A black matter for the king that led them to it… (II.)
Warum kam dieser Krieg über uns?
Was hat den Krieg entfacht?
Die Herrschsucht der Habsburger und Hohenzollern, die Machtgier des russischen Zarats, der unstillbare Profithunger des deutschen und englischen Kapitals, der Kampf um die neue Verteilung des Kolonialbesitzes in den fernen Erdteilen, die Revanchesucht der Franzosen haben jene unerträgliche Spannung zwischen den Großmächten erzeugt, die zum Weltkrieg drängte.
Volks-Zeitung, 23. November 1923.
Hatte man zu Beginn des Artikels in der Volks-Zeitung das „Habsburgergeschmeiß“ für den Krieg verantwortlich gemacht, wurde hier die Verantwortung auf alle beteiligten Großmächte verteilt (Serbien wurde hingegen interessanterweise nicht erwähnt). Vor allem aber wollte man die Heimgekehrten und die sonstige wählende Leserschaft darauf aufmerksam machen, dass auch die aktuellen politischen Gegner, die Christlich-Sozialen, für den Krieg gejubelt hatten. Der Allgemeine Tiroler Anzeiger wies auch diese Anschuldigung zurück; man hätte den Krieg zwar als „christlich-deutsche Männer“ aus Pflicht angenommen, ihn aber weder begrüßt noch bejubelt – eine Antwort die man wohl als etwas beschönigend bezeichnen muss. Im Allgemeinen Tiroler Anzeiger selbst war die Stimmung 1914 durchaus kriegslustig:
Und noch einmal hämmert der Kriegsgott an den Toren der Reiche. Gewaltig schreitet er durch die Lande und gerüstet in eiserner Wehr geht er seinen Weg. Ganz Europa widerhallt vom Klange der Waffen und überall schallt es wieder das schaurig großartige Lied von Blut und Eisen. […]
Der Kaiser hat nun alles unter die Waffen gerufen und mit freudiger Begeisterung scharen sich besonders die Tiroler um die Fahne ihres Regimentes. Es ist, wie wenn der alte Heldengeist wieder erwacht wäre, wie wenn vom Berg Isel herunter die Vorahnen unseren Kämpfern ein Glückauf zurufen würden, ein Glückauf zum Kampfe und zum Siege für Gott und Kaiser und Vaterland. […]
Und wenn die Kriegstrompeten in ganz Europa schmettern, dann künden sie uns das Morgenrot einer großen Zeit – und wir wollen es hoffen und wir wollen sie uns erkämpfen eine bessere Zeit.
Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 1. August 1914
In den Innsbrucker Nachrichten hingegen, damals ein liberales / deutsch-nationales Blatt, herrschte ein vergleichsweise düsterer Ton, der dem was der Tiroler Anzeiger von sich behauptete näher kam:
Wir gehen schweren Tagen entgegen; niemand kann auch nur ahnen, was uns das Schicksal bescheiden wird, was es Europa, was es der Welt bescheiden wird. Wir können nur mit unserem alten Kaiser auf unsere Kraft und auf Gott vertrauen und die Zuversicht hegen, daß, wenn wir einig sind und zusammenhalten, uns der Sieg beschieden sein muß, denn wir wollten den Krieg nicht und unsere Sache ist die der Gerechtigkeit!
Innsbrucker Nachrichten, 29. Juli 1914
(Signatur Ph-28026, Beschriftung: „Sonntag vormittägige Ovation der Bevölkerung für den Krieg gegen Serbien in der Maria Theresienstraße. Die Militärkapelle zieht Tag u. Nachts durch die Straßen u. spielt patriotische Märsche“)