Konzerts schöne Firmatafel
Konzert ist ein bekannter Innsbrucker Name. (Für Auswärtige: Nicht wie eine musikalische Aufführung ausgesprochen sondern stets auf dem ersten O betont: Kónzert). Die Bekanntnheit verdankt der Name in erster Linie der gleichnamigen Kurve und dem dafür zuständigen Stadt-Baumeister. Aber auch dem Geschäft seines Vaters Michael, Gründer des nunmehr in vierter Generation hier ansässigen Tischler/Antiquitäten-Dynastie. Er inserierte 1876 in den Innsbrucker Nachrichten:
Früher in Hall zuständig, kamen die Brüder Fritz (Kurve), Franz (Tischler) und Rudolf (Tischler und Wirt, u.a. im Gasthaus Panorama) sowie die Tochter Aloisia (Stütze der Eltern) in den 1870ern in Innsbruck und Wilten zur Welt und wurden nach 1900 hier heimatzuständig. Vater Michael und später dessen Witwe Antonia mit den Kindern besaßen bereits früh das Haus Erlerstraße 15. Das auf dem Titelbild aus den 1950er Jahren ersichtliche Firmenschild sieht, wie sonst eher nichts auf dem schönen Foto, heute noch genau so aus wie damals – nur mit einer minimalen Änderung. Was genau die Funktion des schiefen Ziegelstapels ist, erschließt sich mir nicht ganz. Wird hier auf- oder abgeladen? Der große Kran deutet auf Nachkriegsreparaturen bzw die Wiederrichtung des Eckhauses zur Meraner Straße hin.
In den Gazetten wurde vor dem Ersten Weltkrieg mit Ehrfurcht darüber berichtet, wenn sich hohe Herren (vom tischlernden Erzherzog bis zum Thronfolger selbst) im Konzert’schen Antiquitätenladen umsahen, nach dem selben Krieg dann kritisch, dass für die zwei Stöcke der Erlerstraße statt eines von Konzert angeblich selbst kaum genutzten Geschäfts dringend gebrauchte Wohnungen besser geeignet wären (so eine Leserzuschrift an die sozialdemokratische Volkszeitung). Im September 1928 kehrte ein stadtbekannter Höttinger Strauchdieb statt mit einem stattlichen Wechselgeld von 400 Schilling aus der Firmenkasse gar nicht mehr zu seinem Arbeitgeber Franz Konzert zurück, zahlte noch seine diversen Außenstände für Kinds-Pflege und anderes und wurde bald darauf verhaftet.
Hans Konzert schaffte es auch einmal als Fotoamateur in die Zeitung: Mit einem Porträt seines stadtberühmten Onkels Fritz.
Laut Adressbuch stammen alle in Innsbruck genannten Träger:innen des Familiennamens Konzert aus dieser Familie. Eine Schwiegertochter des Stadtbaumeisters wohnte bis vor kurzer Zeit noch im Haus Badgasse 2/Herzog-Otto-Ufer 6 in genau den Räumen im 2.Stock, die jetzt die bel ètage unseres Stadtarchivs bilden.
Nachtrag zur Frage von Frau Stolz im Forum: So viel wir wissen, hat es vor 1938 dieses Konzept schon gegeben, dass man zwischen E, EI, EX und TV die selben nachstehenden Ziffern weiter verwendet hat. Für die T Tafeln ist die Übernahme alter Tafeln aber nicht überliefert. Es gibt über die KFZ Verzeichnisse hinaus einen schönen Bestand an Karteikarten im Tiroler Landesarchiv, den wir letztes Jahr auch digitalisiert und abgetippt haben. Bei nächster Gelegenheit werden wir das (mit dem TLA gemeinsam) online stellen. Unten die beiden Karten zu E 4156 und Krinzinger. Solche Karten enthielten ein ganze Reihe interessanter Details. Dabei waren ein Saurer und ein Ford LKW angemeldet. Für meinen Geschmack ist der auf dem Bild aber ein Tatra 81.
