Lieb sein, sonst…

Was frechen Feldfruchtdieben blühte, das zeigt uns eindrucksvoll ein Fresko im Amraser Dorfkern. Neben dem akustischen Vergnügen den Löffler-Glocken der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt zu lauschen, gibt es dort nämlich auch viel Spannendes fürs Auge.

So zum Beispiel die ehemalige Totenkapelle am Friedhof. Nachdem darin keine Aufbahrungen mehr durchgeführt wurden, gestaltete man sie 1952 zu einem Kriegerdenkmal für die Soldaten der beiden Weltkriege um. Seither als Kriegergedächtniskapelle bekannt, kümmert sich der Amraser Trachtenverein um den Erhalt. Größere Arbeiten wurden 1971 und 1986 durchgeführt.

Abseits dieser relativ jungen, aber mahnenden Verwendung, erinnerte die Kapelle schon seit etwa 1600 die Bevölkerung daran, nach guten (christlichen) Regeln zu leben. Im halbrunden Fresko über dem Portal wird potenziellen Übeltäter:innen ein unliebsames Schicksal vor Augen geführt:

Zu sehen ist eine Darstellung des Jüngsten Gerichts in zwei Ebenen: Im Zentrum der himmlischen Sphären steht der Erzengel Michael mit dem Kreuz Christi, bereit über die Seelen zu richten, während Christus und Maria von ihren himmlischen Thronen dem Geschehnis beiwohnen. Mehrere Engel fliegen hinab zur Erde und posaunen die Verstorbenen aus ihren Gräbern. Ein Glücklicher wird von einem Engel unter den Achseln gepackt und mit gefalteten Händen in die Lüfte gehoben.

Die weniger braven Menschen hingegen werden von zahlreichen Teufelchen zum rechten Bildrand gezerrt. Dort wartet schon der weit aufgerissene Höllenschlund darauf den nächsten Sünder zu verschlingen.