Kaiserliche Post (II.)
Wie bereits im letzten Artikel erkennbar ist, waren das Thema Habsburg in der Zwischenkriegszeit durchaus noch aktuell, auch wenn es kaum konkrete oder realistische Pläne zu ihrer Restauration gab. Während sich die sog. Legitimisten für die entthronte Dynastie einsetzten, blickten die Sozialisten und Sozialdemokraten mit Argusaugen auf Meldungen vom potenziellen Erben im Exil.
Im Januar 1933 berichteten die Innsbrucker Nachrichten über den Aufenthalt des Exilanten in Berlin, der einige Vorlesungen an der dortigen Universität besuchten wollte. An sich hätte das vielleicht keine Schlagzeilen gemacht, aber was diesem akademischen Besuch politische Brisanz verlieh, war, dass Kurt Schuschnigg (damals Justizminister) ebenfalls gerade in Berlin weilte. Es war bekannt, dass Schuschnigg selbst zum Lager der Legitimisten gehörte, somit lag für kritische Beobachter der Verdacht nahe, dass es sich hier nicht nur um einen Zufall handelte.
Schnuschnigg sah sich genötigt zu dementieren, dass er irgendwelche Gespräche mit dem Kaisersohn (wie er in der entsprechenden Mitteilung betitelt wurde) geführt hatte oder zu führen gedenke. Der potentielle Thronfolger selbst betonte, dass es sich bei seinem Aufenthalt ausschließlich um eine Studienreise handele. Dieser Behauptung wurde allerdings kaum dadurch Glaubwürdigkeit verliehen, dass er nicht nur die Universität, sondern auch den preußischen Landtag besuchte.
Für die sozialistische Arbeiter Zeitung war die Sache ein klarer Fall:
Man wird also nicht fehlgehen, wenn man annimmt, dass der Sohn der herrschsüchtigen und ränkevollen Frau Karls des Letzten politische Beziehungen sucht […]
Arbeiter Zeitung, 21. Januar 1933, S. 3.
Selbst die Arbeiter Zeitung räumte jedoch ein, dass es sich bei der zeitlich Überschneidung der Aufenhalte nur um Zufall handeln könnte.
(Kurt Schuschnigg, zur Zeit der Aufnahme bereits Bundeskanzler, Signatur Ph-11512)