Radetzkymarsch – Von Hohenlinden bis Aspern (II.)
Nach dem Fiasko in Italien war der österreichischen Armee am deutschen Kriegsschauplatz nicht mehr Glück beschienen. Radetzky übernahm das Kommando über das Kürassierregiment Herzog Albert von Sachsen-Teschen, die Armee befand sich unter dem Befehl des damals 18-jährigen Erzherzog Johann (1782–1859). In dieser Funktion war Radetzky an der der Schlacht von Hohenlinden beteiligt, eine neuerliche schwere Niederlage, welche die Entscheidung des Zweiten Koalitionskrieges brachte.
Die wenigen Friedensjahre vor dem neuerlichen Kriegsausbruch 1805 verbringt Radetzky mit seinem Regiment in Ödenburg (Sopron, Westungarn). Er wird bei Kriegsbeginn zuerst nach Bayern beordert, bevor er eintreffen kann nach Italien, dann erneut nach Bayern, schließlich doch wieder Italien. Dort kann er einige Gefechte erfolgreich bestreiten und wird zum Generalmajor befördert. Der Krieg aber wird am nördlichen Schauplatz bei Ulm und Austerlitz erneut zu Ungunsten Österreichs entschieden. Aus dem nächsten Koalitionskrieg hält sich die Donaumonarchie heraus. Man hat neben Tirol und Vorarlberg auch Istrien und Dalmatien verloren. Auf dem ohnehin zerrütteten Staatshaushalt lasten die Reparationszahlungen an Frankreich. Unter Erzherzog Karl (1771–1847) wird die Armee reformiert, aber Zeit und Geld sind knappe Güter. So ist das Heer nach der Meinung des Erzherzogs, und auch Radetzkys, nicht bereit, als 1809 der nächste Waffengang gewagt wird. Der Generalmajor kommandiert eine leichte Brigade in der Vorhut der Armee beim Vorstoß nach Bayern. Nach den verlustreichen Gefechten bei Regensburg, Abendsberg und Eggmühl deckt er als Teil der Nachhut den Rückzug der Truppen. Als eine Division in Gefahr läuft abgeschnitten zu werden, attackiert er die zahlmäßig stark überlegene feindliche Streitmacht, um ihr den Rückzug zu ermöglichen. Bei Ebelsberg an der Traun (heute Teil von Linz) kommt es zu einer erbitterten Schlacht, an deren Ende zwischen den Trümmern des Ortes 4.000 Tote liegen. Die Armee zieht sich hinter Wien, das am 12. Mai kapituliert, auf das Marchfeld zurück.
Während der Schlacht von Aspern am 21. Mai 1809 ist Radetzkys Brigade nördlich des Schlachtfelds bei Korneuburg stationiert, wo er eine französische Abteilung daran hindern kann, die Donau zu überqueren. Radetzky schreibt über die Schlacht in seinen Memoiren: „(die Schlacht wurde) zu unserem Vorteil beendet. Allein wir ließen den Sieg ungenützt und vier Wochen verlieren in Untätigkeit.“
Bereits während der Napoleonischen Kriege war Propaganda ein bedeutender Bestandteil des Kampfes – Napoleon ist berüchtigt für seine Bulletins, deren Wahrheitsgehalt stark variierte. So waren auch nach der Schlacht von Aspern, Napoleons erster größerer Niederlage, viele Gerüchte im Umlauf – etwa von einer zweiten Schlacht, die direkt in Folge stattgefunden hätte, in der die Franzosen siegreich gewesen seien.
(„Ueber die Kuenste und Edikte des Feindes gegen die Nachricht von dem Siege bey Aspern“ Signatur Ho/M-44)
(Erzherzog Karl bei der Schlacht von Aspern, Signatur sommer 10_147)
In den Schuljahren 1946/47 und 1947/48 hatte ich das Glück, die 3.und vierte „Abteilung“ einer zweiklassigen (Land-) Volksschule zu besuchen – also: von der dritten bis zur achten Schulstufe alles in einem Raum. Der Herr Oberlehrer war ein begeisterter Patriot. Und so lernten wir bei ihm folgendes Lied:
„Zu Aspern, da lag einst der korsische Leu,
dem niemand zu trotzen vermochte,
ob jedem in Öst’reich, dem Lande der Treu,
das Blut in den Adern auch pochte.
Er lugte nach Beute das Schlachtfeld entlang
und schickte sich an zum ver-de-her-blichen Gang.
Da rückte das heimische Kriegsheer heraus,
durchdrungen von seltenem Mute,
um kühn zu besiegen im Schlachtengebraus
die Treu mit dem rauchendden Blute.
Der Erzherzog Karl, der gewaltige Held,
e-er führet des Adler von Österreich ins Feld.
Da schwanden die Wolken, die lange bedeckt
in Öst#reich die Herzen und Stirnen.
„Der grimmige Leu ist zu Boden gestreckt“
klangs jubelnd empor zu den Firnen.
Und sagt man und singt man von Helden der Schlacht,
so wird auch stets jener von A-haspern gedacht“
Ich getraue mich zu wetten, daß von Ihnen allen keiner dieses Lied in der Volksschule gelernt hat! Na ja, ein bißchen Geschichteunterricht wars ja auch.
(Die darauffolgende Schlacht von Wagram, wo – der Überlieferung nach! – Napoleon sein Heer von einer Eiche am Rußbach (westl.des Ortes) befehligt hat, wurde natürlich nicht erwähnt – denn da haben ja „die Unsern“ „Schläg kriagt“
….und weil wir gerade dabei sind:
Der im obigen Liede besungene „gewaltige Held“ Erzherzog Karl (5.9.1771 – Florenz – 30.4.1847 – Wien) ist niemand anderer als der G r o ß v a t e r „unseres“ Erzherzogs Eugen (21.5.1863 Schloß Seelowitz, Mähren – 30.12.1954 Meran).
Eigenartiger Zufall:
Nach seiner Überführung nach Innsbruck war Erzherzog Eugen im Alten Landhaus in Innsbruck aufgebahrt, damit man ihm „die letzte Ehre erweisen“ konnte.
„Das ist Geschichte!“ befand meine Mutter, weshalb auch wir ins Landhaus gingen. In der unübersehbaren Menschenmenge im Hof des Alten Landhauses sah ich zum letzten Mal den Herrn Volksschullehrer, bei dem wir das obige Lied gelernt hatten.
Er ist bald danach plötzlich und unerwartet verstorben.