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Jesuitenmissionare Ziehen Nach China

Jesuitenmissionare ziehen nach China

Mein heutiger Archivfund ist sowohl faszinierend als auch ein wenig ungewöhnlich, besonders wenn man das Bild genauer betrachtet. Auf den ersten Blick scheint es sich um ein gewöhnliches Marienbildchen zu handeln – nichts Auffälliges. Doch bei näherem Hinsehen offenbart sich ein außergewöhnliches Marienbild im asiatischen Stil.

Die Vorderseite zeigt Maria, die unter einem Baldachin auf einem Stuhl sitzt und das Jesuskind auf dem Arm hält. Neben ihnen steht ein Tisch mit einer Blumenvase. Im Hintergrund der Szene sind Bambusbäume und felsenartige Gebilde zu sehen, zudem ein chinesischer Schriftzug, der leider nicht entziffert werden kann.

Die Rückseite des Marienbildes informiert über drei Missionare, Johann Walchars aus Wien, Josef Borchard aus Lingen bei Hannover und Karl Staudinger aus Linz a. d. Donau, die im August 1938 zu einer Missionsreise nach China aufbrechen.

Das Christentum in China hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, geprägt von Phasen des Aufblühens und der Verfolgung. Verschiedene Herrscherdynastien förderten, unterdrückten oder ignorierten die christlichen Minderheiten, die im 7. Jahrhundert durch die Nestorianer und im 13. Jahrhundert durch Franziskaner und Dominikaner entstanden.

Nach einer längeren Pause der Missionstätigkeit gelang es den Jesuiten 1583, in China Fuß zu fassen. Ihr Ziel war es, vor allem die Oberschicht für das Christentum zu gewinnen, indem sie sich weitgehend kulturell anpassten – ein Ansatz, der als „missionarische Akkommodation“ bekannt wurde. Doch diese Strategie führte nicht zum erhofften Erfolg. Stattdessen wuchs das Misstrauen gegenüber den Missionaren, was schließlich in Verfolgung mündete und die weitere Verbreitung des Christentums erschwerte.

Die historische China-Mission der Jesuiten gilt als eines der mutigsten und zugleich umstrittensten Experimente in der Geschichte der Missionstätigkeit. Im Jahr 1583 gelang es Matteo Ricci und Michele Ruggieri, auf legale Weise nach China zu reisen. Sie erhielten die Erlaubnis des Präfekten der Provinz Guangzhou, sich in Zhaoqing niederzulassen, der Residenzstadt des Vizekönigs im Südwesten des Landes, etwa westlich von Guangzhou. Insgesamt verbrachten die Jesuiten dort zwölf Jahre.

Trotz einiger Widerstände errichtete Ricci 1585 in Zhaoqing eine Kirche und fertigte die erste Version seiner berühmten Weltkarte an, die einen wichtigen kulturellen Beitrag darstellte.

Titelbild: Stadtarchiv Innsbruck Sign.: Div-5234-01

Bild im Beitrag: Stadtarchiv Innsbruck, Sign.: Div-5234-02

Verfasserin: Laura Madreiter

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Eine persönliche Erinnerung:
    Von der „Christlichen Vertrauensmännin“ (tut mir leid, so hieß das damals) in der Buchhaltung der Post- und Telegraphendirektion Innsbruck wurden, ungefähr zwischen 1958 und 1960, einige von einem Missionar auf echter Seide gemalte Bilder (stets Madonnen von fernöstlichem Typus) angeboten – eine kleine zusätzliche Spende war natürlich willkommen.

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