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Patrozinien In Und Rund Um Innsbruck VI – Der Hl. Antonius Eremita

Patrozinien in und rund um Innsbruck VI – Der Hl. Antonius Eremita

Der Hl. Antonius reiht sich ebenfalls in den Kreis sehr bekannter Heiliger ein. Man kennt ihn als Eremit, in Mönchsgestalt mit seinem T-förmigen Stock. Doch wer war er eigentlich?

Der Hl. Antonius wirkte in Ägypten, sein Leben ist durch mehrere Schriftquellen bekannt, etwa die Vita Antonii des Athanasius, Bischofs von Alexandria, auch bei Eusebius von Caesarea und in der Chronik des Kirchenvaters Hieronymus taucht er auf. Laut der Vita wurde er 105 Jahre alt, die Zeit seines Wirkens dürfte sich ungefähr zwischen 250 und 350 n. Chr. bewegt haben. Hauptsächlich war er in Mittelägypten tätig.

Bekannt ist der Hl. Antonius insbesondere durch die von ihm ausgelöste „Begründung“ des Mönchtums generell, insbesondere auch als erster Vertreter dessen anachoretischen Ausprägung. Der Beginn seiner Mönchs-Tätigkeit wird oft mit 305 angesetzt – dabei handelt es sich um einen Zeitpunkt, zu dem die Diokletianische Christenverfolgung noch in „Blüte“ stand. Die Anachoreten zeichnen sich insbesondere durch Rückzug aus der Gesellschaft und Besitzlosigkeit aus und entscheiden sich für ein Leben in der Einsamkeit – in Antonius‘ Fall zog er sich in die Wüste zurück. Dabei stand Antonius quasi im Kontrast zum in etwa zeitgleich wirkenden Hl. Pachomios, der das sogenannten koinobitische Mönchtum begründete: Es handelte sich dabei um eine Form des Mönchlebens, die in großen Gemeinschaftsklöstern organisiert war. Die Gemeinschaft zeichnete sich durch Zucht und Ordnung, unter strenger Führung aus, Pachomios entwickelte sogar die ersten Klosterregeln der Welt. Diese Gemeinschaften in Mittelägypten hatten ihre Blütezeit im 4. Jh.: Mitte des Jahrhunderts wurden in den dortigen Klosterverbänden über 4000 Mönche und Nonnen gezählt.

Doch zurück zu unserem einsiedelnden Antonius: Auch anachoretisches Leben bedeutet aber nicht zwingend totale Einsamkeit. Es gab in Mittelägypten ganze „Verbände“ von Eremiten, lose Zusammenschlüsse von Mönchen, die in ihren Zellen alleine und asketisch lebten, aber immer wieder in Gemeinschaft zusammenfanden – aus liturgischen Anlässen ebenso wie aus pragmatischen, etwa zum Schutz vor Feinden. Für das Eremitentum gab es bestimmte „places-to-be“ in der ägyptischen Wüste, z.B. einen Ort mit dem sprechenden Namen Kellia. In Ausgrabungen sind die alten, winzigkleinen Zellenstrukturen der ersten Christlichen Mönche dort heute noch zu sehen (siehe z.B. hier). Besonders lustig ist, dass der „Eremiten-Trend“ wie auch das Koinobitentum im Laufe des 4. Jhdts. ein so großer Renner, also quasi Mainstream wurde, sodass sich einige Mönche von den bekannten Eremiten-Orten wie etwa Kellia zurückzogen: Zu voll war es mit Einsiedlern dort! Bis in die heutige Zeit haben sich solche „Zellen“ als Klosterzellen als Begriff in der Klausur bei den kirchlichen Orden erhalten.

Bekannt sind, insbesondere in der Kunstgeschichte, die „Versuchungen“ des Antonius, die er in der Wüste erlitten haben soll: Der Teufel soll ihm dort in verschiedensten Gestalten begegnet sein, und wollte ihn „verführen“, um ihm von seinem rechten Weg, dem Eremitentum abzulenken. Bekannt ist z.B. die Figur der verführerischen Frau, die ihn zur Sünde des Fleisches bewegen sollte.

Es ist nicht verwunderlich, dass der Hl. Antonius heute noch besondere Verehrung in Ägypten findet. Das dortige Antoniuskloster, das im 4. Jh. von seinen Anhängern gegründet worden sein soll, gilt als eines der ältesten Kloster der Welt.

Aber auch bei uns ist er einer der bedeutenden Heiligen. Häufige Attribute sind der Stab in Form des griechischen Buchstaben Tau, eine (Bettler-)Glocke und manchmal auch ein Schwein, insbesondere, wenn er als Schutzpatron der Landwirte und ihrer Haus- und Nutztiere auftritt. Die Attribute sind allerdings erst später – wohl in Verbindung mit der Enstehung des Antoniter-Ordens – prägend geworden.

