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Prato Für Daheimgebliebene

Prato für Daheimgebliebene

Stadtplanung ist eine angenehme Arbeit. Jedenfalls, so lange man dann nicht hundertzwanzig oder vierzig Jahre später von selbsternannten Architekturkritikern durch den Kakao gezogen wird.

Auf Anregung anerkannter Postergrößen, den Herren Schönegger und Auer, kommen in den nächsten Wochen ein wenig öfter städtische Planspiele zur Darstellung, die man mit den Tricks und Kniffs der modernen Datenverarbetung relativ einfach über Echtzeitkarten legen kann. Und tatsächlich ist es faszinierend, was von den Ideen der lokalen Ausgaben von Georges-Eugène Haussmann (de Paris) und Ildefons Cerdà (de Barcelona) tatsächlich umgesetzt wurde.

Heute zieht es uns auf die noch unberührten Weiden des trans-sillanischen Pratelle, später auch als Pradl bekannt. Diese lagen lange ohne jede außeragrarische Bedeutung zwischen der Kohlstatt und Amras. Mit der Inhalation des Amraser Ortsteils im Jahr 1904 ergab sich die Möglichkeit, die in die buchstäbliche grüne Wiese einen Stadtteil zu planen. Was braucht man dazu? Ohne unterirdische Infrastruktur geht natürlich gar nichts und die paar Tropfen Ambraser Quellwasser mit Nullerhärte würden sicher nicht ausreichen um den Durst von geplant zehntausenden Zuzügler*innen zu stillen. Am Ende der Nahrungskette will man dann 1900 schon einen Kanal, Strom läuft noch oberirdisch und ob sich das Telefon durchsetzt wird man auch erst sehen.

Der oben eingebettete Plan funktioniert zwar, schöner ist er aber hier zu sehen. Bei Klick auf die Marker erscheinen geheimnisvolle Zahlen, die einerseits die alte Pradler Hausnummer zeigen und darunter das Äquivalent in der einzigartigen Helfer’schen Häuserkonkordanz. Der Plan hat uns gute Dienste geleistet bei der Nachvermessung des kleines Dorf-Fisches Pradl vor der Einverleibung durch die gefräßige Flächen-Krake Anpruggen. Wie Josef Schönegger schon geschrieben hat, ist dieser Plan beeindruckend in der Vorhersage der später tatsächlich in einer Mischung aus Nutzung vorhandener Wege und pragmatischer Blockbildung stattgefundenen Erschließung. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Zeichnung war das alles reines Wunschdenken. Wenn Sie unten auf dem Plan die Überblendung regeln, sehen Sie darunter den Zustand der P-Welt heute.

Wenn Sie Stadtpläne mögen, dann werden Sie auch dieses Buch von Josef Schönegger lieben. Es ist hervorragend recherchiert, großartig gestaltet und gehört eigentlich in jeden historisch interessierten Haushalt des Landes. Bei diesem Baulinien-Plan zitiert er den Kunsthistoriker Heinrich Hammer, der sich über die Blässe der neuen geometrischen Häuserschluchten ausweint: „… die mit dem Richtscheit gezogenen, fast durchwegs rechtwinklig sich schneidenden Straßen der modernen Stadtbauweise atmen die ertörende Langeweile aus, die uns achtlos durch sie schreiten lässt.“

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Ich bin natürlich als ehemaliger Pradler begeistert von diesem Beitrag! Danke, Herr Hofinger! Ich bin nur mehr beim Schauen. Sofort aufgefallen ist mir natürlich die geplante direkte Verbindung von unserem Haus Pradlerstraße 15 / Brunnenplatzl in die Stadt mit neuer Sillbrücke auf den Rhomberggründen

  2. Herrlich, auf dem Plan sieht man wunderbar, wie von Herrn Schönegger erwähnt, eine projektierte Sillbrücke in der Umgebung der heutigen Olympiabrücke.
    Sehr aufschlussreich ist auch die Trasse der anschließend geplanten Bahnüberführung, welche man in der Landesbaudirektion also bereits damals im Sinn hatte.

  3. Ein besonderes Kuriosum ist die Pradler Gürtelstraße mit einem sternförmigen Platz in der Nähe des Kreisverkehrs beim Eisstadion.

  4. Lieber Niko, danke, dass die die Idee des Herrn Auer aufgegriffen und gleich auf eine so großartige Weise realisiert hast. Ich bin schon gespannt auf deine nächsten Projekte zu dem Thema. Danke auch für die Blumen zu meinem Buch. Vergessen hast du nur zu erwähnen, dass es auch im Stadtarchiv/Stadtmuseum direkt erworben werden kann, am besten bei einem Besuch der aktuellen Ausstellung.

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