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Neues Zeug (IV.)

Neues Zeug (IV.)

Wenden wir uns nun einmal dem Inhalt des Zeughauses zu, beginnend mit der Artillerie, für die Maximilian eine besondere Faszination hegte. Auf dem Relief zur Belagerung von Kufstein ist der Kaiser selbst beim Abfeuern einer der großen Kanonen zu sehen, was laut Berichten auch nicht nur künstlerische Freiheit gewesen sein dürfte.

Im Bereich der Artillerie wurden in der frühen Neuzeit rasche Fortschritte gemacht. Zu Maximilians Zeit waren die Kanonen noch v.a. für Belagerungen bedeutend. Die Kanonenkugeln waren i. d. R. aus Stein, da Eisenkugeln oft zu schwer für die Geschütze waren und geschmiedet werden mussten. Als eine Art Zwischenstufe wurden Steinkugeln manchmal mit Blei übergossen, das bereits über einem Lagerfeuer geschmolzen werden kann (Schmelzpunkt 327 °C); oder es wurden eiserne Bänder um die Kugeln gelegt, um Gewicht und Durchschlagskraft zu erhöhen. Auch eiserne Kugeln wurden oft mit Blei überzogen, da das deutlich weichere Metall den Lauf der Kanone weniger beschädigte und zu einer glatteren Oberfläche führte (auch Bronze konnte für diesen Zweck verwendet werden).

Wie es für die vormoderne Zeit üblich ist, gab es keine standardisierten Kaliber für die Kanonen, ein Problem, gegen das Maximilian ankämpfte (auch Eisenkugeln wurden unter seiner Herrschaft üblicher, aus Absam wurde das Innsbrucker Zeughaus damit beliefert). Weiter wurde auch das Schwarzpulver unterschiedlich gemischt, in etwa bestand dieses meist zu drei Vierteln aus Salpeter, geriebener Holzkohle und ein wenig Schwefel. Je nach Variation der Anteile und wie fein die Bestandteile zerrieben wurden, brannte das Pulver schneller oder langsamer ab und es oblag teils den Geschützmeistern, die genaue Zusammensetzung zu bestimmen.

Aus dem Jahre 1503 berichtet ein burgundischer Adeliger über das Inventar des Zeughauses; ob es damals schon fertiggestellt war, ist nicht ganz klar, aber wenige Jahre später gab es bereits Reparaturarbeiten. Er spricht von rund 150 Kanonen – allerdings auch von über 20.000 (!) Handfeuerwaffen, allein im neuen Zeughaus, das alte beherbergte laut ihm nochmals beinahe 20.000, zusammen mit zigtausenden weiterer Waffen und Rüstungen. Denkt man an die konservativeren Angaben, die für 1515 zweitausend Handfeuerwaffen dokumentieren, dann kann man vermutlich getrost davon ausgehen, dass dieser Bericht entweder etwas geschönt ist, oder dass der burgundische Adelige es wirklich nicht mit Zahlen hatte.

Die Artillerie war in vielen Größen vorhanden – die leichtesten Vertreter waren die sog. Falkonette, relativ kleine Feldgeschütze, die Kugeln von rund 1/3 kg verschossen, während die schwersten Belagerungsgeschütze (Doppelkartaunen) beinahe 45 kg schwere Geschosse gegen feindliche Mauern schleuderten. Dazwischen gab es Doppelfalkonette, Falken, Feldschlangen (eigentlich eher ein Sammelbegriff), Halbkartaunen und Kartaunen.

Hier zu sehen ist eine Ansicht des Zeughauses aus den 60ern, kurz vor der Umwandlung des Hauses in ein Museum.

(Ph-2817)

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