Patrozinien in und rund um Innsbruck III – Hl. Ingenuin
Wie der Hl. Kassian ist auch der Hl. Ingenuin Bistumsheiliger von Säben/Brixen. Während Kassian auf Säben jedoch nicht historisch belegt ist, können wir Ingenuin als Bischof des späten 6. Jahrhunderts fassen: Er scheint beispielsweise namentlich in dem bedeutenden Schreiben an den römischen Kaiser Maurikios aus dem Jahr 591 als Unterzeichner auf, in dem der Kaiser in Byzanz von den oberitalienischen Bischöfen aufgefordert wird, in der Frage rund um den „Drei-Kapitel-Streit“ einzugreifen. Die Ausfühurng der genauen Verhältnisse würde hier zu weit führen. Wichtig ist zu bemerken, dass diesem Dokument eine besondere Bedeutung zukommt: Es handelt sich um eine der wenigen Schriftquellen die wir für das Gebiet der (ehemaligen) römischen Provinz Rätien, zumindest deren östlichen Teil, die Raetia secunda am Übergang zwischen Spätantike und Frühem Mittelalter überhaupt haben. Das Bistum, dem Ingenuin als Bischof vorstand, deckte sich aus geographischer Sicht wohl in weiten Teilen mit der römischen Provinz Raetia secunda.
Ingenuins Zeit als Bischof war geprägt durch das Eindringen von fränkischen Gruppen in das Etschtal. In den dadurch entstehende politische Wirren nahm er offensichtlich eine vermittelnde Position ein, bzw. trat er für die lokale Bevölkerung auf, wie dem Geschichtsschreiber Paulus Diaconus zu entnehmen ist. Vermutlich waren diese politischen Bemühungen maßgeblich dafür, dass Ingenuin spätestens ab dem 10. Jahrhundert als Heiliger verehrt wurde, teilweise wurde er auch als Märtyrer angesehen. In diesem Zusammenhang ist vermutlich auch sein Auftreten als Bistumspatron zu sehen. Eine Zeit lang, etwa rund um die Bistumsverlegung teilte er sich das „Amt“ oft mit Kassian, ab ca. 1080 tritt Ingenuin öfter mit Albuin gemeinsam auf, mittlerweile findet man i.d.R. nur noch Albuin und Ingenuin gemeinsam. Zu diesem Doppelpatronzinium folgt nächstes Mal mehr…
(Hl. Ingenuin an der Domfassade, Stadtarchiv Innsbruck, Ph-10347. Fotograf: Franz-Heinz Hye)