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Kolonialsoldaten In Innsbruck

Kolonialsoldaten in Innsbruck

Mit der französischen Militärverwaltung kamen am Ende des Zweiten Weltkriegs auch zahlreiche französische Kolonialsoldaten nach Innsbruck und Tirol. In einem Fotoalbum, das wir im Stadtarchiv haben, finden sich mehrere Bilder, auf denen diese Soldaten zu sehen sind.

Die französische Kolonialmacht hatte seit Mitte des 19. Jahrhunderts Soldaten aus den unterschiedlichen Kolonien rekrutiert. Auf den Schlachtfeldern des Krimkriegs, des Deutsch-Französischen Kriegs und besonders des Ersten Weltkrieg waren zahlreiche Kolonialsoldaten aus Nordafrika und den subsaharischen Gebieten eingesetzt. Rekrutiert wurden die Soldaten teils durch Zwang, teils traten diese freiwillig in die Armee ein – wobei durch die vielfach prekäre wirtschaftliche Lage in den Kolonien der Dienst in der Armee der Kolonialherren doch nicht ganz freiwillig erfolgte. Dies gilt auch für die Kolonialsoldaten, die nach 1942 in den Freien Französischen Streitkräften (Forces françaises libres) gemeinsam mit den Alliierten für die Befreiung Europas kämpften. Auch in Tirol waren diese im Einsatz und leisteten ihren Beitrag zur Befreiung Österreichs.

Trotz ihrer Leistungen waren die Kolonialtruppen in der Regel Soldaten zweiter Klasse. Die koloniale und rassistische Ordnung wurde auch im Krieg und danach nicht aufgeweicht, die Truppen wurden in der Regel von einem europäischen Offizier befehligt. Für die meisten von ihnen bedeutete das Ende des Krieges in Europa lediglich eine kurze Verschnaufpause: Zur Aufrechterhaltung seines Kolonialreiches setzte Frankreich diese dann in Indochina ein und daher währte die Zeit in Tirol für die Kolonialsoldaten nur kurz.

Die Bilder, die wir im Stadtarchiv haben, zeigen die Soldaten vor allem bei Wachdiensten – in den Chronik der Innsbrucker Adressbücher ist das sogar eigens angeführt – und bei einer Truppenparade. Im Titelbild ist ein marokkanischer Soldat vor dem Haus Gutenbergstraße 6 zu sehen. Am Haus ist auch das grüne Pentagramm angebracht, das die Fahne Marokkos ziert – offenbar waren in diesen Häusern die Soldaten untergebracht. In der Erinnerung spielen diese Soldaten hingegen eine untergeordnete Rolle, erst in der jüngeren Vergangenheit wird die Geschichte dieser Soldaten teilweise beleuchtet, etwa mit Blick auf Kinder, die aus Beziehungen zwischen Kolonialsoldaten und Österreichinnen hervorgegangen sind.

 (Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-8-47; 45; 67)

(Anmerkung: Der Beitrag wurde am 18.2. korrigiert: die Hausnummer in der Gutenbergstraße ist anders als ursprünglich geschrieben Nr. 6)

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Die Marokkaner kamen wohl erst eine Weile n a c h dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Innsbruck und dürften wenig zur Befreiung Tirols beigetragen haben – oder? Historiker sind hier gefragt!

    1. Lieber Herr Roilo,
      laut den Forschungen von Klaus Eisterer, auf die ich mich beim Verfassen des Textes gestützt habe, waren an der Befreiung von Vorarlberg und der westlichen Teile Tirols auch Marokkanische Truppen beteiligt, die 4e Division Marocaine de Montagne und 2e Division d’Infanterie Marocaine – letztere erreichte am 6. Mai 1945 St. Anton.

