Neujahr 1889
Der Erlös aus dem Verkauf von Neujahrsentschuldigungskarten diente einem guten Zweck. Die Kartenkäufer, deren Namen in der Zeitung veröffentlicht wurden, waren damit der lästigen Pflicht enthoben, all ihren Geschäftspartnern, Bekannten und Verwandten persönlich ihre Glückwünsche für das neue Jahr zu überbringen. Die künstlerisch meist sehr aufwändig gestalteten Graphiken eigneten sich zudem durchaus als Wandschmuck.
Bei der Neujahrsentschuldigungskarte der Stadt Innsbruck für das Jahr 1889 handelt es sich um eine 45 x 60 Zentimeter große Lithographie aus dem Innsbrucker Verlag C. A. Czichna. Als Motiv wurde ein Stadtplan gewählt, der das Gebiet der Stadt Innsbruck mit den größtenteils unverbauten, aber bereits projektierten Straßenzügen im Stadtteil Saggen zeigt. An den Ecken befinden sich drei Abbildungen, die mit „Waisen-Haus“, „Neues Spital“ und „Redouten-Gebäude“ beschriftet sind. Auf der reich verzierten Lithographie sieht man unten mittig die Wappen der Stadt Innsbruck und des Landes Tirol.
In einem kurzen Artikel in den Innsbrucker Nachrichten vom 15. Dezember 1888 wurde für die gerade erschienene Neujahrsentschuldigungskarte für das Jahr 1889 ordentlich Werbung gemacht: „Die Neujahrs-Entschuldigungskarte pro 1889 überragt jene der letzten Jahre nach jeder Richtung, im Vorwurf, wie in der Ausführung. Die Conception ist ideenreich und flott, die Ausführung eine wahrhaft künstlerische, die Alles weit hinter sich läßt, was in den letzten Jahren auf dem Gebiete der Lithographie in Tirol geleistet wurde. Die Arbeit gereicht der Firma C. A. Czichna zur höchsten Ehre. Die Entschuldigungskarte zeigt in ihrem Haupttheile einen Stadtplan (was schon längst der Wunsch Vieler war) mit dem Zuge der zukünftigen Trambahn, ferner in sehr schönen Seitenbildern das neue Spital, den Festsaalbau und das Waisenhaus, Alles in prächtiger Ausführung. Die heurige Karte dürfte sich sicherlich eines größeren Absatzes erfreuen, als alle der vergangenen Jahre.“
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen guten Start in ein erfolgreiches und glückliches Jahr 2024!
(Stadtarchiv Innsbruck, Bi-g-4-1889)
siehe auch https://innsbruck-erinnert.at/das-gestrichelte-wird-einmal-der-saggen/
Diese Neujahrsentschuldigungskarte aus dem Jahre 1889 mit dem Plan der Stadt Innsbruck hat mich dazu inspiriert, den Beitrag
https://innsbruck-erinnert.at/ein-zweiter-versuch/comment-page-1/#comment-18667
wieder aufzugreifen – sozusagen die dritte Auflage!
Ich stelle nun zur Diskussion bzw. behaupte einmal ganz frech: Das Haus gehört zur Rhombergfabrik und ist der Wohnsitz des Kanalwärters. Das Bild an der Wand deute ich als einen Mann, der auf einem Steg steht, unter ihm das Wasser, vor ihm die Schleusenwand mit der Hebevorrichtung (Kurbelwinde).
Links vom Haus sieht man über das Dach des langgezogenen Gebäudes des Rhombergareals hinüber zum ehemaligen Militärspital in der heutigen Weinhartstraße.
Rechts vom Haus wären, wohl perspektivisch nicht ganz richtig (es handelt sich ja schließlich um eine Zeichnung!), die Häuser Nr. 6 bis 8 – und jetzt bitte nicht lachen!!! – in der heutigen Zeughausgasse (Rückseite). Die Schornsteine wären in der Kapuzinergasse 32 – da gab es zwei! Der Blick entlang der Sill wäre damals möglich gewesen. Das Rhomberg-Fabriksgebäude ist durch dieses Kanalwärterhaus abgedeckt.
Jetzt zur nächsten Stufe: Auf dem Plan der Neujahrsentschuldigungskarte ist es das Haus neben Sill und Sillkanal ein Stück oberhalb der Gaswerkbrücke!