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Mullen, Schemen, Wamperln: Das Tiroler Fasnachts-Lexikon (Teil I)

Mullen, Schemen, Wamperln: Das Tiroler Fasnachts-Lexikon (Teil I)

Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber für mich ist ab September der Sommer offiziell vorbei. Die Tage werden kühler, kürzer, regnerischer und ich fiebere zum Jahresende hin meinem persönlichem Highlight des bevorstehenden Winters entgegen: Der Tiroler Fasnacht. Damit Sie für die bevorstehende närrische Zeit gut vorbereitet sind, beginne ich daher frühzeitig mit dieser Serie, auf der wir uns durch eine Reise durch die Tiroler Brauchtümer begeben und schauen, welche Berührungspunkte diese mit der Stadt Innsbruck haben. Ob Sie dieses Wissen im Anschluss für sich behalten oder damit beim nächsten Stammtisch-Treffen brillieren, ist Ihnen überlassen.

Zur Einführung verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über das Treiben, das von Dreikönig bis zum Aschermittwoch in Tirol von Statten geht. Der Illustrator und Lithograph Franz Kollarz (1825-1894) fertigte 1884 unser heutiges Beitragsbild für die Illustrirte Chronik der Zeit an, eine Zeitschrift, die zwischen 1872 und 1900 in Stuttgart, Berlin und Leipzig gedruckt wurde. Darauf zu sehen sind für Kollarz typische Bräuche einer Tiroler Fasnacht. Die Fasnacht war ursprünglich die Nacht bzw. der Tag vor dem Aschermittwoch, an dem nochmal ausgelassen gefeiert wurde, bevor die 40-tägige Fastenzeit begann. Da gute Partys bekanntlich nie nur einen Tag dauern, weiteten die Tirolerinnen und Tiroler ab dem 15. Jahrhundert die Fasnacht auf die gesamte Woche vor dem Aschermittwoch aus. Mit der Zeit – die Forschung tappt bezüglich der zeitlichen Einordnung noch im Dunkeln – wurde die Fasnacht auf mehrere Wochen erweitert. Im Übrigen stammt der Begriff Fasnacht vom mittelhochdeutschen Wort vastnaht ab , was soviel wie Vorabend vor dem Fasten bedeutet.

Laut Kollarz begann die Fasnacht gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Faschigseinritt, bei dem die Narren – und wohlgemerkt auch eine Närrin in der Mitte – ins Dorf einritten, um die ausgelassene Stimmung zu verbreiten. Links unter dem Einritt sehen wir eine Darstellung des Schemenlaufens, das heutzutage alle vier Jahre am Sonntag vor dem Unsinnigen Donnerstag in Imst stattfindet (ein detaillierter Beitrag dazu folgt noch). Der dritte von Kollarz skizzierte Brauch trägt den Titel „Wie der Fasching einer alten Jungfer zu einem Manne verhilft“ und ist vermutlich eine Anspielung darauf, dass die Bauersjungen in der Fasnacht gerne nach potenziellen Frauen Ausschau hielten bzw. die närrische Zeit auch für die Brautschau gedacht war. Unten links im Bild sehen wir eine Darstellung des Hudlerlaufens, das heute eher als Mullen oder Matschgern bekannt ist und in den MARTHA-Dörfern (Mühlau, Arzl, Rum, Thaur, Absam) sowie auch in Stadtteilen Innsbrucks praktiziert wird (auch dazu kommt noch ein detaillierter Beitrag). Am Ende der Fasnacht steht symbolisch das Faschingsbegräbnis. Franz Kollarz hat dieses Ereignis am unteren rechten Bildrand seiner Zeichnung verweigt. Der Brauch existiert bis heute: In Telfs wird alle fünf Jahre am Vorabend des Aschermittwoch beispielsweise der „Naz“, eine über 100 Jahre alte Puppe, mit viel Dramaturgie und Tränen zu Grabe getragen.

Mit dem Faschingsbegräbnis schließe ich meinen einführenden Beitrag zur Tiroler Fasnacht. Wenn ich nun Ihr Interesse geweckt habe und Sie mehr über einzelne Tiroler Brauchtümer erfahren wollen, dann sollten Sie die nächsten Wochen und Monate die Augen offen halten. Gelegentlich wird sich nämlich der ein oder andere närrische Beitrag einschleichen.

(Foto: Stadtarchiv Innsbruck, FW-M-786)

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