      1. Es ist aber doch so, dass die Amerikaner die ersten in Innsbruck gewesen sind. Sie blieben bis 15. Juli 45 und überließen dann gemäß den zwischen den Allierten getroffenen Beschlüssen zur Aufteilung Deutschlands und Österreichs in Besatzungszonen Tirol teilweise den Franzosen. In Osttirol waren die Engländer. Die Tiroler hätten lieber die Amis gehabt. Ausgerechnet die Franzosen. Die verbliebenen Enklaven Camp Rum und das Feldzeuglager in der Reichenau waren ein schwacher Trost.
        Dabei hatte Österreich einen anderen Status als Deutschland, die Franzosen in Baden-Württemberg waren wesentlich unguter als die bei uns. Was haben meine Eltern – Mutter Badenserin, Vater Tiroler – an Papierkriegschikanen mitgemacht, ehe sie (bereits verheiratet!) zusammenziehen durften. Um ein Haar wäre ich Deutscher geworden 😀

      2. Da war wohl mein ganzes Denken auf Innsbruck fokussiert. Auch bin ich kein Historiker, aber ich hätte es eigentlich wissen müssen, es gibt ja immerhin das Denkmal in der großen Schleife der Arlbergstraße am Mooserkreuz, das an den Einmarsch der französischen Truppen nach Tirol im Mai 1945 erinnert.
        Ich bitte also um Verzeihung, durch Sie, lieber Herr Aichner und durch die französische Nation!

  2. Chronologie des Kriegsendes aus der Sicht einer nach Erl „evakuierten“ mittlerweile 6 1/2jährigen:
    Zuerst kamen 2 junge Mädchen/Frauen aus Horn, NÖ, am Nachbarbauernhof, beim „Riedl“ an. Sie hätten erzählt, die Russen seinen schon nahe gewesen – und der Papa, ein Zahnarzt, habe ihnen seine ganzen Instrumente mitgegeben. Und er habe sie in den Waggon hinaufgeschoben,,,,,
    Mit dem allerletzten Zug seien sie noch nach Westen gekommen, hieß es – und die Russen….gell!!!
    Ja, der Papa sei daheimgeblieben.
    Instrumente? „Machen die Henriette und die Helga Musik?“
    Das war noch im April 1945.
    Dann wurden diese Kanonen aufgestellt – und die Nachbarsbuben kletterten darauf herum, saßen rittlings am Kanonenrohr und ließen sich vom Bruder, der am Schwungrad saß, herumdrehen.
    Dann der Einmarsch der Amerikaner im Mai bei Schneeregen. Wir – im engen Graben des Trockenbachs – zitternd vor Angst und schlotternd vor Kälte – drückten uns eng aneinander. Das Rattern der Panzer dröhnte in die enge Schlucht herein.
    Erst als am späten Nachmittag alles ruhig geworden war, trauten wir uns hinaus. Schüsse waren keine gefallen.
    In der nächsten Zeit kamen „Hausdurchsuchungen“. „Unsere“ enge Schlafkammer im Bauernhof „Blauen“ war gestopft voll mit amerikanischen Soldaten, die nicht nur in, sondern auch hinter jedes Kastl schauten. Ich hatte entsetzliche Angst, die könnten uns etwas antun. Denn unsere Wohnung in Innsbruck war ja von amerikanischen Bomben zerstört worden – also: „Amerika“ hatte eindeutig das negativste Vorzeichen, das man sich vorstellen konnte…
    Endlich waren die „Hausdurchsucher“ abgezogen –
    – und , einige Tage später, standen wieder zwei Ami da – „Hausdurchsuchung“!! – und gingen schnurstracks in unsere Schlafkammer hinauf – der eine machte das rechte Nachtkastl auf und fischte ein Buch heraus, blätterte darin hin, blätterte darin her, hatte endlich gefunden was er suchte – und zeigte seinem Kameraden einen oben auf einer Seite stehenden Namen. Daann nickten beide einander fröhlich zu, legten das Buch zurück und verschwanden wieder.
    Es was ein „Jahrbuch“ des „Zsolnay“-Verlages aus den 30-er Jahren – und darin wurden Neuerscheinungen des Verlages mit jeweils einer Leseprobe vorgestellt. Oben auf jeder Seite stand der Name des Verfassers – Hermann Bahr, Stefan Zweig, Franz Werfel… und ich vermute, daß der zweite Hausdurchsucher selbst einen von diesen Namen trug… und vielleicht selbst Emigrant – oder Sohn von Emigranten gewesen ist.
    Die Kinder des Nachbarbauernhofs holten sich in der einigermaßen weit entfernten Küche der Amerikaner die Essensreste und berichteten vom guten Ananasschmarren….
    ….und über Nacht waren die Amerikaner weg…
    ….und dort, wo von der Straße der Weg zu den Häusern des Weilers „Scheiben“ – wo meine Tante „beim Weber“ untergekommen war – und zum Kalvarienberg, genau an der Ecke, saß ein dunkelhäutiger französischer Soldat hinter einem selbstgemaqchten Feuerchen und hielt Wache – mit Gewehr… z’kalt hat er halt g’habt…
    Dieser Wechsel war so lautlos vor sich gegangen. Auf „unserm“ Bauernhof, in der Weidau, „Beim Blauen“ , hatten wir davon ü-ber-haupt nichts mitbekommen.
    Der Pfarrer, Herr Dr. Hermann Pfatschbacher, gebürtiger Obersterreicher (aus Braunau! „Jetzt mecht i khod nu an Drittn kenna learna, dea was vo Braunau is!“ sagte der Erler Bauer „beim Stoi“), der Pfarrer also veranstaltete gleich Französisch- kurse, abends – meine Mutter besuchte sie auch….
    bis mein Vater am Sonntag, 25.11.1945, dem Katharinentag, dem ersten Wahltag nach dem Krieg, aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft in Frankreich (Elsaß!) zurückkam…
    Aber was die französische Besatzung anbelangt – ja, sie waren da. Aber man „spürte“ sie irgendwie nicht. Da war, nach meinem Gefühl, keine selbstbewußte strahlende Siegerpose. Ja. Sie beschlagnahmten Wohnungen. Es war eine ungemütliche Enge zu spüren, diesbezüglich. Langsam milderte sich auch das…
    Ja, es waren hochinteressante Zeiten. Aber – ich möchte nicht einen Tag davon nochmals erleben.
    Elsaß, käsebleich und ausgemergeldet zurückkam

