Kettenbrücke!
Damit auch jeder weiß, wo er sich befindet, hat man auf dem südlichen Widerlager der Kettenbrücke ein ebenso lautendes Taferl angebracht. Wahrscheinlich würde auf dem Schild daneben auch eine interessante Information stehen, aber mehr als, dass das schnelle Überqueren… Naja, man kann es sich ja denken. Auf dieser Aufnahme erkennt man aber auch das große Problem der Kettenbrücke. Mit dem zunehmenden Straßenverkehr wurde eine einspurige Brücke binnen weniger Jahre einfach obsolet.
Die Glieder der Kettenbrücke wurden von einer Unterländer (Fieberbrunner?) Eisengießerei produziert und das letzte „überlebende“ Stück im Stadtarchiv/Stadtmuseum ist heute der vermutlich letzte Nachweis der Produktion dieser Eisengießerei.
Wesentlich überraschender ist, dass ein Soldat mit geschultertem Gewehr die Brücke bewacht. Sollten wir uns gerade im Ersten Weltkrieg befinden, dann hat es das Schicksal gut gemeint mit dem Bewacher. Andere Soldaten hatten nicht so viel Glück. Mit Fortgang des Krieges wurden dann zunehmend ältere Jahrgänge für Bewachungsaufgaben herangezogen. Vermutlich sehen wir im Schatten der Brücke den Kollegen von der Nordseite einherschreiten. Vielleicht nicht ganz so dienstlich, sondern auf eine Zigarette oder so. Sollte es ein Vorgesetzter sein, dann ist es auch nicht so schlimm, denn der Soldaten ist ja recht diensteifrig.
Die talfahrende Kabine der Hungerburgbahn ist an diesem Sonnentag gut besetzt und erreichte wenige Augenblicke nach der Aufnahme die Talstation, die wir am linken Bildrand noch erahnen können.
Auf der Hungerburg sehen wir noch das alte Mariabrunn. Daher wissen wir, wann das Foto spätestens aufgenommen worden sein muss.
Trotzdem bleibt der LeserInnenschaft noch Einiges, was nach Erläuterung schreit…
(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Kr/Pl-184)
und das Kloster – genau daneben – mit den Schulen
Fährt die Bahn wirklich talwärts? Von anderen Abbildungen der alten Garnituren habe ich einen uniformierten Bediensteten in Erinnerung, der in entschlossener Respektspersonhaltung eine Kurbel in der Hand hält. Hier ist die Plattform voll mit Civilpersonen. Auch der Sonnenstand – Vormittag – läßt eher auf die Bergfahrt zahlreicher Ausflügler schließen.
Und den im Torbogen einherschreitenden Herrn halte ich der schlampigen Adjustierung wegen eher für einen Bauern, k-o- Kriterium ist die fehlende Uniformkappe – wie soll man da salutieren, wenn zufällig der Kaiser vorbeikommt.
Sonst fällt mir zu Bild nichts besonderes ein. Die andere Innseite steht noch ein bäuerlicher Stadel. Und das Taferl ist kaum zu entziffern. Mit viel Phantasie könnte es z.B. heißen „Das schnelle Fahren und Viehtrieb über diese Brücke ist strikte verboten!“
Der Text des Taferls könnte wie folgt lauten:
„Das schnelle
Fahren und Gehen
über diese Brücke ist
bei Strafe verboten“
Nach Ausbruch des ersten Weltkriegs mussten auf der Lokalbahn die Fenster bei der Fahrt über die Innbrücke geschlossen gehalten werden, weil man Angst vor Sabotageakten hatte. Evtl hat der Soldat auch damit was zu tun?
Mit der einspurigen Fahrbahn und den engen Torbögen wäre ein Gegenverkehr vermutlich nur schwer möglich gewesen. Deshalb habe ich den Hinweis auf der Tafel als „Das schnelle Überqueren von der (dieser?) Brücke ist erwünscht“ gelesen. Allerdings mehr interpretiert als entziffert 😉 Hätte mir aber eingeleuchtet, dass man damit auffordern wollte, beim Überfahren nicht zu trödeln, damit auf der Gegenseite kein Stau entsteht.
Das Haus mit dem zweigeschoßigen Erker, das hier aussieht, als würde es genau unterhalb der Bahntrasse stehen, gibt es offensichtlich noch. Würde man heute hinter dem Bogen an der gegenüberliegenden Seite das Cafe Kapaunig sehen?
So einspurig wirkt die Brücke aber nicht. Wenn man nicht von SUV Breiten ausgeht, sondern dem zierlichen Fuhrpark von früher, dürfte es sogar knapp zweispurig gewesen sein.
Von SUV’s war ich sehr weit entfernt, Herr Haisjackl. Mich hat der dezent verstreute „Bodenbelag“ vielmehr dazu verleitet, an Pferdefuhrwerke zu denken 😉
Mit jeweils 2 PS könnte es da schon eng werden …