Innsbrucker Familiengeschichte(n) – Teil 1
Vor knapp zwei Jahren erschien an dieser Stelle ein kleiner Beitrag über das Juweliergeschäft des Gottfried Schönach am Burggraben. Eine großzügige Schenkung ermöglicht es uns nun, einen Blick auf seine Familie zu werfen. Mit seiner Frau Therese, geb. Greßl (gest. 1908), hatte der Juwelier Gottfried Schönach (1834-1914) drei Töchter und drei Söhne. Unser Titelbild zeigt sie im August 1897 im Atelier des bekannten Innsbrucker Fotografen Fridolin Arnold:
- Reihe v.ln.r.: Therese, Gustl und Ida
- Reihe v.l.n.r.: Gottfried jun., Marie und Ludwig
Wir wollen uns heute dem im Jahr 1866 geborenen Gottfried jun. zuwenden, der nicht in die Fußstapfen seines Vaters trat, sondern eine Laufbahn in der österreichisch-ungarischen Armee anstrebte. Er rückte im Oktober 1883 als Rekrut zum Tiroler Kaiserjägerregiment ein. Knapp ein Jahr später erhielt er mit der Beförderung zum Patrouilleführer den ersten Stern am Kragenspiegel. Bereits Anfang Dezember 1884 erfolgte die Ernennung zum Oberjäger und mit 6. Jänner 1885 jene zum Rechnungs-Unteroffizier II. Klasse. Schönach war damit in einen selten beachteten Zweig der k.(u.)k. Armee gewechselt.
In der österreichisch-ungarischen Armee war zur „Besorgung des ökonomisch-administrativen Dienstes bei den Truppenkörpern und Heeresanstalten […] das Offizierskorps der Truppen-Rechnungsführer bestimmt. Der Rechnungsführer (wo zwei systemisiert sind, der rangältere) ist Referent des Kommandanten, Mitglied der Verwaltungskommission und Vorstand der Rechnungskanzlei. Im Kriegsfalle wird die Verwaltungskommission bei den Truppen aufgelöst und der Rechnungsführer versieht den gesamten ökonomisch-administrativen Dienst selbstständig. Für den Rechnungshilfsdienst in den Rechnungskanzleien sind Rechnungs-Hilfsarbeiter (Unteroffiziere) systemisiert. Der Rechnungs- und Manipulationsdienst bei den Unterabteilungen wird von Rechnungs-Unteroffizieren (1. und 2. Klasse) versehen.“ (Quelle: Österreichische Bürgerkunde. Handbuch der Staats- und Rechtskunde in ihren Beziehungen zum öffentlichen Leben, 2 Bde., Wien o.J., Bd. 1, 309f.)
Obwohl Schönach jun. seine dienstlichen Aufgaben offenbar zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzen erledigt und am 4. Feber 1888 die Fachprüfung zum Truppenrechnungsführer mit gutem Erfolge bestanden hatte, weshalb er für die „seinerzeitige Beförderung zum Leutnant-Rechnungsführer“ vorgemerkt worden war, ließ diese Ernennung auf sich warten.
Erst mit 1. November 1896 wurde er – unter gleichzeitiger Versetzung vom 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger zum böhmischen Infanterie-Regiment (IR) Nr. 91 (Garnison Prag) – zum Leutnant-Rechnungsführer ernannt. Bereits im Mai 1897 war Schönachs Dienstzeit beim IR 91 jedoch vorüber. Mit 1. Juni jenen Jahres wurde er zum Corps-Artillerie-Regiment Nr. 8 transferiert, das damals ebenfalls in Prag stationiert war.
Im Herbst des Jahres 1903 – als er seine Ernennung zum Oberleutnant-Rechnungsführer erhielt – befand sich Schönach immer noch in Prag. Allerdings hatte er inzwischen längst neuerlich Regiment und Waffengattung gewechselt. Bereits Anfang März 1898 war er beim böhmischen Feldjägerbataillon (FJB) Nr. 6 eingeteilt worden, wo er die Aufgaben des Truppenrechnungsführers versah, d.h. er war für die Abwicklung der wirtschaftlichen Belange und den Rechnungsdienst des FJB 6 verantwortlich.
Mit 1. Mai 1910 erfolgte schließlich seine Ernennung zum Hauptmann-Rechnungsführer im oberösterreichisch-salzburgischen Festungsartilleriebataillon Nr. 1 mit Garnison in Trient. In dessen Reihen zog er im August 1914 in den Krieg.
Im Frühjahr 1915 wurde ihm „das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeits-Medaille in Anerkennung vorzüglicher Dienstleistung vor dem Feinde“ verliehen. In weiterer Folge erhielt er die Bronzene Ehrenmedaille vom Roten Kreuz und das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Zu der letzten Auszeichung gratulierte ihm der langjährige Chef des k. u. k. Generalstabes, Franz Freiherr Conrad von Hötzendorf, persönlich. Ob sich die beiden aus Conrads Dienstzeit in Innsbruck kannten, oder ob Schönach einfach gut vernetzt war, muss in Ermangelung anderer Quellen offen bleiben.
Für seine „intensive Werbetätigkeit bei der VI. Kriegsanleihe“ innerhalb der Armee wwurde ihm am 1. Feber 1918 zudem „die belobende Anerkennung“ ausgesprochen (die Anerkennung der Anleger wird sich hingegen in Grenzen gehalten haben, war ihr Geld doch wenige Monate später futsch …). Auch nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie und dem Kriegsende blieb Gottfried Schönnach jun. im Militärdienst aktiv.
Als Militär-Rechnungsrat arbeitete er u. a. beim „Landesbefehlshaber in Innsbruck“. Aus gesundheitlichen Gründen musste Schönnach aber schon bald seinen Rock an den Nagel hängen und in den Ruhestand treten. Er starb am 22. Juni 1920 in Innsbruck und wurde am Westfriedhof begraben.
(StAI, Geschenk Dietrich Leutelt)
Guten Tag Herr Dr. Egger,
nur durch Zufall -bei einer Recherche nach dem eigenen Namen- fand ich heraus, dass Sie diese Seite „innsbruck-erinnert.at“ geschaffen haben, in der meine Familie (und ich) vorkommen. Und wenn Sie von einer „großzügigen Schenkung“ sprechen… ich habe noch ziemlich viele weitere Unterlagen und Dokumente, die ich Ihnen gerne zur Verfügung stellen möchte. Soll ich Ihnen den Säbel des Oberrechnungsrates Ludwig Schönach bringen? Oder seine Soldabrechnungen (Zigarren als Extra für Offiziere)? Wir sind im April wieder in Tirol; ich muss schauen, ob ich bis dahin etwas zusammen stellen kann.
Freundliche Grüße
Dietrich Leutelt