Falls die Nummern der Jahre vorher verwendeten E-Kennzeichen nach deren Umwandlung in T-Kennzeichen beibehalten wurden, handelt es sich bei dem LKW mit der Nummerntafel T 4.156 um ein Gefährt der Firma Josef Kritzinger, Frächter und Holz- u. Kohlenhändler in der Defreggerstraße 29. Lt. KFZ Verzeichnis Tirol 1936 war ein LKW mit dem Kennzeichen E 4.156 auf Josef Kritzinger zugelassen.
Weiß jemand aus der werten Leserschaft, ob das bei der „Umstellung von E auf T“ tatsächlich so gehandhabt wurde?
Die Zuordnung des Kennzeichens auf Kritzinger ist schon deswegen falsch, da das Foto oben aus den 1950ern stammt und die Kennzeichen ab 1947 komplett neu vergeben wurden.
Ja, aber die Frage von Frau Stolz war doch eher, ob man in der Zeit von hand- und maschinengeschriebenen Karteikarten nicht die Ziffern behalten hat. Ein Handzettel „Achtung, T statt E!“ hätte die Umstellungsarbeit auf ein Minimum reduziert. Auch für den Fahrzeugbesitzer. Klänge schlüssig. Allerdings auch wieder zu logisch als dass es amtsgenerisch sein könnte. Und die Fa. Kritzinger gehörte laut Adressbuch zur Sippe der Kohlenhändler. Schade ist, dass trotz mehrfacher Beiträge zu dieser Baustelle nirgends eine Baustellentafel zu sehen ist. Damals wahrscheinlich unnötige Geldausgabe. Das Tafele auf der LKW Tür kann ich leider nicht lesen. Aber ist das auch wichtig? Ich grüble lieber drüber nach, wie man den Kran, dessen Quertraverse sich wie ein Hindernis ausnimmt, aufgestellt hat.
Genauso war meine Überlegung, Herr Hirsch. In der analogen Amtsstube einfach E durchgestrichen, T daneben geschrieben, Stempel drauf und fertig.
Und Sie haben nochmal Recht: Es ist natürlich nicht wichtig! Hat mich nur gereizt, die Firma herauszufinden. Ich habe vergeblich versucht, den Schriftzug auf der LKW-Türe zu entziffern und es daraufhin über das Kennzeichen probiert. War dann selbst ganz erstaunt, dass es dieselbe Nummer schon auf einer E-Tafel gab und dass sie damals auch zu einem LKW gehörte.
Liebe Frau Stolz,
ich habe oben im Artikel noch etwas zu den Kennzeichen ergänzt. Kurze Antwort: Eher gab es keinen Bezug von „T“ Nummern zu ihren Vorgängerformaten.
Vielen Dank, Herr Hofinger, für Ihre rasche Reaktion und die zusätzlichen Informationen – und das alles an einem Sonntag Mittag – wirklich großartig, dieser Servicegedanke im Stadtarchiv!
Ich freue mich schon, wenn die TLA-Karteikarten online gestellt werden, es ist ja kaum zu glauben, was man mithilfe von Autos und deren Kennzeichen alles herausfinden kann.
Es hätte mich gefreut, wäre ich mit meiner Vermutung richtig gelegen. Nicht um Recht zu haben, sondern weil sich dann womöglich Herrn Mairs Verdacht auf einen Büssing bestätigt hätte. Die Fa. Kritzinger versuchte in den IN vom 11. Juli 1953 Steckachsen und Nockenwelle für einen Büssing 4500 und einen Büssing LD 6 zu verkaufen.
Ich werde jetzt mal weitersuchen, ob sie auch Tatra 81-Ersatzteile angeboten hat 😉
Zitat Hofinger: Für die T Tafeln ist die Übernahme alter Tafeln aber nicht überliefert.