    1. Jedenfalls: Während die „Befreiung“ durch die Amerikaner sehr lautstark und beängstigend geschah, merkten wir am Bauernhof in der Weidau, „Beim Blauen“, vom Wechsel zur französischen Besatzungs“macht“ ü-ber-haupt nichts – und waren sehr erstaunt und überrascht, plötzlich andere Uniformen und Typen im Dorf zu sehen… nicht selbstbewußt und erhobenen Hauptes, sondern irgendwie genuso verschreckt wie wir – und ungläubigen Blicks „wo sind wir denn da jetzt gelandet“. Und „Ananasschmarrn“ oder sonstige Essensreste konnten die Bauernkinder auch keine mehr holen… „I moan, de ham selber nix!“ oder, anders ausgedrückt: „Bei die Ami waren die Uniformen prall ausg’füllt…, aber an die Franzosen sein sie genau so aberg’schlottert wie an uns das G’wand,,,“

      1. …aber bis sie in Erl waren, hat es doch zwei bis zweieinhalb Monate gedauert! Vorher haben die „Ami“ noch so eine Art geselliger Tanzabende veranstaltet, auch welchen auch Henriette und Helga, die Zahnarzttöchter aus Horn, NÖ, teilgenommen haben. Danach wurde beklagt, daß ihr „Wegga“ verschwunden sei, den eine der beiden im Mantelsack mitgehabt hatte (wobei damals, nach unserer Erfahrung, in Erl manchmal der Grundsatz galt ‚Worauf einer grad nit aufpaßt – das ist herrenloses Gut…“ Hab ich Schimpfer bekommen, weil ich ein Büchl auf der Bank vorm Haus liegengelassen hatte und ins Haus verschwunden war, .. das Büchl war unwiederbringlich weg)
        Aber, wie gesagt, die Ami dürften mindestens 2 Monate in Erl gewesen sein.
        Und der dunkelhäutige französische Wachsoldat draußen beim Weiler Scheiben , der sich nächtlicherweise dieses Feuerle gemacht hatte, verursachte bäuerliches Kopfschütteln. „….mittn in Summa a Feia…“

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