Kindereien
Heute sind wir einmal in einem Kindergarten zu Gast. Ob es ein normaler „Arbeitstag“ oder ein Festtag ist, kann ich nicht beurteilen. Für Zweiteres spricht, dass mehrere der Knaben weißes Hemd mit schwarzer Fliege tragen. Einer sogar mit Hosenträger. Der Opa in klein. Der befliegte Zwerg im Vordergrund schaut überaus träge ins Nichts. Vermutlich wird er einmal Hofrat in einem Amt.
Wie meist schauen die Mädchen aktiver und schlauer aus.
Man darf sich fragen, was da auf den Tischen gespielt wird. In meiner Jugend – die dürfte 15 Jahre früher stattgefunden haben – gab es ein Spiel aus sternförmigen Plastik-Rädern mit Kerben, an denen man sie zusammenstecken konnte. Am Ende der Teile hatte man dann eine Mischung aus Alien, Baumaschine und abstrakter Kunst gebaut. Hier scheint es sich um Ringe mit einem ähnlichen Zweck handeln.
Eine Aufsichtsperson ist nicht zu sehen, aber zweifelsohne im Raum. „Tante“ darf man ja heute nicht mehr sagen – haben mir zeitgeistbewusste Menschen erklärt. In meiner Jugend in einem Pfarrkindergarten gab es eine (unendlich dicke) Tante Eva. Die war uralt. Eines Tages hat sie uns erzählt, dass sie schwanger ist. Keine Ahnung, was das ist. Jedenfalls war die Tante Eva dann weg. Dabei war sie uralt. Sicher schon 25.
Die Kinder sind inzwischen auch Menschen in einem gesetzteren Alter. Irgendwo zwischen 45 und 55 vielleicht. Was wohl aus ihnen geworden ist? Vielleicht erkennt sich ja jemand aus der Leserschaft an seine Jugend.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-3862)