skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Österreichs Betonschätze

Österreichs Betonschätze

Der Landhausplatz oder besser gesagt der Eduard-Wallnöfer-Platz ist erneut Thema von Diskussionen. Gerade einmal 15 Jahre ist es her, dass er seine momentane Optik erhalten hat. Nach einer Auschreibung wurde das Projekt der ARGE LAAC/Stiefel Kramer/Grüner umgesetzt und eine „urbane Landschaft mit sanften Hügeln“ geschaffen. Klingt eigentlich ganz gut, oder? Das Problem ist nur, dass fast der ganze Platz mit Beton versiegelt wurde, weshalb er schließlich als Kandidat bei der Abstimmung „Österreichs 9 Betonschätze” von Greenpeace antreten durfte. So entstand mitten in der Stadt ein Platz mit wenig Grün und viel Beton, der sich in den immer heißer werdenden Sommern zur richtigen Hitzeinsel entwickelt. Dass es nicht immer so war, zeigt uns die von Jörg Thiem angefertigte Aufnahme von einem roten Bankerl inmitten von Bäumen, Sträuchern und Wiese. Zwar nichts besonderes, aber vielleicht doch ein Vorbild für eine etwaige Umgestaltung des Platzes?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 04.05.01-16)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Krass ist der Anblick am Luftbild, wenn man es mit früheren Aufnahmen vergleicht. Wenn man boshaft ist, nimmt man zum Vergleich ein frühes aus den 60ern, wo auch am Sparkassenplatz noch rote Bankeln stunden, Wie früher am Boznerplatz, der nächste Kandidat, wo sich ein Grünschnabel von Planer mit seinen unglücklichen Phantasien von der Diagonale der Urbanität in bester Knieriem’scher Denkweise austoben wird.

    Dazu noch das mühselige ewige Klick Klack der Skatboard Dilettanten, von denen ja kaum einer irgendwas z’ammbringt. Jämmerlich zum zuschauen manchmal.

    Und noch jämmerlicher sind die Politiker, die eine Gefälligkeitsexpertise umschlingend nicht den Mut, oder besser den Verstand besitzen, diese Schnapsidee zu begraben.

  2. Ich bin mit dem Platz so, wie er heute ist, zufrieden; zwar ist er sehr hell; aber genau wegen seiner höheren Albedo auch merkbar kühler (das merkt man genau, wenn man vormittags drüber geht und beim Durchgang zum Taxispalais auf den dunklen Asphalt wechselt.
    Damit man den Platz wirklich entsiegeln könnte, müsste die Tiefgarage drunter weg. der Luftbildvergleich 2009 -Heute zeigt, dass „Großbaummäßig“ kaum Unterschiede zwischen beiden Versionen sind. Für die Zwangspunkte die man dort durch die Unterbauung hat, konnte man erstaunlich viele Bäume setzen. Die Platanen werden nun schon richtig groß. Zynisch gedacht (und typisch für Innsbruck), wäre es nun also an der Zeit für ein Neugestaltung, denn dann könnte man 10 schon recht gut gewachsene Bäume zu Brennholz verarbeiten und hätte endlich wieder 15 bis 20 Jahre keinen ausreichenden Sonnenschutz.

    Ich wünsche mir den alten Schützenaufmarschparkplatz mit holprigen Porphyquadratraster + Denkmalabstellplatz samt Spritzen- und Hundegageldeponie nicht zurück. Jetzt ist der Platz bevölkert. Zum überwiegenden Teil mit Familien und Jugendlichen. Die Skateboards mögen ein akustische und oprtisches Ärgernis sein; das sind die ein- und ausfahrenden Autos in der Tiefgarage auf der Greilstraßenseite aber auch. Dennoch gehen oder radle ich nun fast täglich über den Platz; die Frequentierung der früheren Version (ich bin in der Gegend seit 1993 unterwegs) kann ich hingegen auf einer Hand abzählen – vor dem Umbau hab ich den Platz gemieden; war für mich ein Angstraum, selbst am hellichten Tag.
    Was ich LAAC nicht abnehme, ist, dass sie nicht ahnten, dass ihr Konzept zu skaten genutzt wird 😉 Was ich dran gut finde: die Art der jetzigen Nutzung nimmt dem sonst großteils in faschistischer Ästhetik gestalteten Raum die Würde/Pathos (damit meinen ich nicht nur das Gauhaus sondern auch das Befreiungsdenkmal, dass man ohne Aufschrift nicht mit dem Gauhaus entstanden datieren könnte).
    Somit hoffe ich, dass der Platz bleibt wie er ist, der schlampig betonierte Belage nun hoffentlich überwiegend rostfleckenfrei bleibt, und die vorhandenen Bäume weiter wachsen.

    Was mir hingegen immer noch gefiele:
    Wenn doch auf dem Gau/Landhaus der Schriftzug „Wir haften für unsere Geschichte“ stünde.
    Der wäre meistens ohnehin von den wachsenden Platanen verdeckt, tut also mäßig weh, gilt aber universell: Also auch, wenn es in Innsbruck normal 41° , am Marktplatz 45° und am Landhausplatz wegen der besseren Albedo 39,5°, in der nicht autogerechten Sailergasse 30° und im nicht untergaragierten Hofgarten 25° hat. Und vielleicht erinnert man sich dann daran, dass man einfach nur jeden dritten Parkplatz (ohne Tiefgarage darunter!) in Innsbruck in eine Baumscheibe und die Straßenbahn in Rasengleise verwandeln hätte können, um damit für Linderung dieser künftigen Normaltemperaturen zu sorgen. Dazu hätte man freilich jetzt (oder besser noch gestern) beginnen müssen, damit die Bäume dann ausreichend groß sind um Schatten zu spenden). „Wir haften für unsere Gechichte“ ist also gleichbedeutend mit „Hätti Wari“.

  3. Als früherer (Hobby-)Stunt-Inlineskater muss ich da doch intervenieren. Mein Vorschlag: überlassen wir Stimmungmache gegen den Landhausplatz doch bitte besser billigen Rechtspopulist:innen auf Stimmenfang. Der mit Architekturpreisen ausgezeichnete Landhausplatz ist trotz seiner technischen Probleme nämlich ein europaweit bekannter Skating-Spot und ganz viele Menschen treffen sich dort jeden Tag und bei fast jedem Wetter, um die organischen Formen mit allen möglichen rollenden Gerätschaften zu befahren. Heiß ist er, ja, aber dafür sind im Boden auch jede Menge Wasserfontänen eingelassen und am anderen Ende gibt es den Vereinigungsbrunnen, in dem man die Füße kühlen kann.
    Entsiegeln wäre auch hier wegen unterirdischer Strukturen nicht möglich gewesen. Das geschieht jetzt und in den nächsten Jahren dafür auf möglichst vielen anderen Plätzen und in vielen Straßen dieser Stadt – wie Städte zu transformieren sind, zeigen inzwischen schon viele französische Städte mit ihren urbanen Dschungeln und Wasserfeatures. Den Landhausplatz lassen wir aber bitte den Skater:innen, Stuntbiker:innen und allen anderen, die ordentlich Beton unter den Rollen brauchen.

Schreibe einen Kommentar zu Martin Schönherr Antwort auf Kommentar entfernen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche