Kurz einmal innehalten
Wenn wir von den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sprechen, dann geht es meist um Aufbau, Erfolg, neue Straßen und es geht immer aufwärts. Doch das trifft nicht für Alle zu. Es gibt auch die Verlierer, an denen das Glück, das Geld und die Karriere weit vorbeigegangen sind.
Dieser alte Mann in ärmlicher Kleidung hat – vielleicht in der Markthalle oder bei einem Gemüsehändler – leere Holzkisten geholt, um wenigstens etwas Brennholz zu haben. Vielleicht ist es die beginnende Museumstraße, die er in der Nacht stadtauswärts seinen Karren entlangschiebt. Gegenüber ist ein beleuchtetes Geschäft mit den Waren, die sich der alte Mann wohl nie wird leisten können.
Auch das ist ein Gesicht der Nachkriegsjahre.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Kr/Ne-3682)
Dem Fass nach zu schließen hat der Mann auch die Küchenspüle der Gasthäuser, wie man den Bioabfall nannte, gesammelt. Ein ähnlicher buckliger älterer Mann mit Stoppelbart, wenn nicht am Ende genau dieser(?), holte einmal die Woche vom Gasthaus Niedermayer, wo ich aufgewachsen bin, diesen Abfall. Er diente als Schweinefutter. Viel Geld wird er dabei nicht verdient haben, vielleicht nur eine Jause. Biomüll gab es wie auch sonstigen Abfall bei weitem nicht im heutigen Ausmaß. Da wäre der alte Mann mit seinem Fäßchen nicht weit gekommen. Ein zweiter Vergleich zum heutigen Wohlstand.
Die Entstehung des Photos ist mir auch unklar. Frühe Sozialkritik, oder einfach so? Am Ende ein dämlicher Scherz? Blitzlicht ausprobiert?