist auch, dass die Partei ihrer Arbeit im Gemeinderat unentgeltlich nachgehen wollte, sofern sie ein Mandat erhalten würde. Sie kritisierte die amtierenden Gemeindepolitiker, indem sie behauptete, dass diese lediglich wegen des Geldes in der Politik tätig wären. Mir kommt vor, so etwas Ähnliches in der Gegenwart auch schon einmal gehört zu haben, aber war vermutlich nur eine Einbildung. 😉

Trotz aller Bemühungen konnte die Frauenpartei nicht in den Gemeinderat einziehen. Sie erhielt 742 Stimmen, die überwiegend aus dem Kreis der Mitgliedschaft stammten. Das trübte die Stimmung innerhalb der Partei allerdings keineswegs. Vielmehr war man der Überzeugung, dass die Kandidatur der Frauenpartei „eine unvergessliche Erinnerung“ bleiben wird.

(Verena Kaiser)

(Foto: Das Wort der Frau, 17.Mai 1931)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Danke für diesen Beitrag. Die Forderungen „Wir wollen Fleisch ohne Skandal, Brot ohne Steuer, Wohnungen ohne Wucher!“ sind aktueller denn je, aber Gemeinderatsarbeit „ehrenamtlich“ – da denken wir heute schon erheblich anders. Zum Glück. Es ist ein harter „Job“, wenn er ernsthaft ausgeübt wird. Heute denken wir zum Glück insgesamt anders über das Ehrenamt, insbesondere von Frauen zur Zeit des Equal Pension Gap und des Schlagwortes der „Altersarmut bei Frauen“.

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