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Im Poeten-Areal

Im Poeten-Areal

Wenn im Innsbrucker Kontext von einem Areal die Rede ist, ist es nicht selten eine Funktions-Landschaft, bei der sich Außenstehende gerne fragen, was denn dort eigentlich genau passiert oder was von wem für wen erzeugt wird. Meistens ist ein Areal umzäunt und hat typischerweise einen grantigen Torwart (dieser kommt als Beruf im Adressbuch vor).

Was fällt Ihnen ein? Tivoli-Areal, Champagnerreiter-Areal (oder wars doch Campagne?) Klinik-Areal, Loden-Areal… und natürlich das nie anders genannte Köllensperger-Areal. Davon gibt es in diesem Beitrag gleich drei Bilder von Richard Müller. Das Titelbild, von der Kuppelspitze der Mariahilfkirche aus geschossen, dazu den etwas früher entstanden Gegenschuss von der Höttinger Hausbergkante (die Baracken fehlen hier noch):


… und schließlich die Torsituation mit vielen Aufschriften, chronologisch sehr wahrscheinlich als drittes Bild in der Reihe entstanden. Die Firma Ford als Hausmarke hat sich durchgesetzt, das im Titelbild zu sehende Mobiloil hat mittlerweile der Standardoil Platz gemacht.


Das Titelbild zeigt auch das Wopfnerhaus, vulgo Ansitz Ettnau, auch Malfatti-Schlössl genannt mit unverbauter Rundumsicht. Hier hat der Innenstadt-Straßenpatron, Jurist und Nationaldichter Hermann von Gilm als junger Mensch gewohnt, wofür auch ein Erinnerungsschild angebracht wurde. Die heutige Adresse ist Höttinger Gasse 25.

Zwei kurze Beiträge auf unserem Blog haben den „Erlebnisdichter“ Gilm schon zum Thema gehabt – zu seinem 100sten Geburtstag wurden ihm 1912 in den Innsbrucker Nachrichten vier ganze Seiten gewidmet, in denen unter anderem Klara Pölt ihre persönliche Verbindung zu Werk und Mensch darlegt. Viel mehr als dass er ein Tier – und Menschenfreund war, der meist Hals über Kopf tragisch verliebt war, sich ein Leben lang an seiner jesuitischen Erziehung abarbeitete und sich gelegentlich, wenn er spät abends heimkam, einen Schmarren kochte, ist darin allerdings nicht zu erfahren; auf der vierten Seite kann man aber noch ein Mark erschütterndes Muttertagsgedicht des alpinen Dichterfürsten lesen. Den Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts erreicht diese Kerzenschein-Schmacht-Lyrik irgend wie nicht mehr – oder täusche ich mich?

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Das Köllensperger Areal hat mit der riesigen Freifläche östlich der Neuhauserstraße noch einen heute vergessenen Ableger in Wilten gehabt. Eine Tankstelle und ein Köllensperger Eisenwaren und Werkzeuggeschäft besetzten dann den südlichen und östlichen Rand.Dazu gab es eine ebenfalls Köllensperger gehörende Gebrauchtwagenhalde, wo ich mir fast einen Mazda 323 gekauft hätte, wenn damals die Marke nicht so exotisch gewesen wäre.
    Noch weiter südlich gäbe es mit dem IVB Gelände auch noch so ein „Areal“.

    Der Gilm war mit seinen Gedichten ein Kind seiner Zeit, danke für den Begriff Kerzenschein-Schmacht-Lyrik. Was er wohl zum Auto gedichtet hätte?

    Der wackre Motor schmacht‘ im Schmerze
    oh zünd noch einmal, du Zündkerze!

  2. Richard Strauss hat einige Gedichte von Hermann Gilm (z.B. Allerheiligen, Die Nacht) wunderbar vertont und beeindrucken noch heute. Das Gedicht Allerheiligen wurde bis Anfang der 20er Jahre fast 40x mal vertont und war in England sehr populär. Seine politischen Texte sind natürlich der Zeit verpflichtet.

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