In Innsbruck ist der Hl. Antonius Eremita z.B. einer der beiden Patrone der Mühlauer Pfarrkirche, neben dem Hl. Leonhard. Unser Titelbild zeigt das Deckengemälde im Langhaus mit dem Hl. Leonhard links und Hl. Antonius rechts der Mühlauer Pfarrkirche als Fürbitter der Menschheit. Der Eremit mit seinem T-Stab und der daran befestigten Glocke ist gut zu erkennen. Das Gemälde stammt von Johann Michael Strickner, zweites Viertel des 18. Jhdts.

(Achtung, aufpassen: Hl. Anto-nüsse gibt es mehrere. Zu nennen ist etwa noch der Hl. Antonius von Padua. Der nimmt aber eher immer eine Hochmittelalterlich anmutende Darstellung an, in Franziskanertracht, oft mit Tonsur und Jesukindl am Arm. Hat mit dem Eremiten nix zu tun)

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-6591. Fotografin: Margarete Hye-Weinhart)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Danke für diesen ausführlichen Beitrag zum „Facken Toni“, wie er ob der mit ihm manchmal zusammen dargestellten Facken im herzerfrischend deftigen Tirolersprech auch genannt wird. Erstmals gehört bei einer Führung durch die Trostburg, wo es so ein Heiligenbild gibt.
    Das obige Deckenbild ist in Anwesenheit der versammelten himmlischen Hautevolee über solche Animalitäten natürlich erhaben. Es wird mir aber nie klar werden, warum in der künstlerischen Tradition Jesus sein Marterinstrument mit in den Himmel nehmen muß und was Maria im Paradies mit einer Krone anfangen soll.

    Die Beschreibung der erfolglosen Bezirzungen der schamlosen Verführerin fällt natürlich in die Kategorie „reziproke Verbalerotik“ , man begeilt sich mittels der entrüsteten Empörung. Wie hätte man in einer durch und durch klerikalen Umwelt auch sonst drüber reden können.

  2. Darf ich korrigieren:
    Links kniet nicht St. Leo p o l d , sondern der „Viechheilige“ St. Leon h a r d , gleichzeitig Erlöser der Gefangenen…
    Und warum St.Antonius der Eremit?
    Na ja, ein „Viehpatron“ wie Leonhard ist er ja dank seines Attributs ebenfalls –
    – aber er ist auch ein Patron der Einsiedler.
    Und es ist leider nur mehr wenigen bekannt, daß ein Votivbild an der Außenseite der Wallfahrtskirche Tuntenhausen in Bayern von einem Einsiedler „in Mühlen bei Innsbruck“ berichtet, der – ich weiß nicht wie lange! – krank und hilflos in seiner Klause gelegen habe, bis er durch Anrufen des Tuntenhausener Gnadenbildes und das Versprechen einer Wallfahrt dorthin geheilt worden sei.
    Im Tuntenhausener Mirakelbuch steht:
    „Eben in disem 1641. Jahr den 26.Aprill / erscheint allhie Andreas Gropp / ein Einsidler zu Mülen bey Inßbruck / gibt an Aydsstatt vor / wie er vergangnen Herbst / von dem 22. Augusti biß auff Michaeli / im Jahr 1640. dermassen starck erkranckt / daß er drey Täg unwissent‘ gelegen / unnd die maiste Zeit / ihme das geweichte Liecht in die Händ gehalten seye worden. Undetr welcher Todtsnoth sey ihme das wunderthätige Gottshauß Tundenhausen / wie es jnn= und außwendig beschaffen / jnsonderheit der Chor=Altar / unser lieben Frawen Bild und Getter / gleichsam alles abgemahlt / vorkomen / auch der Namen Tundenhausen / den er doch sonst nie gewüßt / noch der Orten geweßt / geoffenbaret worden / auch ermahnet / solchem Ort nach zufragen /unnd die gesundheit durch ein Gelübd allda zu begeren; welches er kaum gethon / sei alßbald die Gesundheit erfolget / daqrumb er obgesetzten Tag Persönlich eyferig allhie danck gesagt.“
    („Denckwürdige Miracula und Wunderzaichen“ – Mirakelbuch Unserer Lieben Frau von Tuntenhausen 1646
    .. geschrieben unter Christian Wcheuchenstuel, Propst des Augustinerchorherrenstifts Beyharting (1645-1686.
    neu herausgegeben von Josef Vogt Anton H.Konrad Verlag 89264 Weißenhorn, ISBN 3-87437-467-X )

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