Nicht überliefert heißt ja nur, dass mans nicht weiß 🙂 .
Allerdings hab ich mir die Logistik noch einmal überlegt (Kategorie unsinnige Tätigleiten) und muß zugeben, dass es doch recht aufwendig gewesen wäre, die Nummern zu erhalten. Man muß dann dem Tafelpresser von den Karteiblättern abgeschriebene LIsten übergeben, und die hergestellten Tafeln dann geordnet lagern. Vielleicht doch gscheiter die Nummern ohne lang nachdenken durchlaufen lassen und die Kartei umschreiben, was ja nach und nach geschehen konnte. Es gab da in Tirol ca, 2000 Kfz aller Art https://wifo.ac.at/bibliothek/archiv/MOBE/1947Heft08Beil02.pdf
Und vielleicht weiß auch jemand was das „E“ aussagen sollte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Kfz-Kennzeichen_(%C3%96sterreich)#L%C3%A4nder-_und_Rayonkennungen
Ich find es sehr gut, dass verdiente Männer des Stadtmagistrates bildlich geehrt und vom Bundespräsidenten ausgezeichnet wurden. Was die damals geleistet haben ist heut nicht mehr nachvollziehbar !
Vielleicht kann jemand die Marke des LKW erkennen? Ich befasse mich fast nur mit PKW und LKW zwischen den Baujahren 1950 und 1980. Ich kann nur raten und würde sagen es ist ein Büssing?
Weiss jemand, welche Marke der LKW ist? Ich befasse mich fast nur mit PKW und LKW zwischen ca. 1950 und 1980. Er dürfte BJ Ende der Dreissiger bis Mitte der Vierziger und ein LKW der „4500er Klasse“ sein. Ich würde wegen dem Grill auf einen Büssing-NAG tippen.
S.g. Herr Mair,
ich habe es oben im Artkkel mit link ergänzt: Mein Tipp ist der Tatra 81
Ein altes Auge prallt auf ein undeutliches Foto. Während die Motorhaube und Umgebung schon zum T81 paßt, vermisse ich in der Erlerstraße die zweite Hinterachse, ein doch sehr mit dem Modell verbundenes Detail das man auch nicht grad so mir nichts dir nichts ausbaut. Und als Tatra Ersatzteil verkauft.
In der Nachkriegszeit war es nichts Außergewöhnliches, dass aus mehreren beschädigten Fahrzeugen ein funktionsfähiges zusammengebaut wurde.
Zu Kriegsende waren quasi alle funktionsfähigen Fahrzeuge in militärischer Hand, wenn von von den Besatzungsmächten etwas abgegeben wurde, bekamen diese Fahrzeuge meist Feuerwehr, Rettung oder Ärzte.
Private Handwerker und Frächter waren darauf angewiesen, sich einige gröber beschädigte Wracks zu organisieren und daraus selbst etwas zusammenzubauen.
Von dem her gehe ich davon aus, dass der hier vorliegende LKW auch ein Gebastel aus mehreren Spenderfahrzeugen ist.
Die Kabine könnte ein Einheitsfahrerhaus der Wehrmacht sein oder teilweise oder im Ganzen auch ein Selbstaufbau.
Das Fahrgestell scheint von einem typischen 4,5t-Tonner aus der Zeit zu stammen.
Der Kühler könnte rein von der Optik zB vom Tatra 81, Tatra 85 oder zB auch von einem Lancia 3 stammen?
Einen guten Einblick in die Fahrzeugvielfalt zu dieser Zeit gibt zB die Homepage http://www.kfzderwehrmacht.de/Hauptseite_deutsch/hauptseite_deutsch.html.
Nachdem nun mit dem Mischmaschlastauto die letzte Spur der Rassenreinheit verschwunden ist, bleibt nur noch der bisher ungeschoren davongekommene Puchroller mit seiner provokanten Parkierung zu bestaunen.