„Die schönste und modernste Garage in ganz Tirol“
Die Motorisierung machte in der Zwischenkriegszeit auch vor der Post nicht halt. Im Frühjahr 1928 wurden in Innsbruck drei neue Paketautos in Dienst gestellt, die für eine Zuladung von jeweils bis zu 1,5 Tonnen ausgelegt waren. „Die Autos werden einen Pendelverkehr zwischen dem Bahnhospostamt und dem Hauptpostamte, den Filialpostämtern, dem Stubaitalbahnhof und dem Postamt in Mühlau aufrecht erhalten und zwischen diesen Postämtern die Paketbeförderung übernehmen. Während bisher von einem Absender nur am Bahnhofpostamte mehr als 5 Pakete zur Beförderung übernommen wurden, können nach der Motorisierung des Paket-Sammeldienstes auch beim Hauptpostamte und bei den Filialpostämtern von den Absendern Pakete in unbeschränkter Anzahl zur Ausgabe gelangen. Diese Neuerung wird vom Publikum, besonders von der Geschäftswelt, sehr begrüßt werden,“ so der TA am 6. April 1928.
Gleichzeitig wurde in diesem Bericht jedoch kritisiert, dass „der Postverwaltung in Innsbruck für die Unterbringung so vieler Autos eine große Garage fehlt und daß manchenorts Bedenken wegen der Befahrung der Altstadt mit den Paket-Zustellautos aufgetaucht“ seien. Der Verfasser des Beitrages konnte mit dererlei Bedenken offensichtlich wenig anfangen, denn er schloss seine Artikel mit folgender Feststellung: „Der Bau einer eigenen Postgarage in Innsbruck wird sich auf die Dauer ebensowenig hinausschieben lassen wie die Vollmotorisierung des ganzen Postverkehres.“
Bei der Postverwaltung sah man die Zukunft offensichtlich ähnlich, denn bereits im Laufe des Sommers 1929 entstand im Westen Innsbrucks, zwischen dem Bahnviadukt und dem Lager der Baufirma Retter, eine moderne Postgarage, die Platz für 24 Autobusse und mehrere Paketanhänger bot. Die Garage mit der Adresse Völserstraße 69 ging offiziell mit 1. Dezember 1929 in Betrieb und ließ keine Wünsche offen:
„Die Garage, die modern eingerichtet ist, verfügt über Ventilatoren mit Lufterhitzer, die kalte Luft aufsaugen und warme Luft zuführen, um in dem großen Raum eine gleichmäßig milde Temperatur zu erzielen. […] Außer der Garage, die auf den Gründen westlich des Viaduktes der Mittenwaldbahn steht, wurden auch eine große Reparaturwerkstätte und ein Kanzleigebäude mit zwei Wohnungen, mit Aufenthaltsräumen und Bädern für die Lenker erbaut. Ein großer freier Platz zwischen den Gebäuden und um diese herum gewährt bequeme Zu- und Abfahrt und gibt auch die Möglichkeit für eine eventuelle Erweiterung der Garage, die jetzt sicherlich die schönste und modernste Garage in ganz Tirol ist. – Die bisher von der Post in der Feldgasse im ehemaligen Autoersatzdepot gemieteten Räume wurden jetzt freigegeben“, so der TA am 4. Dezember 1929.
Titelfoto: StAI, Slg. Kreutz ohne Sig. / Fotos im Beitrag: StAI, Ph-Ne-14, Ph-Ne-15, Ph-Ne-16 (Geschenk Werner Hörtnagl)
Diese Garage erlebte ich selber noch, anfangs in vollem Betrieb inklusive regelmäßigen Trari-Trara Posthorntests, später als Objekt unbestimmter Bestimmung, eines Tages drückte schwerer Nassschnee das Dach der großen Halle ein und aus wars. Zu ihrer Zeit als Postgarage war dort auch der dunkelrote Dolomiti Bus stationiert, der die Strecke Innsbruck Bozen via Jaufenpaß und Meran befuhr. Er hatte natürlich eine italienische Fiamm Hupe, ein echter Bella Italia Gruß, gegen den das Heimatfilmhorn der Postliesl etwas abstank.
Auch diese Garage wurde zu klein, zuerst behalf man sich mit zusätzlichen Garagen auf dem gegenüberliegenden Grundstück am Innufer, ehe man den Neubau in der Rossau bezog. Während der Altbestand noch länger existierte, machten die zusätzlichen Garagen einer Agip Tankstelle Platz ehe diese auch verschwand. Jetzt stehen Wohnhäuser dort.