Ich habe da ein Album entdeckt… – XI
Nachdem das kürzlich präsentierte Gebäude noch nicht lokalisiert werden konnte, schiebe ich gleich noch eins nach. Diesmal bewundern wir eine Hinteransicht. Auch ein Rück kann entzücken. Wie schon die anderen Bilder aus dieser Serie ist das Haus wieder bis zur Sterilität sauber, adrett, fad, unbelebt und bieder.
Nachdem wir in einer Zeit vor der Allgegenwart des privaten Automobils sind, ist das am rechten Rand des Grundstücks eher eine Werkstatt als eine Garage.
Ich denke, dieses Foto ist ein „Friedensangebot“ an die Rätsel-Gemeinde. Es wird wohl wieder in den gewohnten wenigen Minuten gelöst sein. Aber es geht ja nicht um unlösbare Rätsel, sondern um gemeinsam auf Objekte zu schauen, die uns sonst nicht weiter auffallen würden.
Stadtarchiv/Stadtmuseum, Ph/A-24.508.
Es herrscht ja kein Rätselkrieg.
Das schwierige an solchen Rätseln, hier wie beim vorangegangenen Albumfoto, ist, daß man bei solchen Häusern mit reinen Schlafzimmern mit Dach zu tun hat. Dorthin kommt die Familie des Besitzers, und die unmittelbaren Nachbarn, sonst niemand. Und den Spaziergänger verjagen heutzutage die üblichen Hunde mit ihrem hysterischen Gekläff. Ein Stadthaus im klassischen Sinn kennt die Allgemeinheit schon eher. Dort gibt es Adressen, mit denen auch Ortsfremde zu tun haben können, ein Geschäft in der Nähe, einen Arzt, man ist schon mit dem Bus etc. dran vorbei gefahren, kurzum, die Chance des Wiedererkennens seitens der Rätsellöser ist groß. Hingegen diese Biedermannhäuschen auf entlegenen, zur Bauzeit billigen Grundstücken, wer geht dort hin?
So ist es auch hier wieder sehr schwer. Mit Bildbearbeitung nachgedunkelt taucht über dem rechten Hausdach schemenhaft der Rosskogel auf, links vom Haus ein winziger Ausschnitt der Umgebung, es könnte die neubepflanzte Kranebitter Allee sein, dahinter die Rollbahn des Flughafens. Oder doch was anderes? Vermutlich nicht weit weg vom Aufnahmeort des letzten Albumfotos, welches dann doch bei der Hörtnagelumgebung zu suchen ist.
Ich nehme auch an, daß das Haus schon längst umgebaut und die Werkstatt eine echte Garage geworden ist.
Die Bauten auf diesen Fotos sind perfekte Beispiele für die Monotonie und städtebauliche Entmischung in den städtischen Randsiedlungen.
Gerade die Entmischung von Arbeits- und Wohnwelt macht solche Häuschen zu einer Terra Inkognita für andere Stadtbewohner, die auf ihren täglichen Wegen hier nie vorbeikommen.
Der bekannte Autor Alexander Mitscherlich schreibt schon 1968 in seinem Werk „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“, dass in solchen Siedlungen die gähnende Langeweile lauere. Als Folge der Entmischung beklagt Mitscherlich den Verfall städtischer Öffentlichkeit sowie das „Verlöschen des eigentlich Städtischen“.
Als Rätsel haben solche Bilder hingegen durchaus ihren Charme.
Mit der markanten Gebäudeanordnung hat es mich (entgegen fast allen bisherigen Fotos dieser Serie) doch gejuckt und ich habe mich auf die Suche begeben. Ich bin sehr bald auf den Galgenbühelweg 1 gestoßen. Die Garage scheint zu einer Kreuzung aus Garage und Werkstatt mutiert zu sein, wie Google Street View vermuten lässt.
hier noch die Street-View-Ansicht nachgeliefert:
https://www.google.at/maps/place/Galgenb%C3%BChelweg+1,+6020+Innsbruck/@47.2687124,11.3551887,3a,75y,237.71h,83.49t/data=!3m6!1e1!3m4!1sGM6dggsVt_D0iKhYOpfHYA!2e0!7i13312!8i6656!4m13!1m7!3m6!1s0x479d6b9cce0b9093:0x629645976fb942a0!2sGalgenb%C3%BChelweg+1,+6020+Innsbruck!3b1!8m2!3d47.2685425!4d11.3549937!3m4!1s0x479d6b9cce0b9093:0x629645976fb942a0!8m2!3d47.2685425!4d11.3549937
Damit stimmt auch der (damals noch unverbaute) vermutete Blick auf Kranebitter Allee und Rollbahn. Den Blick verbaut hat eine neue Garage. Der „Werkstatt“ wurde ein Carport vor die Nase gesetzt.