Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Freiburg?
Neben Grenoble ist Freiburg i. Br. seit 1963 Innsbrucks älteste Partnerstadt. Die historischen Verbindungen beider Städte reichen indes deutlich weiter in die Vergangenheit zurück. So war Freiburg jahrhundertelang ein Hauptort Vorderösterreichs und in dieser Rolle für das Habsburgerreich nicht nur geostrategisch mit seiner Nähe zur Burgundischen Pforte, sondern auch mit Blick auf seine Universität, die lange vor der in Innsbruck gegründet worden war (1457), als Landesuniversität jener Vorlande von hoher Bedeutung. Auf diese Weise waren Stadt und Universität schon vor der offiziellen Verpartnerung eng miteinander verbunden.
Das Stadtarchiv verwahrt eine Werbeanzeige aus dem Jahre 1888, als Freiburg zwar lange noch nicht Partnerstadt Innsbrucks war, doch dafür sind anhand dieser Annonce die historischen Bezüge und städtebaulichen Ähnlichkeiten der Breisgaumetropole zur Tiroler Landeshauptstadt nicht weniger deutlich erkennbar. Denn nachdem die Eisenbahn auch Freiburg erreicht hatte, begannen im nächsten Schritt Industrialisierung und Fremdenverkehr in der Stadt Einzug zu halten. In dem Vierteljahrhundert vor dem Ersten Weltkrieg machte sich vor allem Oberbürgermeister Otto Winterer (1846 – 1915) daran, durch ein umfangreiches Verschönerungsprogramm die Stadt in eine Fremdenverkehrsdestination ersten Ranges zu verwandeln. Besonderen Wert wurde dabei etwa auf die Restaurierung und den Erhalt von Bauten gelegt, die die Rolle der Zähringerstadt als vermeintliche Wiege des damals regierenden großherzoglichen Hauses Baden betonen (Bertholdsbrunnen beim Martinstor, oben links), ihren Beitrag in der verlorenen Schlacht von Sempach 1386 für die Sache Habsburgs unterstreichen (Denkmal am Schwabentor, das auf der Werbeanzeige noch nicht aufscheint), das Nahverhältnis zum habsburgischem Kaiserhaus und dem untergegangenem Alten Reich verdeutlichen (Kaufhaus mit den Figurendarstellungen Kaiser Maximilians I., König Philipps des Schönen sowie der Kaiser Karl V. und Ferdinand I., unten rechts; Altes Rathaus mit zahlreichen heraldischen Verweisen auf Habsburg und Österreich an der Fassade, unten links) und nicht zuletzt Badens Beitrag zur Reichsgründung 1870/ 71 demonstrieren (Siegesdenkmal, oben rechts). In denselben Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde auch Innsbruck infrastrukturell erschlossen, industrialisiert, zum Ziel des Fremdenverkehrs erhoben und mit zahlreichen Erinnerungsbauten und Denkmälern ausgestattet, die insbesondere an die Zugehörigkeit zu Habsburg und Österreich erinnern.
Schließlich lassen sich noch weitere Ähnlichkeiten zwischen beiden Städten ausmachen, die direkt aus dieser Werbeanzeige hervorgehen. So wirbt das Freiburger Fremdenverkehrsamt nicht nur mit dem Vorhandensein wichtiger staatlicher Einrichtungen, die auf die intellektuelle Bedeutung und zugleich auch auf die Grenzlage der Stadt hinweisen (Universität und Garnison), sondern macht neben den urbanen Sehenswürdigkeiten und Vorzügen der Stadt auch auf die landschaftlichen Reize in Form von naturnahen Stadtteilen, Bergen und Seen (Stadtgarten, Günterstal, Waldsee) aufmerksam. Denn über diese Charakteristika verfügt freilich auch Innsbruck. Von besonderem Interesse sind jedoch zwei kleine Hinweise in der Beschreibung. Denn einerseits offenbart der Werbetext, dass auch Freiburg sich – wie seine nachmalige Tiroler Partnerstadt – als Ort von in den Süden Europas Durchreisende verstand, und andererseits, dass mit dem lockeren Gebrauch von Superlativen damals neuartige US-amerikanische Einflüsse der Werbebranche auch im südwestlichen Zipfel Deutschlands auszubreiten begannen. Zuletzt erscheint derzeit wohl jedem der Hinweis auf die angenehm kühle Mitteltemperatur Freiburgs besonders attraktiv für einen Ausflug in diese nach wie vor sehenswerte Partnerstadt, die genauso wie Innsbruck nur wenige Jahrzehnte später schwere Beschädigungen, ausgelöst durch die Verwerfungen des letzten Jahrhunderts, erlitt.
(Stadtarchiv/ Stadtmuseum Innsbruck, Pt-71)
Autor: Hendrik Stanway
Ich war einige Male in Freiburg. Ein schöner, alter Stadtkern, freundliche Menschen, angenehmes Klima und die Badischen Weißweine, alles umgeben von einer sehr schönen Landschaft. Man/frau sollte an dieser Stadt nicht nur vorbei fahren!